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Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Viele Teetrinker werden im Laufe der Zeit mit dem Thema konfrontiert, dass bestimmte Keramik sich positiv auf den Geschmack von Tee auswirken kann. Im Netz gibt es dazu bereits viele Informationen. Lange Zeit habe ich einen weiten Bogen um dieses Thema gemacht, weil ich mich als Verkäufer von Keramik unwohl fühle. Das liegt daran, dass ich als kritisch denkender Mensch solcherlei Informationen von Verkäufern grundsätzlich hinterfrage, da die Versuchung groß ist, eine positive Wirkung auf den Geschmack als verkaufsförderndes Argument zu verwenden. Und natürlich möchte ich auch von meinen Kunden und Lesern nicht als solcher wahrgenommen werden.

Dennoch werde ich häufig nach den Eigenschaften des Tons gefragt und ich kann das Bedürfnis nach einer Empfehlung sehr gut verstehen. Deswegen gebe ich in solchen Fällen eine persönliche Meinung ab. Wichtig ist mir bei diesem Thema, Transparenz zu zeigen. Ich persönlich trinke in meinem Alltag sehr häufig Tee aus Keramikbechern, ohne dass ich diese nach ihren Eigenschaften einsetze. Für mich ist sogar in viele Fällen der ästhetische Genuss wichtiger als die Kompatibilität mit einer Teesorte. Nur wenn ich Tee zeremoniell zubereite, fließt dieser Aspekt mit ein.

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Für diesen Artikel habe ich mir Hilfe von einem Außenstehenden geholt, dessen Meinung ich sehr schätze. Mein Arbeitskollege Gero, der leider aufgehört hat, seinen Teeblog mit Inhalten zu füttern, ist ein leidenschaftlicher Teetrinker mit Jahrzehnte langer Erfahrung. Seine Meinung wird auch im Tea-Taster Team so sehr geschätzt, dass wir ihn gerne bei spannenden Verkostungen nach seinem Urteil fragen. Daher habe ich Gero darum gebeten, eine Versuchsreihe durchzuführen.

Gero wählte jeweils einen Tee und bereitete ihn im neutralen Porzellan-Gaiwan zu. Das ist die Referenz. Im Vergleich dazu brühte er den Tee mit gleicher Einwaage, Wassertemperatur und Ziehzeit in zwei Utensilien aus Ton bzw. Keramik und verglich dann die drei parallelen Aufgüsse direkt miteinander.

Erste Runde: zweimal Tokoname vs. Porzellan

Tokoname – roter Oxidationsbrand

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Grüntee: Südkorea Seogwang

Ich merke eindeutig, dass das rote Kännchen dem Tee eine gewisse Cremigkeit verleiht, dafür aber die Geschmacksintensität insgesamt reduziert.

Oolong: Zealong Oolong

Erstaunlicherweise war hier das rote Kännchen mein Testsieger. Bei den Grüntees fand ich, dass die Rote etwas Cremigkeit in den Tee brachte. Beim Zealong Oolong stellt sich dieser Effekt so dar, dass der Tee dadurch fruchtiger wirkt.

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Shuixian Oolong

Beide Kännchen (rot und schwarz) liegen deutlich vor dem Gaiwan. Denn dieser Tee hat eine scharfe Säure / Adstringenz, die hinter den Röstnoten liegt und etwas unangenehm ist. Beim Porzellan Gaiwan kommt diese unangenehme Note sehr deutlich raus. Die schwarze Kyusu reduziert die Säure etwas, die rote sehr deutlich. In Aufguss 1 und 2 war der Tee aus dem roten Kännchen lecker süßlich und mild – mein Favorit. Aber bei Aufguss 3 hatte der Tee schon deutlich nachgelassen und schmeckte aus dem roten Kännchen zu blass, während das schwarze noch mehr Teegeschmack bescherte.

Pu Er (junger Sheng, Gushu, Jingmai, 2017)

Deutlich besser als Porzellan, weil der Tee in Ton geschmeidiger wirkt. Aus dem roten Kännchen schmeckt der Tee süßer/fruchtiger.

Tokoname – schwarzer Reduktionsbrand

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Grüntee: Südkorea Seogwang

Das schwarze Kännchen ist bei diesem Tee der klare Sieger in meinen Augen: die Bitterkeit (habe etwas zu heiß aufgegossen) ist abgemildert, aber der Rest des Geschmacksvolumens ist angenehm präsent. Im Vergleich ist mir der Tee im neutralen Porzellan zu harsch.

Oolong: Zealong Oolong

Das schwarze Kännchen hat einen schön abrundenden Effekt, aber überzeugt mich bei diesem Tee nicht so sehr wie das rote. Das neutrale Porzellan liegt deutlich abgeschlagen hinten.

Shuixian Oolong

Siehe die Beurteilung zum roten Kännchen.

Pu Er (junger Sheng, Gushu)

Deutlich besser als Porzellan, weil der Tee in Ton geschmeidiger wirkt. Aus dem Schwarzen wirkt der Tee spritziger, vitaler.

Zweite Runde: Bizen- und Echizen-Keramik vs. Porzellan

Bizen-Keramik – regionaler Naturton (Hochbrand)

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Grüntee: Japan Sencha Extra Fine, Nr. 705

Bei meiner Dosierung und etwas zu heißer Wassertemperatur war der Tee im Kontroll-Porzellan kratzig. In beiden Hōhin war die Kratzigkeit sehr reduziert: in Bizen einfach rund und geschmeidig, in Echizen war etwas mehr Herbe und Würze – aber so angenehm, dass mir der Tee am besten gefiel.

Oolong: Zealong Oolong

In der Bizen-Hōhin wirkt der Tee unheimlich dünn, da gefällt mir sogar Porzellan besser.

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Oolong: Shuixian

Dieser Tee neigt sowohl mit seiner deftigen Röstung als auch viel Adstringenz zu Kratzigkeit. Besonders kratzig ist der Tee in Porzellan – deutlich harmonischer in den Hōhin aus Keramik. Hier ist sogar mal die Bizen-Hōhin besser als die Echizen-Schildkröte: die Schildkröte lässt noch etwas metallische Säure im Tee, welche ich nicht bei Bizen merke.

Pu Er (junger Sheng, Gushu)

Das Ergebnis ist verblüffend: Porzellan ist der klare Sieger. In beiden Hōhin taucht ein metallischer Beigeschmack auf, den ich mir nicht erklären kann. Also würde ich Sheng Puer nicht für die Verwendung in diesen Keramiken empfehlen.

Echizen-Keramik – regionaler Naturton (Hochbrand)

Welchen Einfluss hat Keramik auf den Teegeschmack?

Grüntee: Japan Sencha Extra Fine, Nr. 705

Bei meiner Dosierung und etwas zu heißer Wassertemperatur war der Tee in Kontroll-Porzellan kratzig. In beiden Hōhin war die Kratzigkeitbsehr reduziert: in Bizen einfach rund und geschmeidig in Echizen war etwas mehr Herbe und Würze – aber so angenehm, dass mir der Tee am besten gefiel.

Oolong: Zealong Oolong

Klarer Sieger ist die Echizen-Keramik: es fühlt sich an, als hätte der Tee hier ein wenig mehr Body als in Porzellan. Auch bekomme ich den Eindruck, als wäre ein Spritzer Meerwasser in den Tee geraten: ein Hauch Salz und Umami – das tut dem Tee sehr gut.

Oolong: Shuixian

Dieser Tee neigt sowohl mit seiner deftigen Röstung als auch viel Adstringenz zu Kratzigkeit. Besonders kratzig ist der Tee in Porzellan – deutlich harmonischer in den Hōhin aus Keramik. Hier ist sogar mal die Bizen-Hōhin besser als die Echizen-Schildkröte: die Schildkröte lässt noch etwas metallische Säure im Tee, welche ich nicht bei Bizen merke.

Pu Er (junger Sheng, Gushu)

Das Ergebnis ist verblüffend: Porzellan ist der klare Sieger. In beiden Hōhin taucht ein metallischer Beigeschmack auf, den ich mir nicht erklären kann. Also würde ich Sheng Puer nicht für die Verwendung in diesen Keramiken empfehlen.

Ich bedanke mich bei Gero für seine Erkenntnisse und hoffe, dass diese Euch bei der Einordnung helfen.

Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Wie bereits im letzten Blog angekündigt, werde ich mich in der kommenden Zeit verstärkt mit Nepal-Tees auseinandersetzen. Der Osten Nepals grenzt and Indien, genauer gesagt liegt Darjeeling nur einen Steinwurf von der nepalesischen Grenze entfernt. Und da Darjeeling das renommierteste Anbaugebiet Indiens ist, welches eine viel höhere Nachfrage hat als es überhaupt produzieren kann, werden gerne von den angrenzenden nepalesischen Bezirken Teeblätter nach Darjeeling geschmuggelt, um sie dort zu verarbeiten. Das ist nicht gut, denn auf der Reise leiden die Blätter und was dann als Darjeeling produziert wird, ist qualitativ nicht mehr das Gelbe vom Ei.

