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Mein Treffen mit Andrzej Bero

Mein Treffen mit Andrzej Bero

Andrzej Bero (geb. 1969) ist ein polnischer Keramikkünstler aus Warschau, der sich auf Teekeramik spezialisiert hat. Diese erfreut sich wachsender internationaler Beliebtheit und ich hatte das Vergnügen, Andrzej dieses Jahr endlich begegnen zu dürfen.

Ein Urlaub in Polen

Es fing damit an, dass unser Urlaub im August in Polen stattfinden sollte. Frau P. und ich waren mit dem japanischen Teil der Familie in den Masuren. Ein Ferienhaus direkt am See, so erholt man sich vom Großstadtleben. Die traditionelle polnische Küche ließ nostalgische Gefühle aufkommen, aber ich schweife ab.

Als ich mit der Urlaubsplanung begonnen habe, kam mir natürlich gleich in den Sinn, dass sich ein Abstecher nach Warschau, gerade mal 200km von meinem Urlaubsort entfernt, anbieten würde. Das ist ja nur ein Tagesausflug, dachte sich ein Pole, der in Deutschland aufgewachsen ist.

Polen ist infrastrukturell noch immer ein Entwicklungsland

Als ich jedoch am Tag davor die möglichen Routen im Navi sondierte, wusste ich, dass ich an diesem Tag mehr Zeit im Auto verbringen würde als mit Andrzej. In Polen sind zweispurige Landstraßen die Regel und Autobahnen die Ausnahme. Im Vergleich zu den restlichen EU-Ländern ist mein Herkunftsland in dieser Hinsicht noch immer ein Entwicklungsland. Für 200km brauchte ich satte vier Stunden. Wie gut wir es doch in Deutschland haben, dachte ich mir auf der Fahrt immer wieder.

Das Treffen mit Andrzej Bero

Andrzej Bero wohnt mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus im Speckgürtel von Warschau. Er ist wie die meisten Polen ein Familienmensch.

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Bevor Andrzej seinen Weg zur Keramik fand, musste er einen Umweg gehen. Er fing zunächst an, Kulturwissenschaft zu studieren, bevor er merkte, dass die bloße Theorie ihn nicht erfüllte und er sich vom schaffenden Handwerk, dem Praktischen, viel mehr angezogen fühlte. Er ging dann in Radom in Ausbildung und lernte schon damals verschiedene Brenntechniken (z.B. Raku) kennen. Zur Ausbildung gehörte natürlich auch das Töpfern mit Töpferscheibe.

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Danach trat er der Künstlergruppe Keramos bei, in der er 10 Jahre aktiv gewesen ist. Diese Gruppe existiert noch heute und bietet jungen Künstlern eine erste Plattform.

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Wie Andrzej zur Teekeramik kam

Zwar gehört Teekeramik zum Repertoire vieler Keramiker in Europa, aber die meisten konzentrieren sich dabei natürlich auf die hier gebräuchlichen Formen. Dabei kommen große Kannen und Tassen mit Henkel heraus. Mit dieser Teekeramik hat daher auch Andrzej seine Erfahrungen gemacht, denn in den 1990er Jahren gab es noch keine gute Teeauswahl in Polen. Man trank damals noch häufig Schwarztee, wobei zuerst ein Konzentrat aufgebrüht und dieses bei Bedarf verdünnt wurde. Das Konzept kennt man auch vom Samowar.

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Ôkakura Kakuzos Buch vom Tee

Ein Schlüsselerlebnis war “Das Buch vom Tee” von Ôkakura Kakuzo, das zwar strittig ist, aber dennoch vielen Menschen in Europa eine Idee von der Japanischen Teekultur vermittelte und immer noch vermittelt. Für Andrzejs Ausrichtung war dieses Buch vor sieben Jahren entscheidend, denn heute kennt man ihn vor allem wegen seiner schönen, asiatisch geprägten Teekeramik.

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Aus der Perspektive eines europäischen Keramikers ist die asiatische Teekultur voll von Inspiration. Neue Techniken und Formen bieten so viele Möglichkeiten. Umso schöner ist es, zu sehen, dass seine Bemühungen auch vom “Fernen Osten” honoriert werden. Zuletzt hat er bei einem taiwanesischen Ausstellungswettbewerb Gold mit einer seiner Kannen gewonnen.

