Java besteht aus mehreren zum Teil aktiven Vulkanen. Foto von UKPaolo |
Dieser Schwarztee stammt von der Insel Java. Dort gibt es einen Ort namens Taman Sari, der für einen prächtigen Wasserpalast bekannt sein soll. Erbaut wurde der Palast 1757, ist aber inzwischen etwas heruntergekommen. Die Teegärten auf Java befinden sich größtenteils in höheren Lagen und verfügen über einen sehr nahrhaften Vulkanboden. Die guten Qualitäten sollen aus den Blättern der Assam-Hybride einen Geschmack herauskitzeln, der an Ceylon und chinesische Hong Cha erinnert. Meiner bescheidenen Meinung nach trifft das aber nicht auf den vorliegenden Tee zu, aber lest selbst.
OPSS steht für Orange Pekoe Special Superior
Der knappe Informationstext von TeeGschwendner verrät, dass die Produzenten sich an vergangene Spitzenproduktionen erinnerten und jetzt wieder Schwarztee herstellen, dessen Qualität sich von der gängigeren Massenproduktion abhebt. Das SS – steht für Special Superior – klingt jedenfalls sehr selbstbewusst und es verwundert nicht, dass der Tee in der limitierten Edmons-Kollektion angeboten wird.
Da der Tee einen hochwertigen Eindruck macht, entscheide ich mich für eine Zubereitungsweise, die eigentlich nur aromatische Sorten wie z.B. Darjeeling oder edle Hong Cha erhalten. Also pro 100ml 2g der trockenen Blätter bei einer Ziehzeit von 30 Sekunden.
Aussehen
Der vorliegende Schwarztee hat ein schönes dunkles Blattgut und auffällig viele Golden Tips, ein Zeichen für eine sorgfältige Pflückung, weil auch viele junge Blätter und Knospen verwendet wurden.
Geruch
Im warmen Gaiwan steigt ein schwerer Duft auf. Das ist Malz gepaart mit dunklem Honig, aber auch etwas Frucht in Form von süßen Mangos. Die Vorfreude ist groß! Ob sich dieser Duft im Geschmack bestätigt?
Geschmack
Ich hebe also die Tasse zum Mund, benetze die Zunge mit dem dunklen Gebräu und bin überrascht. Der Tee schmeckt nichtssagend, kommt vielleicht gegen die großen Erwartungen nicht an, die aufgrund des Duftes zu hoch gewachsen sind. Ich bemerke zwar die Malzigkeit, aber sie ist mir zu dezent, wie bei einem zu schwach geratenen Assam. Das Mundgefühl ist etwas holzig. Beim zweiten Aufguss spüre ich ein bisschen Mango, aber auch nur ganz leicht. So leicht, dass ich mich wieder frage, ob dieser Eindruck doch nur Einbildung war. Beim dritten Mal werden die Blätter extra lange gebrüht, wodurch die Malzigkeit nochmal hervorkommt. Insgesamt aber enttäuschend.
Zwischenfazit
Würde ich jetzt mein Fazit schreiben, hätte der Tee eine schlechte Bewertung erhalten. Wobei ich Bewertungen eh für wenig aussagekräftig halte. Und dafür gibt es verschiedene Gründe. Meine Bewertungen möchte ich als subjektiv verstanden wissen, ich maße mir nicht an, urteilen zu können, ob ein Tee wirklich gut oder schlecht ist. Ich kann nur sagen, ob und wie mir ein Tee geschmeckt hat. Wichtiger als die Güte des Tees ist derjenige, der den Tee zubereitet. Liegen seine Geschmackspräferenzen anders? Ich erinnere mich spontan an einen Besuch im Berliner Teesalon, über den ich bereits berichtete. Ich war dort mit einem Freund, der eigentlich Earl Grey und einige ausgewählte Grüntees trinkt. Wir bekamen netterweise eine Tasse eines gerösteten Oolong angeboten und unsere Eindrücke waren ganz unterschiedlich. Ich war begeistert, wollte sofort ein Päckchen davon kaufen, er hingegen wollte überhaupt nichts aus dieser Richtung – “was für ein Frevel”, dachte ich.
Ein weiterer Grund, weswegen ich mit Urteilen anderer vorsichtig bin, ist die Zubereitungsart. Ich vertrete die Meinung, dass jeder Mensch ein eigenes Geschmacksprofil hat, welches individuell ausfällt. Jeder hat also eine eigene Vorstellung von leckerem Tee und das schließt die Zubereitung mit ein. Es ist möglich, dass uns ein Tee partout nicht schmecken will, egal was wir mit ihm anstellen. Liegt das nun am Tee oder an uns? Es kann aber auch umgekehrt so sein, dass verschiedene Zubereitungsarten verschiedene Ergebnisse hervorbringen und wir von der einen ganz begeistert, von der anderen total enttäuscht sein können. Ein bisschen Experimentierfreude könnte sich lohnen.
Aus diesem Grund gebe ich dem Java OPSS eine zweite Chance. Da er mich etwas an Assam erinnert, bereite ich ihn wie einen zu, also 1,2g auf 100ml kochendes Wasser bei drei Minuten Ziehzeit.
Das Ergebnis ist jetzt viel besser! Der Geschmack ist dichter und der Tee hat mehr Körper. Die Säure ist gut ausbalanciert, erinnert zwar nicht direkt an Mangos, aber dafür etwas entfernt an Früchte. Die Malzigkeit kenne ich sonst nur von Assam-Tees, dazu gesellt sich das Aroma eines leichten Waldhonigs.
Die nassen Blätter wirken röter als die gewöhnlicher Schwarztees |
Fazit:
Nach einem Fehlversuch, hat der Tee mit der Standard-Methode doch noch geschmeckt. Dies ist mein zweiter Schwarztee aus Indonesien und es ist schön zu sehen, dass man sich wieder Mühe gibt, guten Tee herzustellen. Schaut man nach Sri Lanka oder Afrika, so muss man leider feststellen, dass gute Qualitäten den kostengünstigeren einfachen gewichen sind. Lässt sich der Trend wieder umkehren? Statt an Ceylon und China, erinnert mich dieser Tee viel mehr an Assam. Ist das eine Ausnahme oder schmecken andere Java-Tees ähnlich? Meinen ersten Java-Tee empfand ich nicht ganz so gut, weswegen ich auch nicht darüber berichtet habe. Wie auch immer, es ist spannend zu sehen, was Länder mit anderen geografischen Bedingungen imstande sind zu produzieren.