Nepal macht Darjeeling Konkurrenz
Besser und effizienter ist es, wenn der Tee direkt im Ursprung verarbeitet wird. Die Grenzgebiete auf nepalesischer Seite haben nahezu identische Anbaubedingungen wie Darjeeling und daher beste Voraussetzungen, guten Tee zu produzieren. Was sie auch machen. Nepal hat sich zu einer ernstzunehmenden Teenation gemausert, die es schafft, zu wirtschaftlich guten Preisen eine echte Alternative zu den Spitzentees aus dem Nachbarland anzubieten.

Ruht sich Darjeeling auf seinem guten Ruf aus?
Das ist deshalb so wünschenswert, weil Darjeeling qualitativ abbaut, die Preise für die wenigen verbliebenen Spitzenqualitäten hingegen weiter in die Höhe steigen. Teehändler haben es daher immer schwerer, gute Qualitäten zu vertretbaren Preisen einzukaufen, denn wir Konsumenten haben natürlich eine Schmerzgrenze und werden nicht jeden Preis für einen guten Tee bezahlen.

Zwei preiswerte Alternativen zu Darjeeling
Schauen wir uns daher zwei Nepal-Tees an, die eine sinnvolle Alternative zu Darjeeling-Tees sind. Bei meinem letzten Besuch beim Tee Kontor Kiel habe ich zwei Tees aus Nepal mitgenommen. Es handelt sich um einen First Flush Schwarztee und einen Oolong.

Wenn ein Schwarztee kein Schwarztee mehr ist
An dieser Stelle ist es sinnvoll auf die traditionelle Einordnung der indischen und nepalesischen Schwarztees einzugehen. Ein Schwarztee ist ein Schwarztee, wenn die Blätter voll fermentiert bzw. oxidiert sind. Wenn man sich nun einen First Flush aus Nepal oder Darjeeling anschaut, dann sieht man häufig, dass die Blätter überwiegend grün sind. Streng genommen handelt es sich daher auch beim First Flush um einen Oolong. Das schauen wir uns später beim direkten Vergleich der beiden Sorten noch genauer an.

Nepal Sandakphu First Flush Premium Tippy (SFTGFOP1) 11,90 EUR (100g)
Sandakphu liegt genau an der Grenze zu Indien und nur 2,5 Autostunden von Darjeeling entfernt. Der Tee eignet sich daher sehr gut für einen Vergleich. Gebrüht wird nach der Methode für Schwarztees gehobener Qualität.

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Blatt
Man hört ja immer wieder von dem “Verbrechen”, dass die Blätter von den Produzenten absichtlich zerkleinert werden, damit diese weniger Volumen für die Verladung einnehmen. Das ist bei diesen wunderschönen Blättern nicht der Fall gewesen. Die Blattstruktur ist überwiegend intakt und wirklich schön anzusehen. Die Blätter sind silbrig grün, wenn ich jetzt einen Grüntee mit diesen Fotos beschreiben würde, kämen dann wohl Einwände?

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Duft
Das trockene Blatt verströmt feine Röstaromen, die ich mit Kuchenkruste und heller Brotkruste verbinde. Dazu kommen florale Aromen, die man auch von Darjeeling-Tees kennt. Direkt nach dem ersten Aufguss denken wir an Pfirsich, Kräuterlimonade (Almdudler) und Heilpflanzenöl.

Geschmack
Gebrüht wurde nach der üblichen Zubereitungsmethode für Schwarztees. Mehr Blätter, dafür kürzere Ziehzeiten und mehrere Aufgüsse. Der erste Aufguss zeigt noch nicht das ganze Potenzial, er ist sehr mild, dabei leicht fruchtig und Frau P. verbindet diese Frucht mit der Passionsfrucht.

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Erst beim zweiten Aufguss kann ich ihr dabei zustimmen. Jetzt erkenne ich sie auch. Da ist aber noch viel mehr. Zunächst zeigt sich der typisch florale First Flush-Charakter, den man auch von Darjeeling kennt. Die Frucht ist vielschichtig, denn neben der Passionsfrucht finden wir Spuren von naturtrübem Apfelsaft aus Wildwuchs, aber etwas Apfelmus ist auch dabei. Insgesamt sehr aromatisch.

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Der dritte Aufguss bringt endlich die eingangs erschnupperte Kuchenkruste in die Tasse. Die Frucht wird frischer und erinnert deutlich an Zitrusfrüchte.

Nepal Oolong Pathivara
Dieser Tee kommt aus dem Panchthar-Distrikt Nepals, der zwar über 3 Autostunden von Darjeeling entfernt ist, was aber eher an der Straßenführung liegt, denn die Luftlinie beträgt maximal 100km.

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Blatt
Das Blatt des Pathivara Oolong ist nicht ganz so schön wie das des Vorgängers. Es ist mehr Blattbruch dabei, wobei das weniger als Kritik gemeint ist. Tees wie der Sandakphu sind einfach die Ausnahme. Es fällt auf, dass die Erscheinung viel dunkler ist, der Pathivara erinnert somit mehr an einen Schwarztee als der Sandakphu.

Duft
Der Duft des trockenen Blattes ist im ersten Moment vom First Flush kaum zu unterscheiden, aber er scheint im direkten Vergleich doch kräftiger, würziger und irgendwie schwerer zu sein. In der aufgewärmten Kanne kommen interessante Aromen zum Vorschein, der Duft von Pinienwäldern in einer kleinen Kanne.

Geschmack
Man sieht es schon an der Aufgussfarbe, im Mund folgt die Bestätigung. Dieser Tee ist würziger, vollmundiger und gehaltvoller. Ich gestehe ja, dass ich die oxidierteren Tees lieber mag. Es gibt eindeutige Parallelen zu Darjeeling Second Flush wie z.B. das oft angesprochene Muscatel-Aroma. Der erste Aufguss ist würzig und erfrischend im Abgang. Zuerst zeigt sich Haselnuss, doch im Nachklang erinnert der Tee vielmehr an Walnuss.

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Im zweiten Aufguss werden die nussigen Aromen noch viel deutlicher. Es gesellt sich eine dezente Süße dazu. Sehr lecker.

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Einen Aufguss machen wir noch und werden mit Anflügen von Orangenschalen verwöhnt. Im Gegensatz zum First Flush stellt sich ein vertrauter Schwarzteegeschmack ein. Gepaart mit den Zitrusnoten kommen Erinnerungen an Zitronentee auf. In Polen gibt man ja gerne eine Scheibe Zitrone in den Tee.

Vergleich vom Schwarztee (First Flush) und dem Oolong 9,90 EUR (100g)
Ein richtiger Schwarztee sollte eigentlich braune Blätter haben, ähnlich einem angebissenen Apfel, der einige Zeit an der Luft liegt und sich braun färbt. Links sehen wir den “Schwarztee”, der ein guter Repräsentant eines First Flush aus Darjeeling bzw. Nepal ist. Rechts sehen wir den Oolong, der deutlich dunkler ist.IMG_1759

Fazit
Ich behaupte, dass beide Tees in einer Blindverkostung von “echten” Darjeeling nicht zu unterscheiden wären. Wenn überhaupt, dann ist es der Oolong, der im Vergleich zu einem volloxidierten Second Flush auffallen würde, weil die Oxidation nicht weit genug fortgeschritten ist. Trotzdem sind beide Tees hervorragende Exemplare dafür, was Nepal zu bieten hat. Und da Nepal noch immer mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen hat, erfreut es mich umso mehr, dass auch Tee Kontor Kiel eine Spendenaktion gestartet hat. 50% der WebShop-Umsätze, die durch Nepal-Tee zustandekommen, werden an ManMayaMed e.V. gespendet. Hier geht es zum First Flush und zum Oolong.

Ist Nepal-Tee nun der bessere Darjeeling? Das kommt ganz darauf an, worauf man den Schwerpunkt legt. Darjeeling ist immer noch in der Lage, Spitzenqualitäten zu produzieren, die Nepal zur Zeit noch ausstechen. Aber diese haben dann auch ihren Preis. Geht man nur nach dem Preis-Leistung-Verhältnis, dann hat Nepal die Nase vorn.

Nepal ist nicht nur gut darin, preisgünstige Darjeeling-Alternativen hervorzubringen. Es gibt Produzenten, die es schaffen, einen ganz eigenen “Nepal-Charakter” zu kreieren. Um diese Tees wird es nächste Woche gehen. Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, dann trage dich in den Newsletter ein.
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P.S.: Kurz in eigener Sache. Ein kleiner Traum, an dem ich seit mehreren Monaten arbeite, wird sich bald erfüllen. Allein deswegen könnte sich eine Newsletter-Anmeldung lohnen 😉

Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Heute geht es um einen Oolong, den ich von einer japanischen Bloggerin bekommen habe. Obwohl ich seit dem Ende der Neunziger im Internet “heimisch” bin, überkommt mich doch immer wieder dieses eigenartige Gefühl der Verwunderung darüber, dass man sich heutzutage mit Menschen aus aller Welt vernetzen und austauschen kann. So ist es auch in diesem Fall geschehen, ich bekam von Suzuki-san einen Oolong von einem Teebauern aus Shizuoka. Im Gegenzug erhielt sie von mir einige ausgewählte Schwarztees. Das Interessante ist, dass Frau Suzuki eng mit Teebauern zusammenarbeitet und so in den Genuss zahlreicher Neuheiten kommt.

