Meine liebe Frau S. hat für einen Moment gedacht, dass sie die Männer mit den weißen Kitteln rufen muss, als ich vor dem Schlafengehen Töpfe aus den Küchenschränken holte und mein erstes Konzept eines Lagertopfes ausprobierte.
Für alle, die mich persönlich kennen: Es geht mir gut und ja, der Blog wird jetzt etwas nerdig, deswegen bitte nicht weiterlesen, wenn es Euch nicht interessiert oder ihr unsere Freundschaft von meinem Geisteszustand abhängig macht!Für diejenigen, die sich entschlossen haben weiterzulesen, folgt eine kurze Erläuterung in Sachen Pu Erh. Das ist ein chinesischer Tee, der in eine besondere Kategorie fällt, da er ähnlich wie Wein reifen kann. Ein junger Pu Erh kann zwar gut schmecken, aber so richtig begehrt sind die komplexen und gereiften Fladen, die über 10 Jahre alt sind. Da diese Lagerung Geld kostet und die Nachfrage nach diesen Tees hoch ist, verwundert es nicht, dass diese Tees auch entsprechende Preise erzielen. Jetzt denkt natürlich jeder, dass man den ja selbst lagern kann. Denkste! So einfach ist das nicht. In einschlägen Blogs von Pu Erh-Kennern liest man recht häufig Beschwerden über eine zu trockene oder zu feuchte Lagerung. Letzteres eher seltener. Dazu wieder eine kurze Erklärung: Pu Erh reift nach, weil Pilze und Mikroben den Tee “umwandeln” bzw. reifen lassen. Diese Mikroben und Pilze mögen ein bestimmtes Klima, welches Deutschland und insbesondere Hamburg nicht zu bieten hat: Empfohlen wird eine Temperatur von 20-30°C und eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit von 70-80%. Seht ihr die Kluft zwischen Anforderung und Wirklichkeit?Nun gibt es viele Leute weltweit, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wie sie diese Bedingungen erreichen. Gero hat für mein Konzept eine wichtige
Vorarbeit geleistet, weil ich die theoretischen Grundlagen von seinem Lagertopf übernommen habe. Auch im
Teetalk haben wir uns über die optimalen Lagerbedingungen schon ausgiebig unterhalten. Kommen wir zu meinem Lagertopf. Ich wollte kein Geld ausgeben, um spezielle Töpfe und Meßgeräte zu kaufen, daher habe ich einen sehr hohen Topf, den wir eh nie benutzen, gewählt und auf den Boden einen eckigen Sake-Becher und zwei kleine runde Sake-Becher getan. In die beiden runden Sakebecher habe ich Wasser gefüllt, der eckige ist leer, weil er als Ständer für den Teller, der darauf platziert wird, dient.
Auf den tiefen Teller kommen zwei Pu Erh-Fladen. Darauf ein Plastikteller einer Tupperbox.
Jetzt folgen zwei kleine Fladen.
Und schließlich meine unzähligen Proben, eingewickelt in Küchenrollenpapier oder Taschentücher.
Da der Metallkochtopf innen (15°C) kälter ist als die Raumtemperatur (18°-20°C) stelle ich den Topf auf ein Stövchen und lasse den Kopf durch ein Teelicht erwärmen. Das Führt zu einer Temperatur von 25°C im Inneren des Topfes, wodurch auch die Luftfeuchtigkeit ansteigt. Das sieht man wunderbar an dem beschlagenen Deckel.
Nachdem das Teelicht erlischt fällt auch die Temperatur innerhalb von wenigen Stunden auf die Ursprungstemperatur, was sehr schade ist. Die Luftfeuchtigkeit bleibt trotzdem im Topf erhalten. Vorher hatte ich das Problem, dass das Wasser in den Bechern nicht in die Luft überging. Dieses Experiment werde ich den Winter über fortsetzen und schauen, was sich ergibt. Eine regelmäßige Lüftung und Kontrolle der Tees ist dabei unerlässlich, um eventuelle Schimmelbildung rechtzeitig zu erkennen. Leider bewege ich mich bezüglich der Lagerung auf völligem Neuland und kann zumindest auf Vorerfahrungen anderer zurückgreifen. Die Stövchen-Methode hat aber leider noch niemand probiert. Dabei erzeugt sie für wenige Stunden optimale Bedingungen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Frau S. sich schon Sorgen um die Kosten macht, die der erhöhte Teelicht-Verbrauch nach sich ziehen könnte…
Für weitere Ideen, Erfahrungen und Tipps bin ich immer dankbar 🙂