Auf meiner Pu Erh-Reise mache ich heute Halt bei einem Klassiker unter den Pu Erhs, einem Tee aus dem renommierten Hause Menghai Tea Factory 孟海茶厂. Wie der letzte stammt auch dieser Pu Erh von einer der zahlreichen Probenaktionen von Chenshi Chinatee, die ich jetzt nach und nach verkosten darf. Vor einiger Zeit wurden im Teetalk-Forum Anfängern wie mir zwei weitere Pu Erh aus diesem Hause nahegelegt, weil diese “einfach nur schmeckten” und man nicht viel verkehrt machen könne. Auch dieser Pu Erh scheint in dieses Schema zu passen, denn Chris schreibt dazu:
Der Menghai Dayi 7542 ist ein Klassiker unter den Plantagen Pu-erh Tees. Blattgröße und Blattgrad sind eher mittelmäßig, hier und dort sind auch ein paar Spitzen dabei. Trotzdem betrachten nicht wenige Experten den Menghai Dayi 7542, egal welchen Jahrgangs, als Maßstab für guten sheng Pu-erh Tee mit dem sich erst einmal andere messen müssen. Im Aroma ist er knackig, süß, kräftig, langanhaltend und irgendwie vertraut (Quelle).
Über Menghai Dayi gibt es bei Chris einiges Interessantes zu lesen und er erklärt auch, was es mit den verschiedenen Nummern der Pu Erh-Fladen auf sich hat. Daher begnüge ich mich an dieser Stelle damit, die gut auf den Punkt gebrachten Informationen interessierten Lesern zu empfehlen.
Blatt
Aus dem Fladen lässt sich dieses Stück relativ einfach lösen. Die Blätter sind eher klein, hier und da blitzen einige helle Tips auf.
Geruch
Der Geruch ist unerwartet süß. So einen süßen Duft habe ich bei Pu Erh noch nie vernommen. Er liegt schwer in der Nase und lässt mich an Honig denken. Ist das wirklich Pu Erh? Bisher dachte ich immer, dass Pu Erh nach allem riecht, nur nicht nach genießbaren Lebensmitteln.
Im warmen Gaiwan wird die intensive Süße ergänzt durch einen mentholartigen Geruch, wie man ihn von Erkältungssalben kennt. Ein bisschen Kraut ist vielleicht auch dabei, aber eher dezent im Hintergrund.
Geschmack
Der erste Aufguss ist noch sehr zahm, mittelsüß und der oben beschriebene Duft ist beim Trinken sehr präsent, erinnert zudem an ätherische Öle. Der nächste Gang ist schon fruchtiger und süßer, hat auch mehr Körper zu bieten. Gut so!
Beim dritten Aufguss meine ich, eine frische und belebende Wirkung zu spüren. Vielleicht liegt es an der fruchtigen Säure? Danach lasse ich den 7542 ein bisschen zu lange ziehen, denn er wird herber, es zeigt sich eine hartnäckige Adstringenz, die einen interessanten Effekt im Rachen auslöst: Süße!
Die Süße nimmt bei den folgenden Aufgüssen zu, sowohl im Rachen als auch im Mundraum. Danach (7.) entwickelt sich ein zedernartiges Aroma, auf der Zunge macht sich eine gewisse Kühle bemerkbar. Doch schon beim nächsten Aufguss ist diese wieder weg, es kribbelt am Gaumen und ich muss an Ingwer denken. Nein, das trifft es nicht ganz, es ist eher Ginger Ale, ja, genau!
Drei Aufgüsse mache ich noch, jeweils mit längeren Ziehzeiten. Ich zähle nicht mal mehr, gehe nur noch intuitiv vor. Wenn man an diesem Punkt angekommen ist, kann man bei so pflegeleichten Tees nichts mehr falsch machen (oder doch?). Geschmacklich hält sich die Assoziation zu Ginger Ale, Salatgurke verdrängt diesen Eindruck aber von Aufguss zu Aufguss, bis beim elften endgültig Schluss ist.
Fazit
Ein wirklich guter Tee, der vom ersten Aufguss an schmeckt. Besonders finde ich an diesem Pu Erh, dass er weder Tabak noch Rauch aufweist. Ein großes Plus für mich! Andererseits verstehe ich auch, dass Pu Erhs aus diesem Hause unseren Hardcore-Freunden nicht abwechslungsreich genug sind. Ja, der Tee war einfach nur lecker, aber andererseits auch wenig herausfordernd bzw. nicht so viele Assoziationen weckend wie man es vielleicht von anderen Vertretern kennt. Wem es um puren Genuss geht und wer zunächst einen geschmacklichen Einstieg in die Pu Erh-Welt finden möchte, dem könnte vielleicht dieser Menghai Dayi 7542 eben jenen ermöglichen.