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Der Ursprung von Raku aus Sicht der westlichen Wissenschaft

Der Ursprung von Raku aus Sicht der westlichen Wissenschaft

Willkommen zum vorerst letzten Teil der Artikelserie “Historisches Raku”. In den Blogartikeln zuvor habe ich mich bereits mit den Eigenheiten, der Herstellung und der Geschichte aus japanischer Sicht auseinandergesetzt. Solltest du diese Artikel noch nicht gelesen haben, könnte es nützlich sein, zunächst mit diesen anzufangen.Bevor ich die wissenschaftliche Perspektive aufgreife, ist es nötig, einen Blick auf die japanische Geschichtsschreibung zu werfen.

Wer schreibt die Teegeschichte in Japan?
Die japanische Teegeschichte speist sich aus vielen Erzählungen, Geheimschriften, Mythen und Manuskripten. Bis ins 17. Jahrhundert war die Teekultur dynamisch und keinesfalls so linear, wie sie heute dargestellt wird. Erst mit der Anerkennung der Autorität der Sen-Schulen im späteren Verlauf der Geschichte, wurde die Teegeschichte so geschrieben, wie wir sie heute kennen. Sie ist linear und endet quasi bei Sen no Rikyû, dem großen Teemeister Japans, der heute als Begründer des japanischen Tee-Wegs gilt. Die Sen-Schulen, gegründet durch die Enkel Rikyûs, reichen seine Lehren weiter und haben die Deutungshoheit, weil sie die mächtigste Institution auf diesem Gebiet sind und sich viele Quellen in ihrem Besitz befinden. Die Historiker, die sich mit der Teegeschichte auseinandersetzen, arbeiten häufig mit den Sen-Schulen zusammen und lassen sich von Ihnen beraten. Nicht zuletzt Sen Shôshitsu selbst schreibt regelmäßig Bücher und Artikel zu diesem Thema,

Problematische Quellen
Rikyû war sicherlich ein großer Teemeister und er hatte viele Schüler und einflussreiche Begegnungen. Weil er zu Lebzeiten eine sehr hohe Autorität genoss, gibt es zwar viele Berichte und Schriften, die auf ihn Bezug nehmen, aber keine einzige Teeschrift von ihm selbst verfasst, in der er seinen Teeweg erklärt. Da solche Originalquellen fehlen, müssen sich die Sen-Schulen aber auch die Wissenschaft mit Quellen aus zweiter oder gar dritter Hand begnügen. Und hier fängt das Problem schon an. Welcher Quelle kann ich vertrauen? Die Wissenschaft hat im Westen lange Zeit nur das nachgeplappert, was japanische Autoren zu diesem Thema zu sagen hatten. Und das ist im Großen und Ganzen der Standpunkt der Sen-Schulen.

Der Paradigmenwechsel
Erst Morgan Pitelka (2005) untersuchte mit seinem Werk „Handmade Culture“ die Entstehungsgeschichte des Hauses Raku, die angeblichen Zusammenhänge von Sen no Rikyû und die zahlreichen Mythen und legte die Schwächen dieser Behauptungen offen. Ferner konnte er zeigen, dass es neben Chôjirô noch andere Töpfer gab, die ganz ähnliche Keramiken herstellten, die erst durch Funde in den letzten beiden Jahrzehnten von der Forschung berücksichtigt werden konnten. Ich folge seiner Argumentation und gebe kurz die wesentlichen Argumente wieder.

Es gibt keine stichfesten Quellen
Im letzten Artikel habe ich bereits den japanischen Standpunkt wiedergegeben, nach dem Rikyû Chôjirô beauftragt habe, die ersten Teeschalen herzustellen. Wenn das wirklich der Fall gewesen sein sollte, würde es Rikyû zum geistigen Vater dieser Keramikgattung machen. Doch obwohl diese Verbindung zwischen Rikyû und Chôjirô in Japan als unumstößlich gilt, gibt es keine einzige zeitgenössische Quelle, nicht mal einen Brief, der einen Zusammenhang zwischen Rikyû und Chôjirô herstellt. Raku-Keramik gibt es vermutlich schon seit den 1570ern, Rikyû ist erst 1591 gestorben. Es ist schwer vorstellbar, dass in dieser langen Zeit keine Geheimschrift, kein Teeprotokoll und kein Brief die Urheberschaft von Rikyû erwähnt.
Das Nanbôroku z.B., auf welches sich gerne berufen wird, enthält ein Tee-Protokoll, in dem Rikyû ein Frischwassergefäß und eine Räucherwerkdose von Chôjirô benutzt habe. Dieses Teeprotokoll ist allerdings nur in dem Nanbôroku enthalten, welches erst 100 Jahre nach dem Tod Rikyûs “entdeckt” wurde.

