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Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Der Garten Jun Chiyabari ist vielleicht der experimentierfreudigste unter den Gärten Nepals. Neben den Klassikern First und Second Flush scheuen die Brüder keine Mühe und experimentieren mit vielen Kultivaren und Macharten. In der Vergangenheit habe ich bereits über den Imperial Black und den Teegarten geschrieben.

Als ich das letzte Mal mit nepalesischen Teebauern gesprochen habe, vernahm ich ebenfalls die Bestrebung, einen Tee für Nepal zu finden, der in der Teewelt ein Alleinstellungsmerkmal hat. Ich halte das für schwierig, denn es gibt in Nepal mehrere Teeproduzenten, die vielleicht unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie dieser Tee aussehen soll. Dabei kann Nepal zur Zeit eines sehr gut: Tee im Stile Darjeelings zu machen, ohne dabei absurde Preise zu verlangen. In diesem Zusammenhang, habe ich bereits die Frage aufgeworfen, ob Nepaltee nicht der bessere “Darjeeling” sei.

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes
Der Garten Jun Chiyabari (Photo credit: Jun Chiyabari Tea Garden)

Der Teemarkt gibt auf diese Frage bereits Antworten, Nepal ist dabei, über den Status als Alternative zu Darjeeling hinauszuwachsen. Dazu trägt sicherlich bei, dass Darjeelings Pflanzenmaterial so alt geworden ist, dass es immer schwieriger wird, daraus guten Tee zu machen. Nepal hingegen hat viel jüngere Pflanzen und damit theoretisch sogar die besseren Voraussetzungen.

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Genug zum Hintergrund, widmen wir uns nun endlich dem Tee. Als ich das Ankunftsmuster des Tees zum ersten mal probierte, war ich überwältigt von der Intensität des Bouquets. Mein Interesse war geweckt, deswegen kontaktierte ich Bachan Gyawali, einen der beiden Jun Chiyabari Brüder, und fragte nach weiteren Informationen.

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Bei diesem Tee wurden tatsächlich alle möglichen Schritte per Hand ausgeführt. Vier Mal im Jahr stellt Jun Chiyabari einen handgerollten Tee her, in jeder Jahreszeit einen. Die Unterschiede sind entsprechend groß, der vorliegende Tee ist aus der Sommerernte.

Das Blatt

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Das Blatt enthält viele Blattspitzen, die sich farblich abheben. Auffällig ist die intakte und voluminöse Blattstruktur. Der Tee ist eine Augenweide, Blattbruch sucht man vergebens.

Das Aroma

Der Duft der trockenen Blätter ist betörend. So intensiv süß und fruchtig ist das Aroma selten bei einem Second Flush. Ich rieche Akazienhonig, Fliederbeere und ein bisschen Kuchenkruste.

In der vorgewärmten Kyûsu ist die Honigsüße so dominant, dass ich daneben kaum noch etwas rieche. Ich muss an Oolong wie Oriental Beauty denken. Es findet sich aber auch die Nussigkeit eines typischen Second Flushs in Form von Hasel- und Erdnüssen.

Der Geschmack

Zubereitet wird der Schwarztee wie immer nach der Methode für gehobene Schwarztees. Was mich an diesem Tee von Anfang an fasziniert, sind die Süße und Blumigkeit, die mich wieder an Akazienhonig erinnern. Er ist hocharomatisch, im Abgang kommt die bereits in der Nase festgestellte Haselnuss. Es zeigen sich auch Anklänge von Kakao und Milchschokolade. Der Geschmack hallt ungewöhnlich lange nach, so dass ich mir mit dem zweiten Aufguss etwas Zeit lasse.

 

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Der zweite Aufguss hat jetzt mehr Körper, ist würziger und kräftiger. Der Akazienhonig verwandelt sich daher in würzigen Waldhonig. Der Abgang wird trockener, ist aber noch immer sehr aromatisch. Es ist auch eine Holz-Nuance zu spüren, die in Richtung Eiche tendiert.

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Beim dritten Aufguss wird dieser Jun Chiyabari nun süffig. Die Süße lässt jetzt deutlich nach, er ist aber immer noch sehr gefällig. Im Geschmack zeigen sich nun Traubenkernöl und Anklänge von Weintrauben. Die Parallelen zu Nepal- sowie Darjeeling-Oolong und Oriental Beauty werden jetzt deutlicher. In einer Blindverkostung würde er mit Sicherheit für Überraschungen sorgen.