In Japan erfreuen sich Oolong schon seit langem großer Beliebtheit. Es gibt sie sogar in Pet-Flaschen an Getränkeautomaten, auch wenn diese in der Auswahl nicht so zahlreich sind wie Sencha. Außerdem nutzt man Oolong in Japan auch als Basis für Alkopops oder Longdrinks. So wird der Süßkartoffelschnaps Shôchû unter anderem mit Oolong vermischt. Trotz dieser Popularität ist die Herstellung in Japan noch immer eine Randerscheinung. Und obwohl ich denke, dass China und Taiwan den Japanern um Jahrzehnte voraus sind, finde ich es immer wieder spannend, einen Blick auf japanische Oolong zu werfen.

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Große lange Blätter
Der vorliegende Oolong kommt aus Shizuoka und wurde von einem Teebauern namens Shibamoto hergestellt. Die Blätter sind lang und grün, es ist also ein Tee, der deutlich von dem abweicht, was Japaner normalerweise als Oolong trinken, denn diese sind deutlich dunkler.

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Der Duft erinnert an Tie Guan Yin
Der Duft ist außergewöhnlich blumig. Das Blatt riecht nach blühenden Sträuchern und passt wunderbar in diese schöne Jahreszeit. Es finden sich leichte Röstnoten, die an den Duft frischer Kekse erinnern. Andererseits sind auch leichte Algen-Noten zu vernehmen.

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Geschmack
Der Oolong ist leicht zu genießen, der Japaner würde auch “nomi-yasui” sagen. Wie bei Tie Guan Yin lässt sich auch bei diesem Yabukita-Oolong eine leichte Mandelnote feststellen. Die floralen Aromen steigen in die Nase, während sich im Mund frische Salatgurke und Wakame-Alge ausbreiten.

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Im zweiten Aufguss fällt zuerst die Süße auf. Jetzt kommen auch die Röstaromen in Form von Keksen zurück. Im Nachklang bleibt ein Film auf der Zunge zurück, der ein süßfruchtiges Mundgefühl zurücklässt. Es ist schwer zu beschreiben, aber bei Zahnpasta hat man eine ähnliche Wirkung, nur ist letztere viel stärker.

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Es gelingen noch zwei weitere Aufgüsse, die an Komplexität abnehmen, aber dennoch genießbar sind.

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Fazit
Der Tee ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, dass man nie auslernt. Ich hatte bisher immer angenommen, dass bei der Oolong-Herstellung das Cultivar viel wichtiger ist. Oder anders ausgedrückt hätte ich es nie für möglich gehalten, dass aus Yabukita-Pflanzen, die bekanntlich für japanische Sencha Verwendung finden, solche Aromen durch die Verarbeitung herausgekitzelt werden können. Ich bin daher Frau Suzuki und Herrn Shibamoto sehr dankbar, dass ich Gelegenheit hatte, diesen Tee zu probieren.

Gewinnspiel
Falls auch du Interesse an diesem Tee hast, kannst du mit ein bisschen Glück eine von drei Proben gewinnen. Abonniere einfach bis zum 1. Mai den Newsletter und du nimmst an der Verlosung teil. Bereits eingetragene Leser können teilnehmen, indem sie einen Kommentar hinterlassen oder eine E-Mail schreiben. Hier geht es zum Newsletter:
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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil IV

Das letzte Seminar bzw. der dritte Block liegt jetzt schon ein paar Tage zurück und nun komme ich endlich dazu, diesen vorletzten Teil zusammenzufassen. Das Seminar begann zunächst mit der üblichen Lernerfolgskontrolle, die auch dieses Mal alle angehenden Tee-Sommeliers bestanden haben. Inhaltlich ging es dann mit einer Dozentin weiter, die früher selbst eine TG-Filiale leitete und zu dieser Zeit, aber auch im Anschluss, als Tee-Sommelier arbeitete und daher auch aus der Praxis zu berichten wusste.

Die vielen kleinen Dinge
Aus diesem Grund war es sehr nützlich, Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dabei wurde zunächst auf die rechtliche Lage eingegangen, mit der du dich spätestens dann beschäftigen musst, wenn du kostenpflichtige Kurse zu diesem Thema anbieten möchtest. Natürlich konnte nicht auf jede besondere Lage der Teilnehmer eingegangen werden, dafür war der Hintergrund eines jeden viel zu unterschiedlich. Doch es wurde deutlich, auf was man alles aufpassen muss (z.B. Versicherungen), nach welchen Kriterien Räume ausgesucht werden sollten und wie nützlich es sein kann, mit Checklisten zu arbeiten (diese wurden gleich mitgeliefert).

Teekulturen dieser Welt
Im Anschluss daran hat uns Gero nochmals durch die internationalen Teekulturen geführt. Dazu gehörte natürlich auch die Teekultur Chinas, die in diesem Teil (zurecht!) am umfangreichsten behandelt wurde. Dabei nahm er all die Kleinigkeiten und Anekdoten mit, für die es im ersten Block keine Zeit gab. Mir hätte dieser Teil gar nicht lang genug sein können. Sehr interessant waren die Ausflüge zu weniger bekannten Teekulturen wie Korea und Tibet. Ich müsste lügen, wenn ich behauptete, nichts gelernt zu haben.

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Die prominentesten Zubereitungsweisen bekamen wir demonstriert bzw. durften uns auch selbst darin versuchen. Dazu gehörte das klassische Gong Fu Cha, welches wir mit zwei Oolong, einem Tie Guan Yin und einem Da Hong Pao zelebrierten. Dies taten wir sowohl mit Yixing-Kannen, zu denen es ebenfalls eine kurze Einführung gab, als auch mit Gaiwan (Deckeltassen). Es wurde hoch dosiert und jeder durfte die gar nicht so einfache Handhabung selbst versuchen. Der Vergleich eines blumigen und leichten Tie Guan Yin mit  einem dunklen gerösteten Da Hong Pao machte auch deutlich, welche beiden Enden im Spektrum des Oolong zu erwarten sind und wie sehr es sich lohnt, mit Zubereitungsmethoden zu experimentieren.

Ostfriesentee ist durchaus lecker
Ich trinke schon sehr sehr lange Schwarztee und konnte nur als Kind der Idee etwas abgewinnen, Milch in den Schwarztee zu tun. Als ich älter wurde, konnte ich trotz mehrfacher Versuche nicht mehr verstehen, was mir im Alter von 6 Jahren daran so geschmeckt hat. Viel zu aufdringlich ist die Milch, das finde ich noch immer. Entsprechend skeptisch war ich bei der Vorführung der ostfriesischen Teezeremonie, bei der ein kräftiger Tee auf Assam-Basis mit Sahne und Kluntje serviert wurde.

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Doch Vorurteile sind dazu da, sie abzubauen. Mir hat diese Variante überaus gut geschmeckt, obwohl mein Selbstversuch, den ich vor Jahren unternahm nicht so gelang, dass ich den Wunsch nach einer Wiederholung verspürte. Doch nach dieser Demonstration ist das anders. Vielleicht liegt es auch einfach an der verwendeten Sahne, die schön aromatisch war und gut mit dem kräftigen Assam-Tee harmonierte.

Schwerpunkt Japan
Gero ist ein echter Fachmann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er selbst einige Male in Japan war und dort Tee gelernt hat. Diese Expertise, vor allem aber die Begeisterung hat er sehr gut “an den Mann” gebracht. Wir beschäftigten uns eingehender mit den Teesorten und der japanischen Teegeschichte. Nach der Theorie ging es wieder zur Praxis über. In Zweierteams haben wir je einen japanischen Klassiker zubereitet, der Gruppe vorgestellt und zusammen verkostet. Dazu gehörten Bancha, Kukicha, Sencha, Hôjicha, Genmaicha, Kabusecha und Gyokuro.

Hier blieb auch genug Raum für Abweichungen. Ich hatte das Vergnügen den Deep Steamed Sencha vorstellen zu dürfen. Bereits an den Blättern war zu erkennen, dass der Tee von hoher Qualität ist, daher haben wir statt der empfohlenen 12g gleich 18g auf 1l Wasser getan. Das Resultat war äußerst lecker – nur leider nicht für jeden. Diese Erkenntnis ist dennoch sehr interessant, denn sie verdeutlicht, wie unterschiedlich Geschmäcker und Vorlieben sind. Es bestärkt mich in der Vermutung, dass es kräftige und leichte Geschmackstypen gibt, die fast gegensätzliche Vorlieben haben. Der Tee schmeckte für mich voller, würziger und viel intensiver. Ich mag auch lieber Dunkelschokolade mit hohem Kakao-Anteil, kräftige Rotweine wie Shiraz und würzige Speisen.