Es gibt zu viele Raku-Teeschalen
Das Zentrum der japanischen Teekultur war zweifellos Kyôto und die damalige Hafenstadt Sakai, die heute ein Teil von Ôsaka ist und nicht weit entfernt von Kyôto liegt. In beiden Städten wird viel gebaut und immer wieder werden bei Bauarbeiten verschiedene Dinge ausgehoben, die in frühere Epochen fallen. Heute weiß man, dass es nicht nur den einen Raku-Betrieb gegeben haben kann. Die gefundenen Teeschalen sind einfach zu zahlreich, um nur von einem Betrieb hergestellt worden sein zu können. Dafür ist Raku zeitlich zu aufwendig und der Ofen viel zu klein. Eine Massenproduktion ist unmöglich.

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Dies ist eine Nachbildung einer historischen Raku-Teeschale

Die Raku-Teeschalen fallen zu unterschiedlich aus
Zwar sagt man heute, dass Raku-Teeschalen nicht auf der Töpferscheibe geformt wurden, doch archäologische Funde belegen, dass einige durchaus auf diese Weise entstanden sind. Und obwohl die Raku-Familie felsenfest behauptet, dass ihre Teeschalen schon immer nur freihändig hergestellt wurden, sieht Pitelka, der ebenfalls ein erfahrener Töpfer ist, zumindest bei einigen frühen Stücken, die Chôjirô zugeschrieben werden, Merkmale eines Töpferscheibeneinsatzes.
Heute versucht die Raku-Familie immer noch, aus dem alten Fundus eine “Handschrift” Chôjirôs zu rekonstruieren. Pitelka ist da weitaus kritischer und sieht in der Vielfalt einen deutlichen Hinweis darauf, dass nicht alle Teeschalen von einer einzigen Person stammen können.

Die Sache mit den Tee-Protokollen
Im letzten Blog habe ich erwähnt, dass es auch authentische Tee-Protokolle gab. In zwei Protokollen hat Rikyû eine schwarze Teeschale eingesetzt. Als man Jahrhunderte später anfing, die Teegeschichte zu schreiben, hat sich die Raku-Familie als einzige mit dieser Art der Teeschalen durchgesetzt und andere Betriebe haben aufgehört zu produzieren und sind in Vergessenheit geraten. Rückwirkend hat man daher angenommen, dass als schwarze Teeschalen nur die von Chôjirô aus dieser Zeit gemeint sein können. Es gab zwar noch die schwarzen Teeschalen aus Mino, die damals Seto genannt wurden (heute Seto-guro), aber da Seto in Teeprotokollen üblicherweise namentlich benannt wurde (die Teemeister wussten den Ursprung häufig zu unterscheiden), ging man davon aus, dass mit diesen Teeschalen Raku gemeint sei und übersah dabei aus Unwissenheit, dass es noch andere Töpfer gab, die diese Art von Teeschalen herstellten.

Doch so einfach ist das nicht. An dieser Stelle taucht nämlich der Begriff imayaki auf. Das bedeutet so viel wie “zeitgenössische Keramik”. Die aufkeimende Tee-Kultur hatte eine starke Nachfrage nach Tee-Utensilien ausgelöst und in vielen verschiedenen Töpferorten wurden Teeschalen gebrannt, die alle in diese Kategorie fielen. Nur weil die Teeschale schwarz war, heißt es also noch lange nicht, dass sie auch von Chôjirô getöpfert wurde. Die Schale kann genauso gut von einem anderen Töpfer aus Sakai gemacht worden sein oder auch aus Mino stammen.