Andrzej Beros Keramik

Andrzej brennt im Schnitt alle sechs Wochen in einem Elektroofen. Trotz einiger Überraschungsmomente macht es seine Keramiken für ihn einigermaßen vorhersehbar. Seiner Vorstellung von Teekeramik zufolge, sollen die Utensilien dem Tee nicht die Show stehlen. Daher sind seine Keramiken relativ schlicht. Ihm ist wichtig, dass sie funktional sind – damit ist gemeint, dass eine Kanne beispielsweise gut gießen soll. Die meisten seiner Keramiken sind innen glasiert, damit der Ton den Geschmack des Tees nicht verfälscht.

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Ich habe die Zeit bei ihm sehr genossen. Wir hatten leider nur ein paar Stunden Zeit, ehe ich wieder zurück in unseren Urlaubsort musste, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich hoffe, dass wir beim nächsten Mal etwas mehr Zeit haben, um Tee miteinander zu trinken. Sein 1970er Pu Er war jedenfalls ausgesprochen lecker. Das sage ich als Pu Er-Zweifler.

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Wenn du neugierig auf Andrzej Beros Keramiken geworden bist, freue ich mich, wenn du dich im Shop danach umsiehst.

Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Vielleicht hast du es schon durch die kleinen Andeutungen in diversen Kanälen mitbekommen: der TeeKeramik-Blog bekommt jetzt endlich einen eigenen Shop.

Ein Traum wird wahr
Erst sechs Jahre ist es her, als mich die Begeisterung für japanische Teekeramik gepackt hat. Und es ist schön, zu sehen, wohin mich diese Leidenschaft geführt hat. Und der Weg ist noch nicht zu Ende. Im TeeKeramik-Shop möchte ich meine Leidenschaft unmittelbar mit dir teilen.

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Die Auswahl
Es wird neben japanischen und chinesischen Teekeramiken auch europäische geben, wie etwa die von Andrzej Bero und Petr Novák, die sich von der japanischen Ästhetik inspirieren lassen. Mit der Zeit kommen sicher auch weitere Keramiker hinzu.

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Jian-Teeschale

Das Sortiment
Das Sortiment wird fast ausschließlich aus Einzelstücken bestehen. Das bedeutet, dass so gut wie jedes Stück ein Unikat ist. Ausnahmen sind Serienanfertigungen, bei denen sich die Stücke zwar ähneln, aber nie identisch sind.

Alle Keramiken werden vorher gründlich geprüft und vermessen. So wird vermieden, dass du ein fehlerhaftes oder defektes Stück erhältst. Solltest du doch Probleme haben, dann ist ein Umtausch natürlich möglich.

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Hagi-yaki Teebecher (yunomi)

Offizieller Start
Ab dem 23. Mai um 12 Uhr mittags wird der Shop offiziell eröffnet. Bis dahin liegt noch eine Menge Arbeit vor mir. Die Artikel müssen schließlich fotografiert, beschrieben, gemessen und angelegt werden. Nach und nach wird sich das zunächst überschaubare Sortiment füllen.

Den Teekeramik-Shop kannst du unter teekeramik.com erreichen. Die ersten Artikel sind sogar schon angelegt, bestellen kann man sie aber erst nach der offiziellen Eröffnung.

Limitiertes Sortiment
Wie bereits angekündigt, ist das Sortiment limitiert. Von den meisten Stücken habe ich jeweils nur ein Exemplar eingekauft. Nach und nach wird das Sortiment erweitert. Wenn du dich in den Newsletter einträgst, wirst du darüber als erster informiert, sobald ein Artikel wieder erhältlich ist oder ein neuer angelegt wurde. Keine Sorge, so eine Mitteilung bekommst du nur einmal die Woche.
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Was ist ein Phoenix (Fenghuang) Dan Cong?

Was ist ein Phoenix (Fenghuang) Dan Cong?

