Ito yori Gyokuro

Ito yori Gyokuro

Heute geht es um keinen echten Gyokuro, sondern um ein Mitbringsel aus Japan, welches auf den schmeichelhaften Namen “ito yori Gyokuro” (jap.: 糸より玉露) hört. Gefunden habe ich den Tee in Kanazawa, als wir uns vor dem uns nicht wohlgesonnenen Wetter versteckten und unsere Zeit in Kaufhäusern verbrachten, um nach Mitbringseln für Freunde und Verwandte zu suchen. Bei dieser Suche stieß ich also auf einen kleinen Laden, der sich auf diese Art von Tee spezialisierte.

ito yori Gyokuro
ito yori Gyokuro

Was bedeutet der Name?

Der Name bedeutet frei übersetzt “Gyokuro aus Fasern”. Und wenn man sich den Tee ansieht, dann erkennt man sogleich die Namenherkunft, denn der Tee besteht nur aus Fasern, die zum größten Teil die Haut der Stengel und Blattadern bildeten.

Wie wird der Tee hergestellt?

Blatttee wird in Japan von vielen Bauern zu einem Rohtee verarbeitet, der als Vorstufe des richtigen Tees angesehen wird. Dieser enthält noch viele Stängel, Blattbruch und auch längere Blattnadeln. Der Rohtee wird dann von Teefirmen eingekauft und nochmals veredelt, indem man alle Stängel aussortiert, den Tee sortiert und den Blattbruch aussiebt. Danach kann der Tee nochmals nachgeröstet werden, um sein Aroma zu intensivieren. Fasern und Stängel sind im Endprodukt unerwünscht, denn in Japan legt man großen Wert auf die Optik. Allerdings haben auch diese Bestandteile (jap.: demono) noch Geschmack und so hat sich ein Unternehmer eine Geschäftsidee überlegt, wie man diese Reste noch verwerten kann.

"Gyokuro aus Fasern"
“Gyokuro aus Fasern”

Das Blatt

Der Tee ist sehr voluminös und besteht hauptsächlich aus den äußeren Schichten der Stengel. Hier und da finden sich zwar auch gröbere Blattstücke und Holz, aber der Anteil beträgt weniger als 10%.

Aroma

Der Geruch ist sehr leicht, eigentlich fängt man erst an, etwas zu riechen, wenn man den Tee in einen warmen Behälter oder eine vorgewärmte Teekanne füllt. Dann kann man eine dezente Frucht erahnen. Davor kommt allerdings ein sehr starker Duft, der mich vor allem an Tencha erinnert. In einer Tenchafabrik riecht es jedenfalls genauso. Neben nussigen Aromen finde ich auch leichte Algen.

Ziehzeit beträgt ca. 2Minuten bei 50°C
Ziehzeit beträgt ca. 2 Minuten bei 50°C

Geschmack

Ich gebe zunächst ca. 3-4g von diesem Tee in eine Kanne, die 150ml Fassungsvolumen hat. Der erste Aufguss bei ca. 50°C darf 2 Minuten ziehen – wie ein echter Gyokuro. Und so ähnlich fällt auch der Geschmack aus. Sehr intensiv und leicht algig dazu viel Umami. Der Nachgeschmack ist lang und nussig. Danach erinnert die Intensität entfernt an Parmesankäse. Wenn ein Getränk so intensiv ist, kann man nicht viel davon trinken. Man muss die wenigen Schlücke in kleinen Dosen genießen. Eine große Kanne wäre fehl am Platz.

Die Tassenfarbe ist gelber als erwartet
Die Tassenfarbe ist gelber als erwartet

Der zweite Aufguss, den ich sofort abgieße, ist viel leichter. Offenbar haben die Fasern fast ihren ganzen Geschmack bereits an den ersten Aufguss abgegeben und verfügen nur über wenige Reserven. Ich muss an Grüntees denken, die mit Matcha verfeinert werden. Außerdem ist deutlich Gemüse zu schmecken. Ich denke an Zucchini und Aubergine. Trotzdem fehlt es dem Tee an Körper, er wirkt ein bisschen flach.

Der zweite Aufguss ist viel dichter und grüner
Der zweite Aufguss ist viel dichter und grüner
Die Fasern aus der Nähe betrachtet
Die Fasern aus der Nähe betrachtet

Fazit

Der “ito yori  Gyokuro” kann sich mit einem richtigen Gyokuro nicht messen. Dafür ist er nicht komplex und vielschichtig genug. Mir hat es vor allem an Süße und Körper gefehlt. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viel Geschmack noch in den Fasern steckt. Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass Kukicha in Japan eine Daseinsberechtigung hat. In Deutschland gibt es noch Teataster, die diese anzweifeln, da in der Welt des Schwarztees jede Form von Stängeln im Tee negativ beurteilt wird. Dieser Tee kostete in Japan nur ein Drittel bis die Hälfte eines echten Gyokuros. Daher darf die Erwartungshaltung nicht allzu hoch ausfallen.

Wer demnächst etwas im Shop bestellt, bekommt von dem Tee eine Gratisprobe. Natürlich nur so lange der Vorrat reicht.