Jun Chiyabari hand-rolled Himalayan Tips Tasting Notes

Obwohl ich einen vierten Aufguss bei Schwarztees eigentlich nicht mache, entschließe ich mich nun doch dazu. Ich werde nicht enttäuscht. Er bleibt bis zum letzten Schluck sehr aromatisch. Der Geschmack geht zwar ein bisschen zurück, dafür zeigen sich in der Nase Noten von Blüten und Herbstlaub sowie Karamellgebäck.

Fazit

Wie du sicherlich bemerkt hast, bin ich von dem Tee sehr begeistert. Daher habe ich ihn bereits in der 56. Ausgabe der Teecetera empfohlen. Wer indische oder nepalesische Second Flushs und Oolong mag, dem kann ich diese Spezialität nur ans Herz legen. Zu finden ist der Tee im Edmon’s Sortiment von TeeGschwendner und ist daher nur so lange erhältlich, wie der Vorrat reicht. Wenn du dich für eine zweite Meinung interessierst, schau doch mal beim Tee-Tagebuch vorbei. Dort hat Stephan Kockmann diesen Tee ebenfalls verkostet und vorgestellt.

Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Nepal kann nicht nur gute Darjeeling-Alternativen produzieren (siehe letzter Blog), einige Produzenten wie der Garten Jun Chiyabari bringen so viel Leidenschaft und Experimentierfreudigkeit mit, dass sie Tees kreieren möchten, die sich nicht nur von Darjeeling unterscheiden, sondern einen eigenen Nepal-Charakter aufweisen.

Leider muss ich mich heute im Voraus für die schlechte Bildqualität entschuldigen. iPhoto hat es tatsächlich geschafft, beim Importieren alle heute gemachten Fotos zu löschen und sie nicht in die Datenbank zu speichern. Somit musste ich auf die Handy-Fotos zurückgreifen, die qualitativ deutlich abweichen.

Leidenschaft schlägt Tradition
Henning Schmidt vom Hamburger Teespeicher war zuletzt in Nepal und Darjeeling. Daher habe ich ihn am Freitag besucht, um ein bisschen über Nepal zu plaudern. Dabei kamen wir auf einen von Nepals Vorzeigegärten zu sprechen: Jun Chiyabari. Dieser recht junge Garten wurde von zwei Brüdern im Jahre 2001 gegründet und hat eine vergleichsweise kurze Geschichte. Die beiden Brüder Lochan und Bachan sind zwei Unternehmer, die in Darjeeling im Internat aufwuchsen und in so ziemlich allen Geschäftsfeldern aktiv waren – bis auf Tee. Im Jahre 2000 schwelgten sie in nostalgischen Erinnerungen (das Internat war umgeben von Teefeldern) und beschlossen, dem Teeanbau, den sie in Darjeeling ganz nebenbei als Tee-Enthusiasten kennengelernt haben, in Nepal eine Chance zu geben. Ganz schön mutig, so ganz ohne Erfahrung im Teeanbau.

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Lage und Größe
Der biozertifizierte Teegarten liegt 200km von Kathmandu entfernt im Dhankuta-Distrikt. Darjeeling ist mit 65km viel näher. Die Pflanzen werden in einer Höhe von 1600-2000m angebaut, es handelt sich also um einen richtigen Hochland-Tee. Die Jahresproduktion beträgt schätzungsweise 25t bei ca. 25-30ha, von den umliegenden Teebauern werden allerdings weitere Teeblätter nach eigenen Vorgaben hinzugekauft, der Anteil beträgt sogar 40%.

Der Weg ist das Ziel
Die beiden Brüder setzen auf erfahrene Tea-Maker, die zuvor jahrelang in Darjeelings Gärten Erfahrungen gesammelt haben und sich in Japan und Taiwan weiterbilden. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den verwendeten Cultivaren wider, man scheint in Zukunft auf sich voneinander stark unterscheidende Spitzentees setzen zu wollen, was ihnen schon jetzt gelingt. So werden beispielsweise neben japanischen Yabukita- und Zairai-Cultivaren auch taiwanesische (z.B. Si Ji Chun) und ältere nepalesische eingesetzt. Laut Henning Schmidt experimentiere man sogar mit Schattentees und möchte in Zukunft Matcha herstellen.

