Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô

Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô

Als ich vor Jahren noch mit dem Gedanken spielte, einen Keramik-Shop zu eröffnen, reizte mich daran am meisten der Gedanke, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, die diese überhaupt herstellen. Dies ist im Übrigen das Erfüllendste an dieser “Arbeit”, die ich ja nur neben meinem eigentlichen Beruf ausübe, der mir ebenfalls viel Freude bereitet.

Keramiker sind auch nur Menschen

Im Laufe der Jahre habe ich viele Keramiker bei verschiedenen Gelegenheiten treffen dürfen und jede Begegnung war auf ihre Weise einzigartig, weil sie die gewöhnliche Kunden-Lieferanten-Beziehung durchbrach. Keramiker sind ja letztlich auch einfach nur Menschen, die es schön finden, wenn jemand ihre Arbeit schätzt. Vor dem Treffen mit Hokujô war ich aber schon ein bisschen aufgeregt. Denn Hokujô ist in Tokoname nicht irgendein Keramiker, es gibt Leute in Tokoname, die ihn als die Nr. 1 unter den Keramikern sehen.

Master of Traditional Crafts: Hokujô

Das liegt zuallererst daran, dass Hokujô Shimizu (auch Shimizu Genji), der 1945 in Tokoname geboren wurde, im Jahre 1994 den Titel “Master of Traditional Crafts” verliehen bekam. Diesen Titel bekommt man von der Association for the Promotion of Traditional Craft Industries, die es sich zum Ziel gemacht hat, traditionelles Kunsthandwerk zu fördern, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Viele traditionelle Kunsthandwerker hatten und haben Schwierigkeiten, ihr Wissen an Nachfolger weiterzugeben und sind in einigen Fällen die einzigen, die über das nötige Wissen einer bestimmten Herstellungstechnik verfügen. Die Auszeichnung  ist nicht nur auf Keramik beschränkt, sondern erstreckt sich über alle Bereiche des Kunsthandwerks wie traditionelles Papier (washi), Messerschmieden und Textilien. Mit dieser Auszeichnung werden Meister, die sich an traditionelle Herstellungsweisen halten, honoriert und gleichzeitig werden diese Künste auch fleißig beworben, damit sie in Japan bekannt werden und somit erhalten bleiben.

Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô
Das Zertifikat

Die Familientradition

Hokujô ist ein sehr warmherziger Mann, der in eine Keramikerfamilie hineingeboren wurde. Bereits sein Großvater stellte in Tokoname Keramiken her und setzte mit der kleinen Manufaktur den Grundstein des späteren Erfolgs. Im Großen und Ganzen hat Hokujô die Herstellungstechniken seines Großvaters übernommen. Er verwendet seine Rezeptur, um die spezielle Tonmischung herzustellen, die er für seine Keramiken benötigt. Die eisenhaltigen Tonsorten werden in großen Behältern im Außenbereich vor Regen geschützt gelagert.

Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô
Der unverarbeitete Ton
Hokujô dreht seine Objekte auf einer Drehscheibe, die durch eine selbst entwickelte Antriebstechnik betrieben wird. Jedes Teil einer Kanne wie beispielsweise der Griff, der Körper und die Tülle werden nacheinander gefertigt. Dabei hat Hokujô alle Maße – auch die des Deckels – im Kopf und muss nur noch den Feinschliff ausüben, damit alle Teile am Ende  zusammenpassen. Im Monat schafft Hokujô gerade 100 Kannen, das macht etwas mehr als drei Kannen pro Tag.
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Mit einer Vielzahl kleiner Hilfsmittel werden die Details ausgearbeitet.
Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô
Viele kleine “Hilfsmittelchen”

Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô

Während sein Großvater noch im noborigama brannte, hat Hokujô auf die Herstellung im Gasofen umgestellt. Das ermöglicht mehr Kontrolle über den Brennvorgang, durch den die Objekte um 20 % schrumpfen.
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Mogake-Dekor
Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô
Ein Blick in den “Showroom”
Bekannt ist Hokujô für seine mit Algen umwickelten Keramiken, die ein natürliches Dekor auf dem Tonkörper hinterlassen. Diese Technik nennt man daher mogake – Bedeckung mit Algen.
Zu Besuch bei Keramikmeister Hokujô
Zu Besuch bei Meister Hokujô im Herbst 2017
Am Ende habe ich noch seinen Sohn kennenlernen dürfen, der sich als Fan der deutschen Nationalelf outete. Ob er die Manufaktur eines Tages von seinem Vater übernimmt, ist noch nicht entschieden. Aber noch haben wir ja jede Menge Zeit, uns an Hokujôs Werken zu erfreuen. Wenn du dich für Hokujôs Werke interessierst, freue ich mich, wenn du im Shop vorbeischaust.