Zealong steht für einen Teegarten vom anderen Ende der Welt. Das ist nicht einmal übertrieben, denn wir sprechen immerhin von Neuseeland. Weiter weg von Deutschland liegt vermutlich keine Plantage. Das Wort “Zealong” verbindet einerseits das Herkunftsland (englisch: “New Zealand”) und andererseits den heimlichen Schwerpunkt des Gartens, den Oolong.
Aller Anfang ist schwer
Als der Teeliebhaber und Gründer Vincent Chen 1996 den Plan, Neuseelands erste Teeplantage zu gründen, in die Tat umsetzte, ging er ein großes Risiko ein. Er orderte aus verschiedenen Regionen Asiens insgesamt 1500 Setzlinge, die zunächst in Quarantäne mussten. Diese Zeit überlebten leider nur 150 Exemplare. Umso bemerkenswerter, dass aus diesen Setzlingen heute auf 40 ha 1 Million Pflanzen gezogen werden konnten.
Ökologischer Anbau aus Überzeugung
Von Anfang an wurde auf Nachhaltigkeit großen Wert gelegt. So verwundert es nicht, dass alle Tees Bio-zertifiziert sind und daher keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Dies beinhaltet auch die Düngung mit Naturdünger, chemische Zusätze sind verboten. Zealong ist ein weiteres Beispiel dafür, dass biologisch hergestellter Tee keine Geschmackseinbußen hinnehmen muss.
Das Sortiment
Insgesamt werden bei Zealong fünf Sorten hergestellt, darunter ein Schwarztee, ein Grüntee und drei Oolong in verschiedenen Röststufen. Ich hatte schon im Laufe der Zeit Gelegenheit, alle Tees zu probieren, leider ist bisher noch kein Artikel im Blog daraus entstanden. Jeder Tee hat seine eigene Fangemeinde. Während die Oolong sich vor den Klassikern aus Taiwan und China (zum Beispiel Tie Guan Yin) nicht verstecken müssen, haben vor allem der Schwarztee und der Grüntee eine ganz eigene Charakteristik. Bei mir auf der Arbeit ergibt sich ein gemischtes Stimmungsbild, jeder hat seinen Favoriten unter den drei Sorten, die seit einigen Wochen exklusiv bei TeeGschwendner angeboten werden. Ich mag mich, wie immer, nicht auf eine Sorte festlegen. Doch der Grüntee hat mich wegen seiner Eigenheit am meisten überrascht.
Tasting Notes
Wenn ich mir das Blatt des Zealong Green angucke, fällt zunächst die Farbe auf. Wie bei einem Grüntee nicht unüblich (*augenzwinker*) ist die Farbe grün. Allerdings geht dieses Grün je nach Lichteinfall schon fast ein bisschen ins Bläuliche.
Der Duft
Das Aroma dieses Grüntees ist verblüffend. Ich kenne keinen gerösteten Grüntee anderer Herkunft, der einem japanischen Tee so nahe kommt. Zunächst dominiert die Fruchtigkeit, die man von einigen exquisiten Sencha her kennt. Diese Frucht geht in Richtung Maracuja und Mango. Röstnoten von Maronen und ein Hauch von Alge (Nori) sind ebenfalls zu vernehmen. Im aufgewärmten Gaiwan werden die Fruchtnoten noch intensiver.
Die Zubereitung
Da der Tee den japanischen Sorten so erstaunlich nahekommt, versuche ich, den Tee auch so zu brühen (siehe Zubereitungsempfehlung für japanische Grüntees gehobener Qualität).
Der Geschmack
Direkt nach dem ersten Aufguss rieche ich immer gerne zunächst an der Infusion, also an den nassen Blättern. Würde man mir in einer unvorbereiteten Situation diesen Geruch vor die Nase halten, würde ich sofort auf Sencha tippen. Daher interessiert mich umso mehr, wie sich der Neuseeländer in der Tasse zeigt.
Zunächst zeigt der Zealong Green seine zarte Seite, florale Aromen wie die von Tie Guan Yin steigen überraschend in die Nase. Aber auch die Fruchtnoten von vorhin sind präsent. Im Abgang kommt geschälte Mandel zur Geltung, das ist schon die zweite Assoziation, die ich mit einem Tie Guan Yin habe. Die Fruchtnoten lassen sich nicht unterkriegen und erinnern mich spontan an eine japanische Limonade (jap.: ramune ラムネ). Für diejenigen unter Euch, die diese Limonade nicht kennen, verweise ich auf die türkische Limonade Uludag. Für mich ist dieser Geschmack nostalgisch, denn in meiner Kindheit habe ich in Polen ebenfalls eine Limonade nach dieser Art getrunken. Leider sind die Marken von damals durch den Wandel in den 90ern vom Markt verschwunden und wurden von Billigmarken mit einem künstlichen Geschmack ersetzt.
Zurück zum Tee, wir befinden uns jetzt beim zweiten Aufguss. Der Tee hat nun mehr Körper, ist immer noch sehr aromatisch und hat sogar eine Spur Umami. In Verkostungssituationen, bei denen wir den Tee mit kochendem Wasser aufgießen und fünf Minuten ziehen lassen, tritt Umami sogar noch deutlicher hervor. Nun zeigen sich auch die gerösteten Maronen, die von einer schönen Süße begleitet werden. Auch der dritte Aufguss enttäuscht nicht, obwohl er nicht mehr an den zweiten heranreicht.
Fazit
Man würde dem Zealong Green unrecht tun, wenn man ihn auf seine Parallelen zu japanischen Grüntees reduzieren würde. Die Verbindung aus Frucht- sowie Röstnoten und floralen Aromen verleihen ihm einen eigenständigen Charakter. Damit hat Zealong in kürzester Zeit das geschafft, was viele neue Anbauregionen zum Ziel haben: einen hochwertigen und eigenständigen Tee kreieren, der die Teewelt zu begeistern weiß.
An dieser Stelle möchte ich noch einen Artikel im Tee-Tagebuch empfehlen, wo alle drei Sorten verkostet und beschrieben wurden. Wer sich für die Tees interessiert, findet sie hier bei TeeGschwedner.