Die beiden Brüder sind mittlerweile 15 Jahre im Teegeschäft. In dieser kurzen Zeit haben sie gezeigt, was möglich ist, wenn man mit Ehrgeiz und Leidenschaft arbeitet. Ihre Tees sind überall zu finden, wo Qualität eine Rolle spielt und sie werden nicht müde, immer wieder Neues auszuprobieren. Dem Garten und seinen Mitarbeitern geht es übrigens den Umständen entsprechend gut.

Jun Chiyabari Imperial Black 19,95 EUR / 100g
Der Name leitet sich von einer etwas zweifelhaften Geschichte ab, wonach der chinesische Kaiser dem Königreich Nepal Teepflanzen nach einem verlorenen Krieg geschenkt habe. Von jenen Pflanzen soll dieser Tee stammen.

Zubereitung
Zubereitet wird dieser Tee nach der Methode für hochwertige Schwarztees.

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Blatt
Die Blätter sind sehr voluminös und tiefdunkel. Goldene Tips setzen einen schönen Akzentpunkt und sorgen für einen ansprechenden Kontrast. Natürlich muss man als Teetrinker gleich an Schwarztees aus Yunnan denken, die in zahlreichen Formen daherkommen. Die Macher haben bei dieser Kreation aber ausdrücklich nicht daran gedacht, einen Yunnan-Tee zu imitieren.

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Aroma
Die dunklen Blätter riechen im ersten Augenblick nach Waldmeister, ein Geruch, den ich aus meiner Kindheit kenne. Da gab es diesen einen Augenblick, als mein Onkel mich in eine polnische Eisdiele führte, in der noch das Eis frisch vor Ort zubereitet wurde. Nie wieder habe ich diesen intensiven Duft beim Betreten einer Eisdiele vernommen wie damals. Und immer wenn ich an Waldmeister-Eis rieche, überkommt mich diese Erinnerung.

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Was kommt da noch? Dunkle Brot- und Kuchenkruste, dazu ein leicht nussiger Duft und vielleicht auch ein bisschen Honig? Nach dem ersten Aufguss gewinnen Kakao und Fliederbeeren klar die Oberhand. Die Vorfreude nimmt zu.

Geschmack
Der erste Aufguss hat viele verschiedene Facetten zu bieten. Da wäre zunächst Kakao und Malz. Man könnte auch an Assam denken, aber es fehlt die Würze. Eine leichte Süße breitet sich im Mund aus und die Kuchenkruste macht sich bemerkbar.

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Beim zweiten Aufguss sind die Aromen etwas dezenter. Kakao ist jetzt nicht mehr so dominant, ich denke da eher an Kakaocreme, also eine abgeschwächte Form, die auch irgendwie zum Mundgefühl passt. Jetzt zeigt sich auch die Nussigkeit, ehe im Abgang der Imperial Black nochmals mit einer schönen Portion Feuchtigkeit erfrischt.

Einer geht noch. Der Schwarztee ist jetzt süffig, die Fliederbeeren sind jetzt das erste Mal richtig deutlich zu schmecken. Vielleicht wurden sie vorher auch nur von anderen Aromen überlagert? Der erfrischende Nachgeschmack erinnert mich wieder an Zitronentee – ein schöner Ausklang.

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Fazit
Das Rad neu erfinden tut Jun Chiyabari mit Sicherheit nicht. Und dennoch ist es ein Tee, der für hochwertige Assam-Liebhaber und Yunnan-Trinker gleichermaßen interessant sein könnte. Und wem Assam-Tee sonst einfach zu stark ist, die feine malzige Note aber sehr zusagt, der kann sich ebenfalls an diesem Tee versuchen. Es ist schön zu sehen, dass es einen Ort in Nepal gibt, der abseits vom Mainstream neue Wege einschlägt. Daher werde ich Jun Chiyabari mit Sicherheit aufmerksamer verfolgen, sie haben übrigens auch einen Twitter und Facebook-Auftritt! Vielen Dank, lieber Henning für diese feine Probe. Wenn auch du dich für diesen Tee interessierst,  findest du ihn im Online-Shop vom Hamburger Teespeicher.

Auch nächste Woche geht es weiter mit einem Nepalesen, nur einen Steinwurf entfernt von Jun Chiyabari.

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