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Einigen Teilnehmern schmeckte der Tee trotzdem nicht. Denn für sie war der Tee schon unangenehm herb. Diese Feststellung habe ich auch bei Freunden gemacht, denen ich Tee nach meiner Zubereitungsart servierte. Interessanterweise ist die Schwelle, ab wann Herbheit überhaupt wahrgenommen wird, so individuell, dass ich mich künftig nach der Empfindsamkeit des Gastes erkundigen werde, bevor ich ihm einen Tee serviere. Menschen, die sensibel auf Bitterkeit oder herbe Geschmäcker reagieren, sollten sich daher besser an die übliche Dosierungsempfehlung halten.

Japanische Tee-Zeremonie
Abschließend gab es eine echte (simplifizierte) japanische Tee-Zeremonie. Natürlich konnte nicht die gesamte Gruppe dabei bewirtet werden, aber zwei angehende Tee-Sommeliers haben sich getraut, in die Gastrolle zu schlüpfen. Gero hat sich für diese Gelegenheit richtig schick gemacht und einen japanischen Yukata angezogen. Alle Zubereitungsschritte wirkten ruhig und entspannend, so dass ich diese Demonstration auch als Zuschauer genießen konnte.

Auch die Seminarleitung will gelernt sein
Den Samstag haben wir mit Frau Florl verbracht. Sie hat jahrelange Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt und arbeitet nun beratend als Coach für viele Unternehmen. Sie wird uns vor allem im nächsten Block sehr intensiv begleiten. Das Besondere daran ist, dass wir als Gruppe beim letzten Block getrennt werden. So wird die erste Hälfte den abschließenden Teil samt Prüfung bereits im Mai absolvieren. Meine Gruppe ist erst im Juni dran. Ziel ist es, jeden in die Lage zu versetzen, souverän und selbstsicher ein Seminar zu leiten und dies fängt schon bei der Ausstrahlung an. Als Vorbereitung auf den kommenden Block haben wir in kleinen Gruppen das Profil eines idealen Tee-Sommeliers erarbeitet. Also so, wie wir uns selbst am liebsten sehen. Und beim nächsten Block wird Frau Florl uns dabei helfen, diesem Ideal ein (hoffentlich großes) Stückchen näherzukommen. Ich werde berichten.

Hier geht es nochmals zu den Zusammenfassungen der anderen Seminare:
Block I
Block II

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Yunnan Golden Buds - ein goldener Schwarztee aus China

Vom Kaffee zum Tee, welche Sorten kommen für Kaffeetrinker infrage?

Edit vom 08.03.2015: Dieser Beitrag wurde durch wertvolle Anregungen aus Facebook-, Blog- und Teetalk-Kommentaren um weitere Teesorten ergänzt.

Obwohl ich fast ausschließlich Tee trinke, begehe ich zuweilen einen Seitensprung und trinke Kaffee. Treue bin ich meiner Frau verpflichtet, bei Tee sehe ich es nicht ganz so eng. Und ich kann euch Kaffeetrinker durchaus verstehen, was ihr an diesem Gebräu findet.

Wie wird Kaffee getrunken?
Kaffee ist sehr aromatisch, würzig und hat einen dominanten Geschmack. Aber nicht alle Kaffeetrinker mögen dies. In meinem Bekanntenkreis trinken nur Wenige Kaffee ohne alles. Auch Espresso scheint nicht viele Freunde zu haben. Es ist daher naheliegend, dass der Kaffee-Geschmack durch Zutaten genießbarer gemacht wird. Einen Espresso ohne Zucker kann und will ich mir nicht vorstellen. Und wenn wir auf die Nachbartische eines gemütlichen Cafés schielen, entdecken wir wohl eher Kreationen aus Kaffee, Milch, Sahne und Zucker.

 

Das geht auch mit Tee

Kaffee und Tee unterscheiden sich von der Trinkweise gar nicht so sehr, wie es den Anschein hat. Abgesehen von speziellen Tee-Zeremonien gibt es erstaunlich viele Parallelen. Denn auch Tee kann man mit Sahne, Milch und Zucker hervorragend kombinieren. Für die Ostfriesen ist es sogar ein Muss.

Tee ist im Vergleich leichter, vor allen, wenn man sich an die gängigen Zubereitungsmethoden hält. Doch auch hier gibt es Sorten, die für (ehemalige) Kaffeetrinker von Interesse sein könnten.

Schauen wir uns doch einmal an, welche Tees für Kaffeetrinker interessant sein könnten. Auf jeden Fall sollte es sich um richtigen Blatt-Tee handeln, in Teebeuteln sind selten gute Qualitäten zu finden und die Reaktion mit dem Wasser ist wegen des Platzmangels erschwert.

1. Ostfriesenmischung

Eine Ostfriesenmischung besteht hauptsächlich aus Assam-Tee, der wiederum bekannt ist für seinen kräftigen Geschmack und seine Malzaromen. Obwohl schon pur ein Genuss und zumindest für mich einer meiner Frühstücksfavoriten, wird in Ostfriesland auch gerne etwas Sahne hinzu gegeben. Daher ist auch der Einsatz von Milch denkbar.  Und wenn dir der Ostfriesentee schmeckt, dann kommt theoretisch auch jeder Assam infrage. In der Nähe eines Ostfriesen solltest du unbedingt noch einen Kluntje in die Tasse geben. Doch unter uns gesprochen, finde ich Rohrohrzucker ebenfalls sehr passend! Da ich kräftige Schwarztees zum Frühstück sehr gerne trinke, wird dich vielleicht dieser Artikel interessieren. Ebenfalls interessant könnten die English & Irish Breakfast-Tees, die ähnlich kräftig sind wie eine Ostfriesenmischung.

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2. Hôjicha (Houjicha)

In Japan ein beliebter Alltagstee oder ein guter Begleiter für das Abendessen, in Europa eher eine Rarität und nicht jeder Händler hat ihn. Häufig handelt es sich um einen einfachen Grüntee wie Bancha, der stark geröstet wird und dadurch sein typisches Aroma erhält. Als Wachmacher ist Hôjicha allerdings weniger geeignet, denn er gilt als koffeinarm. Neugierig darauf, wie ein Hôjicha schmeckt? Hier habe ich einen verkostet!

 3. Ceylon & Darjeeling

Obwohl auf Sri Lanka überwiegend einfacher Tee produziert wird, gibt es einige sehr würzige und kräftige Exemplare. Auch aus diesem Grund findet er in typischen Frühstücksmischungen Verwendung wie z.B. dem English Breakfast. Auch dieser Tee kann mit Milch und Zucker getrunken werden. Erlesenere Sorten solltest du auch mal pur probieren, einfach um zu erfahren was sie auszeichnet. Doch Vorsicht! Es gibt auch sehr milde Ceylon-Sorten, die würden bei Milch und Zucker eher untergehen. Da es auch leichte und aromatische Kaffeesorten gibt, sind auch Darjeeling-Tees eine Option, die Anneke auf Facebook ins Spiel gebracht hat. Darjeeling-Tees können je nach Pflückperiode und Verarbeitung blumig-frisch bis nussig-würzig ausfallen. Und wem Darjeeling auf den ersten Blick zu teuer erscheint, kann auch auf einen Nepal-Tee zurückgreifen.

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Eine Schale mit leuchtend grünem Matcha

4. Matcha
Wer einen Espresso-Ersatz sucht, hat ihn in Matcha gefunden. Er macht wach, hat aber einen milderen Geschmack und wird ohne Zucker getrunken. Allerdings solltest du das tun, was dir gefällt. Ich erinnere mich zu gerne an eine junge japanische Aushilfe, die in ihren Matcha einen Würfel Zucker eingerührt hat. Wenn sie das darf, darfst du das auch ;). Auch kann man Matcha durch Milch in einen Matcha Latte verwandeln. Hier findest du weitere Informationen über die verschiedenen Matcha-Qualitäten und die richtige Zubereitung. Marieke W. konnte ihren Freund durch ein Benifuuki-Pulver überzeugen. Er trinkt zwar weiterhin Kaffee, die herbe Note des Benifuuki-Pulvers gefalle ihm als Kaffeetrinker gut. Benifuuki ist eigentlich eine japanische Grüntee-Sorte, der eine anti-allergene Wirkung nachgesagt wird. Sie ist etwas herber, hier habe ich mal einen Benifuuki-Blatt-Tee verkostet.

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Ein dunkler und fruchtiger Oolong: Dan Cong

 

5. Oolong
Oolong ist vielleicht der komplexeste Tee, den du finden wirst. Wegen der schwer zu greifenden Definition gibt es eine fast schon unüberschaubare Vielfalt von Sorten. Grüne Oolong-Sorten sind sehr blumig , dunkle Oolong sind eher würzig und fruchtig, erinnern optisch wegen der Dunkelheit der Blätter an Schwarztee. Einige Oolong werden zudem noch geröstet, aber nicht ganz so stark wie der Houjicha. In diesem Blog habe ich einen grünen Oolong, einen dunklen und einen gerösteten beschrieben. Steve hat im Teetalk-Forum die stärker oxidierten Wuyi Felsentees als weitere Option vorgeschlagen. Zu nennen wären beispielsweise ein Shui Jin Gui und Rou Gui.