Ein weiteres Protokoll erwähnt eine Teeschale mit dem Namen Kimamori (Hüter des Baums). Interessanterweise befindet sich eine Raku-Schale mit diesem Namen noch heute in Familienbesitz der Raku-Familie. Der Nachweis ist die dazugehörige Holzschachtel, die diesen Namen trägt. Die Handschrift soll die von Rikyû sein. Das Problem dabei ist nur, dass man nicht prüfen kann, seit wann diese Schachtel existiert, ob die Handschrift echt ist und ob Kimamori nicht vielleicht ursprünglich eine ganz andere Teeschale war, als die, die bis heute tradiert wird. Zudem wurde erst Jahrzehnte später durch den Enkelsohn Rikyûs die Handschrift als echt befunden.

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Die Holzschachtel (tomobako) gehört zu der oben gezeigten Teeschale

Holzschachteln liefern keine Beweise
Es gibt weitere Utensilien, deren Name, Hersteller und Vorbesitzer auf den dazugehörigen Holzschachteln dokumentiert wurden. Vor allem nach dem Tod Rikyûs tauchten viele Utensilien auf, von denen die Besitzer behaupteten, dass sie einst Rikyû gehörten. Dieser Boom hatte einen materiellen Grund, denn Rikyûs Utensilien waren sehr gefragt. Das positive Urteil eines bedeutenden Teemeisters hatte einen sehr großen Einfluss auf den Wert eines Utensils. Diese Tatsache ist sehr gut dokumentiert. Nach dem Tod von Rikyû behaupteten viele Teepraktizierende, dass ihre Utensilien einst Rikyû gehörten. Nachprüfen lies sich die Behauptung nicht mehr so leicht und die beschrifteten Holzschachteln halfen dabei, die Behauptung zu untermauern.

Fazit
Dank Morgan Pitelkas kritischer Herangehensweise ist man zu neuen Erkenntnissen gelangt. Wer sich ernster mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte, sollte unbedingt seine beiden Bücher lesen (Quellenangaben findet ihr oben unter Buchempfehlungen). Geht es nach ihm, ist Raku eine Reaktion auf die gestiegene Nachfrage nach unterschiedlichen Tee-Utensilien.

Interessanterweise hat Pitelkas Ansatz kein nennenswertes Echo in Japan verursacht. Es mag daran liegen, dass sowohl die Sen-Schulen als auch die Raku-Familie von der Legende zu sehr profitieren, als dass sie ernsthaftes Interesse daran hätten, diese zu hinterfragen. Denn Raku ist die einzige Keramikgattung, die sich in Japan auf einen namhaften Teemeister berufen kann (bei Oribe ist das anders!). Davon profitiert die Familie noch heute durch eine enge Verzweigung mit den Sen-Schulen. Und die Sen-Schulen malen ein glorreiches Bild ihres Urahnen, dessen Genialität sich in den selbst entworfenen Raku-Schalen widerspiegelt. So bleibt in Japan vorerst alles beim Alten und wir dürfen selbst entscheiden, welcher Version der Geschichte wir lieber vertrauen mögen.

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Merkmale japanischer Raku-Teeschalen: was zeichnet sie aus?

Was ist historisches Raku aus japanischer Sicht?

Heute widme ich mich wieder dem Thema Raku. Die Frage nach der Herkunft von Raku ist spannend und es gib in Japan verschiedene Versionen der Entstehungsgeschichte. Ich halte mich an die in Japan übliche Version. Neueinsteigern möchte ich die beiden vorausgegangenen Artikel ans Herz legen:

Wenn man Artikel oder gar Bücher über den japanischen Teeweg (chadô 茶道) liest, dann stößt man unweigerlich auf den mutmaßlichen Begründer bzw. Vollender des Teewegs, Sen no Rikyû (1522–1592). Rikyû, der aus Sakai stammte, gilt heute als bedeutendster Teemeister in der japanischen Geschichte. Es ist kein Zufall, dass Rikyûs Stellung hervorgehoben wird, denn die bedeutenden Teeschulen Japans, die sogenannten “Drei Sen-Schulen” (san-senke) berufen sich auf seine Lehren und beziehen daraus ihre Legitimität und Authentizität.