Phoenix Dan Cong ist ein Tee, auf den ich vor Jahren gestoßen bin, als ich bei der “Kunst des Tees” herumstöberte. Ich habe mir damals eine Probe von einem sehr hochwertigen Exemplar gesichert, aber bis heute habe ich mich nicht getraut, diesen Tee zu verkosten und hebe ihn mir für eine besondere Gelegenheit auf. Dan Cong ist ein Oolong, der aus dem Fenghuang (Phoenix) Gebirge stammte. Daher trägt dieser Tee oft den Namen “Fenghuang Dan Cong”. Auch wenn es heute sicher nicht mehr auf alle Dan Cong zutrifft, Premium Dan Cong sollte ein echter Felsentee sein, d.h. in felsigen Gebirgen mehr oder weniger wild wachsen.
Plantagentee vs. Teebaum
Obwohl Dan Cong mittlerweile als Plantagentee produziert wird, ist “echter” Dan Cong von einzigartigen Teebäumen geerntet. Einzigartig deshalb, weil diese Bäume wild wachsen und nicht zurückgeschnitten werden. Dan Cong bedeutet nämlich nichts anderes als “individueller Teestrauch”. Das hat den Hintergrund, dass früher die Pflanzen noch durch Samen vermehrt wurden und jeder Baum ein individuelles Erbgut hat, was dazu führt, dass Eigenschaften wie Blattgröße und Geschmack von Baum zu Baum variieren. Auch das Alter und die Lage eines Baums spielen eine große Rolle.
Damit diese Charakteristika nicht nivelliert werden, kategorisiert man die Bäume und stellt kleine, limitierte Lots her, die sich voneinander unterscheiden. Doch auch innerhalb einer bestimmten Kategorie gibt es qualitative Unterschiede und so ist es zu erklären, dass ein bestimmter Typ eines Dan Cong ein paar oder gleich mehrere hundert Euro kosten kann.

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Den Dan Cong lagere ich in einer Keramikdose von Andrzej Bero

Geschmack und Effekt
Den Phoenix Dan Cong zeichnet vor allem sein fruchtiger Geschmack aus. Das Aroma und der Geschmack sollen lange anhalten. Süße ist ein weiteres Markenzeichen, Bitterkeit hingegen nicht. Wenn letzteres doch auftritt, hängt das wohl auch mit der Zubereitungsweise zusammen. Eine andere Ursache ist, dass der Tee im Sommer geerntet wurde. Akira Hojo hat außerdem noch Folgendes festgestellt:

When you drink very high-end Phoenix Dan Cong oolong, your body feel warm, your face becomes red or pink and you feel very relax.



Reifung
Wie andere Oolong auch (z.B. der Paochung bzw. Baozhong) eignet sich der Dan Cong zur Nachreifung. Dabei soll der Geschmack noch süßer werden. Wichtig dabei ist, dass man dem Tee nicht viel Sauerstoff lässt, sonst fängt er an zu oxidieren. Je weniger Sauerstoff desto besser, denn selbst wenig Oxidation verändert das Aroma. Aus diesem Grund werden Dan Cong traditionell nachgeröstet, um das unerwünschte Aroma wieder zu neutralisieren. Folglich ist die beste Art, Dan Cong zu reifen, ihn einfach in vakuumisierten Beuteln aufzubewahren. 

Ich habe mir zum Einstieg einen Dan Cong vom Hamburger Teespeicher geholt. Laut Beschreibung handelt es sich hierbei nicht um einen Plantagentee.

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Dieser Dan Cong enthält dunkle und leicht gekrümmte Blätter mittlerer Größe

Zubereitung
Diesen Tee habe ich ganz intuitiv zubereitet:

5g, 100ml, 90-100°C, kurze Ziehzeiten immer länger werdend.

Einen Versuch wert ist sicherlich auch die Methode von Akira Hojo, durch die man einen gleichmäßigeren Geschmack erhält.


Geruch
Die trockenen Blätter riechen verführerisch nach dunkler Brotkruste, Milchschokolade und würzigem Zimt. Im warmen Gaiwan vernehme ich wieder Trockenfrüchte.

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Die Farbe des Dan Cong erinnert an Bernstein

Geschmack

Der Dan Cong ist von Beginn an vollmundig. Er hat einen Grundcharakter, der sich über die Zeit wenig verändert. Man merkt ihm die Röstung auf jeden Fall an. Dunkle Schokolade ist sehr dominant, auch Fruchtnoten von Mango blitzen immer wieder mal auf. Am Ende wird der Dan Cong noch einmal malzig. Nicht wie ein Assam, viel mehr wie Malzbier.
Fazit
Inwiefern dies ein typischer Dan Cong ist, vermag ich an dieser Stelle nicht zu schreiben. Gemessen an seinem Preis ist dies ein hervorragender Oolong, den ich vorbehaltlos empfehlen kann, vor allem jenen, die sich einen risikolosen Einstieg in die Welt der Oolong wünschen. Es warten weitere Dan Cong auf eine Verkostung, die ich gerne mit diesem vergleichen werde.
Hier geht es zur Verkostung des Premium Dan Cong.
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