 

6. Shu Pu Erh (Max Be & Florian H., Facebook)
Die Bandbreite an Pu Erh ist erschöpfend lang, vor allem wenn man die natürlich gealterten Sorten betrachtet, die man auch als Sheng bezeichnet. Man könnte sein ganzes Leben in die Erkundung dieser Tees investieren und es wäre kein vergeudetes Leben. Einheitlicher kommen Shu Pu Erh herüber. Sie ergeben einen dichten dunklen Aufguss, der auch optisch an Kaffee erinnert. Eine kräftige Dosierung kann helfen, das Ergebnis in Richtung Kaffee zu optimieren. Ob dieser Tee auch mit Milch und Zucker schmeckt, wage ich allerdings zu bezweifeln, es ist wohl eher eine Alternative für die “schwarzen” Kaffeetrinker.

 

7. Dian Hong (Thomas Kasper, Facebook)
Dian Hong gehört zu meinen Favoriten unter den Schwarztees. Diese Tees erinnern mich an Assam, weil sie ebenfalls einen malzigen Charakter aufweisen. Dian Hong haben außerdem sehr schöne Honig-Aromen und können bei längeren Ziehzeiten einen feinen würzigen Geschmack entwickeln, der an Kaffee erinnern kann. Der Yunnan Golden Bud, den ich hier verkostet habe, geht ebenfalls in diese Richtung.

 

8. Wirkungsweise des Koffeins

Viele Kaffeetrinker benötigen den Kaffee, um morgens überhaupt richtig wach zu werden. Ein weiterer Grund ist das uns allen bekannte Mittagstief, aus dem man auf der Arbeit herauskommen möchte. Das Koffein im Kaffee wird vom Körper in kurzer Zeit vollständig aufgenommen, die Wirkung fällt bei den meisten deutlich spürbar aus. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Ebenso so schnell wie die Wirkung erfolgt auch der Abbau. Man fällt nach dem Abbau in ein plötzliches Loch. Der nächste Kaffee muss her.

Auch im Tee ist Koffein enthalten. Es kann nur nicht so schnell vom Körper aufgenommen, weil Tannine, die ebenfalls im Tee enthalten sind, das Koffein so lange an sich binden, bis sie während der Verdauung voneinander gelöst werden. Dies hat zwei Wirkungen zur Folge:

1. Die Wirkung des Koffeins setzt später ein

2. Wir nehmen das Koffein über längere Zeit auf

Für uns bedeutet es, dass wir keinen Koffein-Flash bekommen. Die Wirkung ist zwar milder, hält aber länger und ist verträglicher. Selbst wenn die Wirkung nachlässt, fallen wir nicht in ein Loch. Das L-Theanin, welches in hochwertigen Grünteesorten enthalten ist, steigert außerdem die Konzentrationsfähigkeit. Aus diesem Grund eignet sich gerade Matcha ideal als Wachmacher oder als Mittel gegen das Mittagstief.

Fazit
Wenn du von Kaffee auf Tee umsteigen oder auch einfach nur einen Seitensprung wagen möchtest, kannst du einen der oben genannten Tees als Einstieg probieren. Am besten du holst dir zunächst eine Probe und lässt dich anschließend beraten, welche Tees du als Nächstes probierst. Im Teefachgeschäft oder spezialisierten Online-Shop wird man dich sicher gerne beraten. Was? Du zweifelst noch immer, ob Tee etwas für dich ist? Hier sind zehn gute Gründe, weswegen Tee ein Getränk für dich sein kann.

Eine Bitte habe ich noch. Wenn du noch weitere Tees kennst, die für Kaffeetrinker interessant sein könnten, dann lass es mich doch wissen, indem du einen Kommentar hinterlässt oder mir eine kurze Mail schreibst.

P.S.: Wenn dir der Blog gefällt, dann trage dich doch in den Newsletter ein. Es sind spannende Neuerungen in Zukunft geplant und auf diese Weise kann ich dich am besten erreichen. Ich werde mich auch nicht häufiger als einmal die Woche melden. Versprochen!
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Zehn gute Gründe, weswegen Tee auch für dich ein lebensbereicherndesGetränk sein kann

Zehn gute Gründe, weswegen Tee auch für dich ein lebensbereicherndesGetränk sein kann

Vielleicht stellst du dir die Frage, ob Tee ein Getränk für dich wäre. Möglicherweise hast du bereits erste Erfahrungen mit diesem Getränk gemacht, die dich nicht vom Hocker gehauen haben oder du verbindest mit Tee ein Getränk, welches man bei einer Erkältung trinkt. Als Genussmittel kam Tee noch nicht für dich infrage.

Eines muss ich vorweg schreiben, damit im weiteren Verlauf keine Missverständnisse entstehen. Wenn ich Tee sage, dann meine ich damit Blätter der Camellia Sinensis und nicht Früchte- oder Kräutertee. Einen guten Artikel über die Pflanze findest du beim Tee-Fokus. Als Einstieg kann ebenfalls der Wikipedia-Artikel empfohlen werden.

Nun aber zum Thema. Vielleicht hast du dir ja auch schon mal folgende Fragen gestellt: Warum sollte ich unbedingt Tee probieren und nicht bei Kaffee bleiben? Ist Tee nicht zu kompliziert und aufwendig? Lohnt sich die Auseinandersetzung mit diesem Thema wirklich und was habe ich davon?

 

Hier nun meine zehn Gründe, die ich für mich am überzeugendsten finde.

 

1. Geschmackliche Vielfalt
Vielleicht hast du es ja schon gehört, aber zur Sicherheit schreibe ich es nochmal, damit auch Neueinsteiger es wissen. Es gibt sechs Kategorien, die Tee nach Produktionsart unterscheiden. Hierzulande kennen wir vor allem den Schwarzen und Grünen Tee. Doch daneben gibt es außerdem noch Gelben, Blauen (auch: Oolong), Dunklen (Pu Erh) und Weißen Tee. Natürlich gibt es in jeder Kategorie diverse Sub-Kategorien. Ein Schwarzer Tee aus Indien schmeckt anders als einer aus China, Japan oder Kenia. Diese enorme Vielfalt mag auf den ersten Blick erschlagend wirken. Andererseits garantiert dir diese Vielfalt, dass es in diesem breiten Spektrum einen Tee gibt, der dir auf jeden Fall schmeckt. Und das Tolle an Tee ist, dass nicht nur absolute Profis die Geschmacksunterschiede schmecken. Sie sind so offensichtlich, dass wirklich jeder sie bemerken würde! Nicht umsonst ist Tee nach Wasser das meistgetrunkene Getränk der Welt (Quelle).
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Ein Gelber Tee, der schnell mit einem Schwarzen Tee verwechselt werden kann

2. Gesundheit
Keine Sorge, ich werde hier nicht behaupten, dass Tee Heilkräfte besitzt. Allerdings ist es interessant zu wissen, dass Tee zunächst als Heilpflanze entdeckt wurde. Vor allem den Catechinen sagen manche Wissenschaftler eine krebsvorbeugende Wirkung nach. Daraus darf man aber nicht den Umkehrschluss ziehen, dass Teetrinker keinen Krebs bekommen können.

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Junge Blätter eines Strauchs in Japan

Für mich ist ein anderer Aspekt entscheidender. Tee ist nicht gesundheitsschädlich und man kann davon auch nicht zu viel trinken, solange man die empfohlene Flüssigkeitsaufnahmemenge einhält. Es ist also ein Genussmittel, welches man nicht mit Vorsicht genießen muss. Das ist bei Kaffee und alkoholhaltigen Getränken anders. Wer allerdings auf Koffein empfindlich reagiert, sollte auch bei Tee gesunde Vorsicht walten lassen.

3. Belebende Wirkung
Camellia Sinensis ist die einzige Kamelie, die Koffein produziert. Das Koffein wird zusammen mit Gerbstoffen vom Körper aufgenommen. Die Gerbstoffe verhindern allerdings, dass man nach dem Koffein-Flash in ein tiefes Loch fällt. Von der anregenden Wirkung hat man also länger etwas.
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Das Blatt eines Darjeeling-Schwarztees

Noch effektiver ist es, wenn man den Tee “isst”, also das ganze Blatt zu sich nimmt. Im Matcha sind neben dem Koffein auch Aminosäuren wie das L-Theanin enthalten. Dies hat eine beruhigende und konzentrationsfördernde Wirkung. Daher eignet sich Tee auch wunderbar zur Erhaltung der geistigen Arbeitskraft.