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Wer war eigentlich Sen no Rikyû?
Rikyû ging aus einer wohlhabenden Familie hervor, die im Fischgroßhandel tätig war. Er hinterließ keine Tagebücher oder schriftlichen Anweisungen über seinen Teestil. Von Rikyû ist aber bekannt, dass er sowohl den shoin-Tee* der Aristokratie und des Kriegeradels als auch den sôan-Tee* praktizierte, der zu dieser Zeit bereits als wabi-Tee* bezeichnet wurde. Drei Teeschulen berufen sich auf Rikyû, wurden aber erst von späten Nachfahren im 17. Jahrhundert gegründet. Zu ihnen gehören die Urasenke, die den rustikalen wabi-Tee, die Omotesenke, die den shoin-Tee tradieren, und die Mushakôjisenke. Rikyû, der u.a. unter Takeno Jôô Tee lernte, erreichte als Teemeister eine besondere Bedeutung unter den Regenten Oda Nobunaga (1534–1582) und Toyotomi Hideyoshi (1537–1598). Seine Aktivitäten und Geräte-Expertise sind teilweise in den Teetagebüchern und Aufzeichnungen seiner Anhänger dokumentiert. Eine wichtige Quelle für das Verständnis von Tee-Konventionen ist das Yamanoue Sôji-ki, dessen Verfasser Yamanoue Sôji selbst Schüler von Rikyû war und als ein großer Verfechter seiner Lehren gilt. In Anlehnung an Jôô und Rikyû werden darin Regeln für Teemeister formuliert und Rikyûs Radikalisierung des wabi-Tees am Beispiel eines sehr kleinen Anderthalb-Tatami-Teeraums beschrieben. Trotz dieser Quellen ist die Quellenlage problematisch, da die Korrektheit der Überlieferungen nie garantiert werden kann. Aus diesem Grund sind auch spätere Aufzeichnungen und Anekdoten, in denen Rikyû zitiert wird, stets als kritisch zu bewerten.

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Ihôan – japanisches Teehaus in Kyôto auf dem Gelände des Kôdai-ji

*Der shoin-Tee bezeichnet den “Tee im Studierzimmer”. Bei diesem Stil wurden ausschließlich kostbare Utensilien aus China verwendet. Der sôan-Tee hingegen wurde in einem schlichten Teehaus abgehalten. Das Teehaus wird einer idealisierten Einsiedlerklause nachempfunden. In diesem Modus wurden neben chinesischen auch japanische und koreanische Utensilien verwendet.

Schöpfungsmythos der Raku-Keramik
In der japanischen Literatur und chadô-Forschung besteht bis in die jüngste Zeit weitreichende Einigkeit darüber, dass Chôjirô, eigentlich ein Dachziegelbrenner chinesischer Abstammung, diese Keramik nicht allein, sondern unter Anleitung des großen Teemeisters der japanischen Tee-Geschichte, Sen no Rikyû, angefertigt hat. Gestützt wird diese Ansicht durch das eigene Verständnis der Raku-Töpfer über ihre tradierte Herkunft und die Einigkeit über die Entstehung der Raku-Keramik mit den Drei Sen-Schulen. Es gibt zahlreiche Publikationen, in denen diese Verbindung zwischen Rikyû und Chôjirô immer wieder behauptet wird und so verwundert es nicht, dass diese Entstehungslegende in westliche Literatur Einzug gehalten hat.

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Rotes Raku

Der japanischen Tee-Geschichte folgend soll Rikyû auf der Suche nach einer schlichten dekorlosen Teeschale auf den Dachziegeltöpfer Chôjirô, der am Bau des Schlosses Jurakudai mitarbeitete, gestoßen sein und sein Talent erkannt haben. Er beauftragte Chôjirô mit der Herstellung von roten und schwarzen Teeschalen, die später der Mittelpunkt der Raku-Tradition werden sollten. Darüber hinaus soll Chôjirô von Toyotomi Hideyoshi eine Auszeichnung mit der Aufschrift tenka ichi (der Weltbeste) für die hervorragende Qualität seiner Teeschalen erhalten haben, obwohl auch Versionen dieser Geschichte existieren, nach denen Hideyoshi Chôjirôs schlichte Teeschalen wenig schätzte. Für all diese Anekdoten gibt es keine historischen Belege. Heute geht auch Raku Kichizaemon XV. davon aus, dass das Raku-Siegel, welches als Signatur auf die Teeschalen gedrückt wird, nicht von Hideyoshi verliehen wurde, sondern das Siegel dazu benutzt wurde, um die hauseigenen Teeschalen von denen der Mitbewerber besser unterscheidbar zu machen.

