Der nächste Pu Erh auf meiner privaten Teereise ist einer aus dem Sortiment von Chenshi Chinatee. Chris ist der etwas andere Teehändler, der aufgrund seines Sinologie-Studiums und seiner chinesischen Frau gute Beziehungen zu Chinas Teewelt pflegt und immer wieder Schätze aus Fernost mitbringt. Auf Teetalk kennt man vor allem seine Sample-Aktionen, mit denen er die Mitglieder glücklich macht. Fünf waren es an der Zahl, ich habe jedes Mal mitgemacht, nur probiert habe ich die Pu Erhs selten, da mir die Zeit dazu fehlte.
Meine neue Pu Erh-Tasse, die von der Größe perfekt zum Mini-Gaiwan passt |
Ich mag die raue und grobkörnige Oberfläche besonders gern |
Heute schafft es aber der Longsheng aus Yiwu in die Tasse. Das Besondere an diesem Tee ist, dass er wunderschöne intakte Blätter hat und diese auch noch von ausgewachsenen Bäumen stammen sollen.
Die Blätter lassen sich zum Glück leicht aus dem Bing lösen |
Blatt
Man sieht viele schöne intakte Blätter und mag sie gar nicht voneinander trennen. Es sieht einfach zu schön aus, wie sie da ineinander verschlungen ein komplexes Ganzes ergeben. Dennoch muss ich da durch und schaffe es, einige Blätter ohne viel Bruch zu lösen.
Geruch
Der Longsheng hat einen sehr schweren und süßlichen Duft, der sich deutlich von den anderen zuvor verkosteten Pu Erh abhebt. Ist das darauf zurückzuführen, dass die Blätter von alten Bäumen sind? Liegt es an dem etwas höheren Alter? Oder doch die Lagerung? Zu viele Fragen und keine Antworten. Jedenfalls riechen sie auch etwas nach getrockneten Früchten (Pfirsich?) und etwas Leder. Im warmen Gaiwan nimmt der Pfirsich zu. Es ist auch etwas Tabak dabei, aber sehr dezent, was mir gefällt. Nach dem ersten Waschen riechen die Blätter etwas krautiger.
Geschmack
Der erste Schluck beruhigt mich ungemein. Kein Tabak, kein Rauch, es kann also losgehen. Zum ersten Mal merke ich so etwas wie Menthol. Im Rachen bildet sich eine angenehme Kühle. Dazu ist der Aufguss leicht süß.
Der zweite Aufguss hat mehr Körper und auch mehr Menthol. Danach wird es etwas krautiger mit Anklängen von Pfeffer. Das ist tatsächlich genießbar. Gefällt mir gut bis hier.
Der kühlende Effekt im Rachen ist wirklich interessant. Fast spannender als der Tee, obwohl sich das jetzt etwas fies anhört. Auch beim fünften komme ich nicht aus dem Staunen heraus. Liegt das an den alten Bäumen, dass dieser Menthol-Effekt so stark ist?
Der sechste Aufguss ist schön süß und hat wieder mehr Körper. Das kommt daher, dass ich ihn etwas länger ziehen lassen habe. Der Pfirsich kommt jetzt auch im Geschmack gut durch. Es geht weiter, der Longsheng ist dabei recht stabil im Geschmacksprofil. Einige Ausreißer gibt es aber doch. Beim zehnten notiere ich Stachelbeeren. Lecker! Danach wird es wieder krautiger (11.) und es kommt erstmals Sauerampfer mit etwas Leder (12.) durch. Danach ist aber Schluss.
Fazit
Ich habe schon komplexere Pu Erh getrunken, aber noch keinen, der eine solche kühlende Wirkung im Mundraum hatte, Viel habe ich darüber gelesen, aber noch nie selbst erlebt! Auch im Geschmack habe ich nichts gefunden, was mich stört. Im Gegenteil, ich fand den Tee von Beginn an sehr angenehm. Etwas erstaunt bin ich von dem Preis, das hört sich nach einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis an. Wer sich für den Longsheng interessiert, findet ihn hier. Das ist also Pu Erh Nr. 3, der mir richtig gut gefällt. Mal sehen, was als Nächstes in die Tasse kommt.