4. Entschleunigung
Wir leben in einer Welt, in der uns Vieles nicht schnell genug gehen kann. Instant-Produkte, Automaten und Schnellrestaurants sind sichtbare Kennzeichen unserer schnelllebigen Gesellschaft.
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Junge Knospen eines Schwarzen Tees aus China

Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Ein guter Wein muss sorgfältig hergestellt werden. Anschließend wird er noch in einem Eichenfass ausgebaut. Whisky benötigt ebenfalls viele Jahre im Eichenfass, damit ein rundes Geschmacksprofil entsteht.

Wer selbst kocht, wird vermutlich nur in Ausnahmefällen zu Instantprodukten greifen. Ein gutes Essen braucht ebenfalls seine Zeit bzw. gut Ding will Weile haben.
So ist es auch mit Tee. Das fängt schon mit der Produktion an, aber darum soll es heute nicht gehen. Aber du sollst wissen, dass sich auch beim Tee ein Mehraufwand vom Erzeuger in deiner Tasse widerspiegelt.
Doch das ist noch nicht das fertige Produkt!
Das fertige Getränk entsteht erst durch dich! Du wirst den Unterschied schnell merken, wenn du den Tee “irgendwie” oder sorgfältig zubereitest. Keine Sorge, es ist keine Raketenwissenschaft. Die normale Zubereitung dauert nicht länger als fünf Minuten, schau mal oben in der Menuleiste meine Zubereitungsvorschläge an.
Betrachte die Zubereitung als eine Auszeit, die du dir gönnst. Schalte ab, vergiss den Stress und leere deinen Kopf. Es tut gut, sich nur auf den Genuss und die Zubereitung zu konzentrieren. Den Moment kannst du auskosten, wenn du dir die Blätter anschaust, den Geruch aufnimmst und deinen Lieblingsbecher oder -Kanne verwendest, zu dem es vielleicht eine persönliche Geschichte gibt, die du dir bewusst machen kannst.

 

5. Sammelleidenschaft
Viele Teeliebhaber (und meine Ehefrau) werden mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass man Tee sammeln kann. Dadurch, dass Tee so vielfältig ist, bietet es sich an, mehrere Sorten im Haus zu haben. So kannst du je nach Lust und Laune den perfekten Tee für deine Tagesform auswählen.
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Viele verschiedene Utensilien ergeben ein stimmungsvolles Bild

 

Es soll sogar Teefreunde geben, die Utensilien für die Zubereitung sammeln (mich eingeschlossen *hust*). Sie können dir für jede Kombination aus Tee, Jahreszeit, Sternkonstellation und dem Gemütszustand deiner Katze das perfekte Setup zusammenstellen. Ob du das auch möchtest, entscheidest du allein. Es ist vollkommen in Ordnung minimalistisch zu bleiben, es geht schließlich immer noch um ein Getränk.

 

6. Haltbarkeit
Wenn man Tee fachgerecht lagert (möglichst wenig Luftkontakt, trocken), dann kann man Tee fast unendlich lang lagern. Denn Tee verändert sich zwar, jedoch nicht immer negativ.
Tatsächlich gibt es nur wenige Teesorten, die man schnell bzw. innerhalb eines Jahres aufbrauchen sollte. Dazu gehört in erster Linie Matcha, da er durch die Vermahlung eine viel höhere Angriffsfläche für die Oxidation hat als herkömmlicher Tee. Auch japanische Shincha oder First Flushs aus Darjeeling verlieren ihre Frische nach und nach.
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Matcha-Qualitäten im Vergleich

Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass sie nach einem Jahr ungenießbar sind! Vielleicht schmecken sie dir dann ja sogar noch besser als vorher?

7. Bildung
Keine Sorge, du musst keine Teeschule besuchen, um Tee wertschätzen zu können. Interessanterweise wird Tee auf allen Kontinenten außer der Antarktis angebaut. Dadurch hast du die Möglichkeit viel über Land und Leute zu lernen. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie einfach und natürlich Volksstämme in China leben oder in welch traumhaften Umgebungen Plantagen existieren. Gerade durch das Internet sind Informationen nur noch einen Klick entfernt. Es liegt an dir, ob und wie viel du über Tee und andere Länder lernen möchtest. Vielleicht schaust du dir eines Tages sogar eine Plantage an?

 

8. Trinkkultur
Auch wenn Tee relativ einfach und schnell zubereitet werden kann, gibt es Zubereitungsmethoden, die es dir erlauben das Maximum aus den Blättern zu holen. Es ist sogar ohne Weiteres möglich, sich stundenlang mit einem einzigen Tee zu beschäftigen. Wenn du es magst, dich in Dinge zu vertiefen, dann wirst du erstaunt sein, was mit Tee möglich ist.
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Kleine japanische Einhandkanne mit ca. 150ml Fassungsvermögen

 

Und mit Matcha steht es dir offen, sogar Tee als Zutat zu verwenden. Sehr einfach ist es, beispielsweise leckere Kekse damit zu backen. Und deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

 

9. Geringe Kosten
Du wirst erstaunt sein, was ein Liter Tee im Gegensatz zu einer Dose Cola kostet. Hier habe ich ausgerechnet, wie hoch die Kosten einer 100g Packung gemessen am Output tatsächlich sind.

 

10. Nachhaltigkeit
Jedes Agrarprodukt verschlingt während der Herstellung Energie und Wasser. Vielleicht wird es dich interessieren, dass bei einer Gegenüberstellung von Tee und Kaffee, der Anbau von Tee viel weniger (acht mal!) Wasser verbraucht. Auch sonst kommt Utopia zu dem Schluss:
Tee liegt daher eindeutig vorne, wenn es um Wassernutzung und Umweltverträglichkeit geht. Dadurch, dass Informationen zu Emissionen noch nicht sehr verbreitet sind, ist nur anzunehmen, dass Tee auch hier gewinnen wird.
(Quelle).
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Es ist Zeit, danke zu sagen: Aged High Mountain Oolong

Es ist Zeit, danke zu sagen: Aged High Mountain Oolong

Vor eineinhalb Jahren war ich zum ersten und bisher einzigen Mal im Berliner Teesalon und habe hier darüber berichtet. Von meinem langjährigen Freund Milosz habe ich zwei Tees spendiert bekommen, von denen ich einen vorstellen möchte.
Taiwan ist vor allem für seine Oolong-Spezialitäten bekannt. Der heutige ist ein Hochland-Oolong, der zehn Jahre gelagert und nachgeröstet wurde. Mehr Informationen gibt es nicht. Was mich an diesem Oolong so reizt, ist die überaus intensive Röstung, doch dazu gleich mehr.Obwohl Taiwan-Tee heute einen bedeutenden Platz in der Tee-Welt eingenommen hat, ist die Geschichte des Anbaus (nicht des Konsums!) überschaubar. Erst im späten 18. Jahrhundert wurde der erste Strauch in der Nähe der heutigen Hauptstadt Taipeh gepflanzt. Ausgerechnet ein Brite sollte ein Jahrhundert später das Potenzial taiwanesischer Oolong erkennen und begann, sie als “Formosa Oolong” zu vermarkten. Da in Taiwan zu dieser Zeit fast ausschließlich Oolong hergestellt wurden, wurde der Begriff fast wie ein Synonym für taiwanesischen Tee benutzt. Schon damals gehörten Dong Ding, Paochung und High Mountain Oolong zu den gehandelten Tees. Als High Mountain werden Tees klassifiziert, die in über 1000m Höhe geerntet wurden.Zubereitung
Gong-Fu-Style, kurze Ziehzeiten, länger werdend, 90-100°C heißes Wasser.

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Aussehen
Die Blätter sind zu Kugeln gerollt und wirken wie schwarze Perlen. Diese Intensität ist erstaunlich. Ich habe zwar schon einige geröstete Oolong gesehen und probiert, dieser übertrifft die zuvor gesehenen an Röstungsgrad bei Weitem!

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Aroma
Bereits im trockenen Zustand verströmen die Blätter einen sehr starken gerösteten Duft. Da ist wieder der Duft von Sauna-Kabine, den ich von Shu-Pu Erh kenne. Parallelen zu Nori-Blättern lassen sich ebenfalls finden.
Im warmen Zustand kommen Erinnerungen an alte japanische Holztempel aus Zedernholz auf. Auch Räucherstäbchen passen dazu, aber eher dezente.

Geschmack
Der erste Schluck offenbart eine leichte Würze, vielleicht auch Zimt. Schon bald wird der Eindruck von Lakritz bzw. Süßholz verdrängt. Die Röstaromen erinnern Frau P. außerdem an einen Maronenstand.

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Schon der zweite Aufguss zeigt sich etwas rauchiger, aber sehr angenehm, wie ein gemütlicher Abend vor dem Kamin. Im weiteren Verlauf dominiert die ganze Zeit über das Süßholz. Durch diese dicke Wand dringt ab und zu Karamell, später Kakao oder auch Schokolade. Es ist aber schwer, noch etwas hinter dem lakritzigen Süßholz zu schmecken.

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Selbst nach über acht Aufgüssen noch schwarze Blätter!