Historische Quellen, die eine Brücke von Chôjirô bis Rikyû darstellen, sind die Teeschrift Nanbôroku und das sogenannte chakaiki. Als chakaiki werden Teeprotokolle bezeichnet, in denen verschiedene Angaben zu einer Tee-Zusammenkunft dokumentiert sind. Dazu gehören die Gäste, die dargereichten Speisen, konkrete Abläufe und verwendete Tee-Utensilien.

Im Falle des Nanbôroku handelt es sich vermutlich um eine Aufzeichnung eines Zen-Mönches namens Nanbô Sôkei (Lebensdaten unbekannt) aus dem Nanshûji. Diese gilt innerhalb des Tee-Kanons als eine der umstrittensten Schriften. In dieser Schrift sind zwei Tee-Protokolle von Rikyû enthalten, wovon eines ein Frischwassergefäß und ein weiteres eine Räucherwerkdose von Chôjirô erwähnt. Die Glaubwürdigkeit dieses Dokuments steht in einem zweifelhaftem Licht, weil es erst 1690 – ca. 100 Jahre nach Rikyûs Tod – “entdeckt” wurde und einige darin enthaltene Informationen stehen im Widerspruch zu Informationen aus vertraulicheren Quellen.

Aber auch außerhalb vom Nanbôroku lassen sich aus japanischer Sicht Hinweise für Rikyû als Urheber der Raku-Keramik finden. Es gibt drei überlieferte Tee-Protokolle, deren Echtheit unbestritten ist. In zwei Protokollen mit Rikyû als Gastgeber wurde jeweils eine schwarze Teeschale vermerkt. Da es damals nur wenige schwarze Teeschalen gab und für die bereits Bekannten Namen existierten, geht man bis heute davon aus, dass mit dieser Bezeichnung nur Raku gemeint sein kann. Das dritte Protokoll erwähnt eine Teeschale mit dem Namen Kimamori. Diese Teeschale sei von Rikyû an seine Nachkommen weitergegeben worden und soll heute ein wichtiger Schatz der Familie sein.

Ein weiterer Hinweis ist die sôeki-gata chawan (Teeschale in Sôeki-Form).* Diese taucht im Jahre 1586 in einem Protokoll von Matsuya Hisamasa (?–1598) bei einer Tee-Veranstaltung eines Beamten aus Nara auf. Der Begriff deutet eine Verbindung zu Rikyû zwar an, kann aber nicht eindeutig interpretiert werden. Tee-Forscher gingen seit Langem davon aus, dass es sich bei dieser Form um eine von Chôjirôs Schalen handeln müsse und diese Rikyûs Geschmack entsprochen haben soll.

*Sôeki ist der damalige Name von Sen no Rikyû.

Neben diesen Hinweisen gibt es sogenannte hakogaki (Inschriften von Holzschachteln), die belegen sollen, dass Rikyû eine Vielzahl dieser Schalen besessen hat. In Holzschachteln wurden wertvolle Tee-Utensilien zum Schutz aufgehoben. Diese Aufbewahrungsart setzte im 16. Jahrhundert ein und im 17. Jahrhundert wurde es üblich, die Geschichte der darin aufbewahrten Objekte zu dokumentieren. Es gibt eine Reihe von Objekten, die auf diese Weise Rikyû als Besitzer bzw. Chôjirô als Hersteller zugeschrieben werden.

Fazit
Nimmt man all diese Hinweise zusammen, scheint es eine Verbindung zwischen Rikyû und Chôjirô gegeben zu haben, auch wenn nicht sicher ist, wie genau diese ausgesehen hat. War Rikyû einfach nur Kunde von Chôjirô oder hat er ihn tatsächlich beauftragt? War Chôjirô tatsächlich der einzige Töpfer, der solche Teeschalen brannte? Auf diese Fragen werde ich im nächsten Teil Antworten aus Sicht der Wissenschaft geben.

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