Fazit
Ich mag Oolong sehr gerne und auch dieser hat mir gefallen. Der hohe Röstungsgrad hat die Vorfreude vielleicht etwas zu sehr beflügelt, denn der Tee war mir leider nicht abwechslungsreich genug, was vielleicht daran liegen mag, dass die Röstung die feinen Nuancen zu weit zurückgedrängt hat. Vielen Dank an Milosz für diesen Tee, der mich wieder um eine Erfahrung reicher gemacht hat.

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Was ist ein Phoenix (Fenghuang) Dan Cong?

Was ist ein Phoenix (Fenghuang) Dan Cong?

Phoenix Dan Cong ist ein Tee, auf den ich vor Jahren gestoßen bin, als ich bei der “Kunst des Tees” herumstöberte. Ich habe mir damals eine Probe von einem sehr hochwertigen Exemplar gesichert, aber bis heute habe ich mich nicht getraut, diesen Tee zu verkosten und hebe ihn mir für eine besondere Gelegenheit auf. Dan Cong ist ein Oolong, der aus dem Fenghuang (Phoenix) Gebirge stammte. Daher trägt dieser Tee oft den Namen “Fenghuang Dan Cong”. Auch wenn es heute sicher nicht mehr auf alle Dan Cong zutrifft, Premium Dan Cong sollte ein echter Felsentee sein, d.h. in felsigen Gebirgen mehr oder weniger wild wachsen.
Plantagentee vs. Teebaum
Obwohl Dan Cong mittlerweile als Plantagentee produziert wird, ist “echter” Dan Cong von einzigartigen Teebäumen geerntet. Einzigartig deshalb, weil diese Bäume wild wachsen und nicht zurückgeschnitten werden. Dan Cong bedeutet nämlich nichts anderes als “individueller Teestrauch”. Das hat den Hintergrund, dass früher die Pflanzen noch durch Samen vermehrt wurden und jeder Baum ein individuelles Erbgut hat, was dazu führt, dass Eigenschaften wie Blattgröße und Geschmack von Baum zu Baum variieren. Auch das Alter und die Lage eines Baums spielen eine große Rolle.
Damit diese Charakteristika nicht nivelliert werden, kategorisiert man die Bäume und stellt kleine, limitierte Lots her, die sich voneinander unterscheiden. Doch auch innerhalb einer bestimmten Kategorie gibt es qualitative Unterschiede und so ist es zu erklären, dass ein bestimmter Typ eines Dan Cong ein paar oder gleich mehrere hundert Euro kosten kann.

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Den Dan Cong lagere ich in einer Keramikdose von Andrzej Bero

Geschmack und Effekt
Den Phoenix Dan Cong zeichnet vor allem sein fruchtiger Geschmack aus. Das Aroma und der Geschmack sollen lange anhalten. Süße ist ein weiteres Markenzeichen, Bitterkeit hingegen nicht. Wenn letzteres doch auftritt, hängt das wohl auch mit der Zubereitungsweise zusammen. Eine andere Ursache ist, dass der Tee im Sommer geerntet wurde. Akira Hojo hat außerdem noch Folgendes festgestellt:

When you drink very high-end Phoenix Dan Cong oolong, your body feel warm, your face becomes red or pink and you feel very relax.



Reifung
Wie andere Oolong auch (z.B. der Paochung bzw. Baozhong) eignet sich der Dan Cong zur Nachreifung. Dabei soll der Geschmack noch süßer werden. Wichtig dabei ist, dass man dem Tee nicht viel Sauerstoff lässt, sonst fängt er an zu oxidieren. Je weniger Sauerstoff desto besser, denn selbst wenig Oxidation verändert das Aroma. Aus diesem Grund werden Dan Cong traditionell nachgeröstet, um das unerwünschte Aroma wieder zu neutralisieren. Folglich ist die beste Art, Dan Cong zu reifen, ihn einfach in vakuumisierten Beuteln aufzubewahren. 

Ich habe mir zum Einstieg einen Dan Cong vom Hamburger Teespeicher geholt. Laut Beschreibung handelt es sich hierbei nicht um einen Plantagentee.

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Dieser Dan Cong enthält dunkle und leicht gekrümmte Blätter mittlerer Größe

Zubereitung
Diesen Tee habe ich ganz intuitiv zubereitet:

5g, 100ml, 90-100°C, kurze Ziehzeiten immer länger werdend.

Einen Versuch wert ist sicherlich auch die Methode von Akira Hojo, durch die man einen gleichmäßigeren Geschmack erhält.


Geruch
Die trockenen Blätter riechen verführerisch nach dunkler Brotkruste, Milchschokolade und würzigem Zimt. Im warmen Gaiwan vernehme ich wieder Trockenfrüchte.

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Die Farbe des Dan Cong erinnert an Bernstein

Geschmack

Der Dan Cong ist von Beginn an vollmundig. Er hat einen Grundcharakter, der sich über die Zeit wenig verändert. Man merkt ihm die Röstung auf jeden Fall an. Dunkle Schokolade ist sehr dominant, auch Fruchtnoten von Mango blitzen immer wieder mal auf. Am Ende wird der Dan Cong noch einmal malzig. Nicht wie ein Assam, viel mehr wie Malzbier.
Fazit
Inwiefern dies ein typischer Dan Cong ist, vermag ich an dieser Stelle nicht zu schreiben. Gemessen an seinem Preis ist dies ein hervorragender Oolong, den ich vorbehaltlos empfehlen kann, vor allem jenen, die sich einen risikolosen Einstieg in die Welt der Oolong wünschen. Es warten weitere Dan Cong auf eine Verkostung, die ich gerne mit diesem vergleichen werde.
Hier geht es zur Verkostung des Premium Dan Cong.
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Formosa (Taiwan) Oolong Pinglin Paochung Ernte 1994

Formosa (Taiwan) Oolong Pinglin Paochung Ernte 1994

Wenn Tee zu einer Sammelleidenschaft ausartet, dann häuft man massenweise Tee-Samples an. Anfangs behält man noch den Überblick, bald darauf ist man sich bei dem ein oder anderen Tee nicht mehr sicher, woher man den eigentlich hat und nach ein paar Jahren weiß man bei einem beachtlichen Teil der Tees nicht mehr die Umstände des Erwerbs. So auch bei diesem hier.
Zum Glück ist das Sample beschriftet, somit weiß ich zumindest, dass ich es entweder selbst gekauft oder als Zugabe von Henning Schmidt bekommen habe. Meine Ehefrau kommt auch infrage, da sie mir mal ein Sample-Päckchen spendierte.
Wie auch immer, Oolong finde ich als Kategorie am spannendsten, weil es eine unüberschaubare Vielfalt an Herstellungsverfahren gibt. Sie führen dazu, dass Oolong entsprechend differenziert ausfallen und es speziell in dieser Kategorie sehr viel zu entdecken gibt. Hier haben wir es mit einem Paochung (auch Baozhong) aus Taiwan zu tun. Die meisten Oolong aus Taiwan haben ein gerolltes Blatt, der Paochung sieht im Vergleich dazu wilder aus. Mich spricht das an.
Ursprung
Ursprünglich wurde dieser Tee natürlich in China hergestellt, doch schon ab dem späten 19. Jahrhundert hat man auch in Taiwan damit begonnen, diesen Tee systematisch herzustellen. Damals wurde der Tee noch aromatisiert und ausgerechnet unter japanischer Besatzung (1895-1945) sind neue Verarbeitungsmethoden entstanden, die den Paochung so aromatisch machten, dass man fortan auf die Aromatisierung verzichtete. Da der Tee vor allem in Japan populär wurde, dehnte sich die Produktion von Nangang auf die Nachbarregion Wenshan aus. Ein Teil der Wenshan-Region war bis in die 1990er auch Pinglin. Da Pinglin nicht mehr zu Wenshan gehört, spricht man hauptsächlich von zwei Paochung-Anbauregionen: Wenshan und Pinglin.

Oxidationsgrad
Der Trend, immer grünere Oolong zu produzieren, hat längst den Paochung erfasst. Er gehört zu den Oolong mit dem geringsten Oxidationsgrad. Heutzutage ist es schwierig, überhaupt noch einen traditionellen Paochung zu finden, der stärker oxidiert und geröstet wurde. Angeblich diente der höhere Oxidationsgrad samt Röstung dazu, den Tee für lange Transportwege exportfähig zu machen. Der “grüne Trend” ist daher auch als eine Reaktion auf die immer kürzeren Lieferzeiten zu sehen.Vintage Paochung
In Taiwan ist gereifter Paochung keine Seltenheit. Besonders die traditionellen Exemplare eignen sich gut zum Nachreifen, die modernen grünen Vertreter dafür umso weniger. Aufgrund des feuchteren Klimas wird in Taiwan der Oolong alle paar Jahre nachgeröstet, um die Feuchtigkeit unter Kontrolle zu halten. Dies kann aber dazu führen, dass die Röstnote überhand nimmt und der eigentliche Geschmack zu sehr in den Hintergrund gerät.

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Blatt
Die Blätter sind sehr dunkel und gekräuselt. Manche bilden Halbkreise oder sind gar ineinander verknotet. Das Blattgut ist mittelgroß und zum Glück ist wenig Bruch dabei.

Geruch
Trocken riecht der Paochung schwer nach Trockenfrüchten, vor allem nach getrockneten Pflaumen. Hinzu kommen Noten von antiken Büchern und altem Holz. Schöne Kombination. Im warmen Gaiwan wird der Duft noch schwerer und intensiver, die Holznoten wandeln sich in Richtung Süßholz bzw. Lakritz.

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Zubereitung
4g auf ca. 80ml 90-95°C heißes Wasser, anfangs kurze Ziehzeiten, immer länger werdend.

Geschmack
Schmeckt erstaunlich nach typisch dunklem Oolong wie Dan Cong oder Da Hong Pao. Anfangs breitet sich ein kühlender Effekt (Minze?) auf der Zunge aus, den auch Frau P. bemerkt. Dunkle Schokolade ist dominant. Zusammen mit der Minze ergibt das fast schon “After Eight”. Der Tee ist erstaunlich komplex, denn neben einer Schärfe, die in Richtung Ingwer oder Pfeffer geht, erkenne ich noch eine Würze, die an Zimt erinnert. Und wir befinden uns wohlgemerkt beim ersten Aufguss.

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Danach geht es weiter. Der Paochung ist auf jeden Fall hart im Nehmen. Er ist keine Zicke, sondern ein gutmütiger alter Freund mit viel Nachsicht gegenüber der jüngeren Generation. Im Laufe der Zeit verändert sich der Geschmack nur wenig. Immer wieder denke ich an Pu Erh. Es ist nicht Tabak, ich würde es “reifen Geschmack” nennen, der vor allem bei Pu Erh ab 10 Jahren Lagerzeit auftritt.

Fazit
Ich hatte eine schöne Zeit mit diesem Tee. Schade, dass die Probe nun alle ist, aber wie ich gerade gesehen habe, hat der Hamburger Teespeicher noch etwas auf Lager. Allen, die sich für diesen Tee entscheiden mögen, wünsche ich viel Vergnügen!

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Endlich wieder Tee: Oolong aus Nordthailand

Endlich wieder Tee: Oolong aus Nordthailand

Wie einige vielleicht bemerkt haben, kam der Blog in letzter Zeit zu kurz. Das lag nicht daran, dass ich vom Tee die Schnauze voll hatte, ganz im Gegenteil, ich sehnte mich nach einer ruhigen Minute, in der ich die Muße habe, mich meiner Leidenschaft intensiv zu widmen. Aber eine Folge des Arbeitslebens ist, dass man für Hobbys weniger Zeit hat. Dabei habe ich das Glück berufsbedingt mehr Tee zu trinken als ich es jemals tat, nur ist das etwas komplett Anderes. Eine weitere Folge des Arbeitslebens ist, dass man weniger Zeit hat, bewusst Tee zu trinken. Und wenn ich schon die Gelegenheit habe, Tee zu trinken, dann muss er auch schmecken. Früher hatte ich morgens Zeit für zwei Tees, jetzt reicht es nur noch für einen. So habe ich mich dabei ertappt, dass ich die “suboptimalen” nach und nach aussortiere – “das Leben ist zu kurz für schlechten Tee”, habe ich mal irgendwo gelesen und just in dem Moment ist mir wieder in den Sinn gekommen, wie wahr dieser Satz ist.

Erschwerend kam in den letzten Wochen hinzu, dass wir umgezogen sind. Endlich! Denn was ich hier nicht geschrieben habe, war, dass wir in unserer letzten Wohnung sehr unglücklich waren. Es war eine Wohnung aus den frühen 50ern und extrem hellhörig. Eine intime und geborgene Wohnatmosphäre ist vor allem seit unserem neuen Nachbarn und seinen ständigen abendlichen Besuchen nach und nach verloren gegangen, so dass ich mit der Unterschrift des Arbeitsvertrags auch gleich die Kündigung der Wohnung unterschrieben habe.
Jetzt sind wir also umgezogen und fast eingerichtet. Ein paar Kleinigkeiten fehlen leider noch, aber den größten Teil haben wir an den letzten Wochenenden nach und nach schaffen können. Heute ist der erste halbwegs freie Samstag, an dem ich wieder die Lust auf eine dokumentierte Einkehr zum Tee hatte. Die Sonne ist schon untergegangen und ich merke, dass es schwierig wird, bei diesen Lichtverhältnissen zu fotografieren.
Als ich Frau P. vorhin fragte, welchen Tee wir heute trinken sollen, kam wie aus der Pistole geschossen “Oolong-cha!”. Frau P. mag Oolong-cha sehr gerne, und wenn ich in der Vergangenheit die Frage gestellt habe, welchen Tee wir trinken sollen und sie mit “Oolong-cha!” antwortete, habe ich sie immer auf den Zeitpunkt nach dem Umzug vertröstet, weil ich mir dafür lieber etwas mehr Zeit nehme, so wie heute.
Also Oolong, aber welchen? Eigentlich wäre jetzt die richtige Zeit für einen richtig schönen und würzigen dunklen Oolong, aber vielleicht gerade deswegen entscheide ich mich immer für das Gegenteil, um die Vorfreude auf solch einen Tee noch etwas hinauszuzögern und zu genießen. Klingt unlogisch? Ist auch so. Deswegen komme ich nie dazu, meine kostbarsten und interessantesten Tees zu trinken. Vielleicht möchte ich diese Tees auch einfach mit so vielen Menschen wie möglich teilen, wie z.B. im Januar, wenn zwei Teefreunde, die ich über Teetalk kennengelernt habe, zu Besuch kommen.
Ich mache also meine Teekiste auf und sehe zuerst eine kleine Teeprobe aus Thailand, die mir ein Freund von dort mitgebracht hat. Oolongs aus Thailand kenne ich durch Thomas Kasper schon ganz gut und wenn ich mich nicht täusche, dann müssten die Tees aus einem königlichen Projekt, die ich mitgebracht bekommen habe, sogar identisch mit jenen aus Thomas’ Sortiment sein, oder?
Tee aus Nordthailand ist ein sehr spannendes Thema und ein schönes Beispiel dafür, dass eine Gesellschaft den Umstieg von Opium-Produktion auf Tee wirtschaftlich verkraften kann. Da diese Geschichte von Thomas sehr gut und anschaulich erzählt wird, möchte ich mich dazu nicht weiter äußern und stattdessen seine guten Artikel zu diesem Thema empfehlen.
Da ich Thai leider nicht lesen kann, weiß ich nicht wie der vorliegende Oolong heißt. Die Blätter sind zu dunkelgrünen Kügelchen gerollt. Der chinesische Trend, Oolongs wie den Tie Guan Yin immer grüner zu produzieren, ist also auch nach Thailand übergeschwappt. Und ich verrate nicht zu viel, wenn ich schon sage, dass die Parallelen eines modernen Tie Guan Yin zu dem jetzt getrunkenem Oolong erstaunlich sind!
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Der Duft der trockenen Blätter ist schön blumig wie blühende Sträucher und erinnert etwas an Akazienhonig. Etwas angewärmt vernimmt Frau P. auch einen Hauch von Grünkohl, diesem Eindruck kann ich zustimmen.
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Strahlendgelbe Tasse

Der Geschmack ist anfangs noch sehr verhalten. Leichte Süße, eine Spur Muskatnuss, insgesamt ein “grüner Geschmack”. Die späteren Aufgüsse werden aber würziger, manchmal schmecken wir eine leichte Vanille-Note, dann etwas Mandel, insgesamt ein sehr leicht zu genießender Tee, dem durch seine grüne Verarbeitung ein bisschen die Tiefe fehlt.

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Die typischen großen Blätter eines Oolong

 

Dafür hat der Tee etwas Anderes zu bieten: Ab dem sechsten Aufguss, dem Zeitpunkt, ab dem der Tee etwas dünner wird, zeigt sich ein Geschmack, den ich vielleicht als Tee-Geschmack bezeichnen könnte. Gero hat meines Wissens nach als erster die Theorie aufgestellt, dass alle Tees der Pflanze Camellia Sinensis einen gemeinsamen Tee-Geschmack aufweisen. Ich kann diese Theorie (noch) nicht ganz bestätigen, aber auch ich sehe Parallelen zwischen den verschiedenen Tees und der Geschmack, den ich mit dem “Tee-Geschmack” assoziiere, ist (für mich) am deutlichsten bei grünen Oolongs ab dem sechsten Aufguss zu schmecken. Interessant sind auch die Meinungen anderer Teefreunde zu diesem Thema, z.B. im Teetalk-Forum.Fazit:
Ein schöner Oolong, der einem neben dem gefälligen Geschmack auch gleich ein gutes Gewissen macht. Man darf gespannt sein, was die Teebauern in Zukunft für Qualitäten produzieren. Besten Dank, lieber Jan! Wenn Du wieder da bist, laden wir Dich gerne auf eine Tasse ein!