Die Insel Yakushima hat außer Natur nicht viel zu bieten, davon aber ganz viel und auf besondere Weise. Neben den 1000jährigen Zypressen, den wild lebenden Makaken und Rehen trägt die besondere Geologie dieser Insel zu ihrer Einzigartigkeit bei.
Jeder Japanologie-Student entwirft im Laufe seines Studiums eine eigene Bucket-List. Doch wenn man dann in Japan ist, ist es sehr schwer sie vollständig abzuarbeiten. Selbst 14 Jahre nach meinem ersten Aufenthalt in Japan gibt es noch viele unerledigte Punkte. Einen konnte ich im April 2022 von der Liste streichen: den Besuch der Insel Yakushima.
Zu verdanken habe ich die Reise meiner eigentlichen Arbeit, der Suche nach neuen Teeherstellern bzw. der Pflege der bereits etablierten Kontakte. Auf Yakushima wird nämlich auch Tee angebaut, ein Teil davon sogar Bio-zertifiziert und das besondere an dem Tee ist die frühe Verfügbarkeit. Durch die südliche Lage, erntet man hier etwas früher als in Kagoshima und das allein macht diesen Ursprung bereits interessant.
Wenn man aber den weiten Weg schon auf sich genommen hat, dann muss man sich auch zumindest die Zypressen ansehen, wofür die Insel im ganzen Land berühmt ist. Diese wachsen allerdings im Naturschutzgebiet, dem Urwald von Yakushima. Man muss schon Wanderausrüstung dabei haben, sonst kommt man auf der Strecke nicht weit. Und ein bisschen geübt im Wandern sollte man auch sein.
Im Urwald sieht man tatsächlich einen intakten Wald. Den Hauptteil bilden Zypressen, die Jahrhunderte und einige davon sogar Jahrtausende alt sind. Einige davon wirken deformiert, sie sind gezeichnet vom ständigen Überlebenskampf, bei dem ein Teil abstirbt und dann einfach von einem anderen überwachsen wird. Manchmal verschmelzen sie auch mit benachbarten Zypressen zu einem neuen Organismus.
Tausendjährige Zypressen nennt man auf Yakushima yaku-sugi. Hier und da sieht man auch Kamelien und yamazakura (wilde Bergkirschbäume). Am Boden und and den Bäumen bilden Moosarten kleine Miniaturlandschaften.
Doch neben all der Vegetation fällt immer wieder das Gestein auf. Die Felsen auf dieser Insel sind riesig und halten der Erosion stand. Diese besondere Härte und Widerstandskraft ist ein Merkmal von Granit, das vor gut 16 Millionen Jahren bei tektonischen Plattenverschiebungen in geschmolzener Form hochgedrückt wurde und beim Abkühlen massive Felsen bildete, die heute das Erscheinungsbild von Yakushima prägen.
Jede Region auf der Welt hat eine einzigartige Bodenzusammensetzung und Vegetation. Diese Eigenschaften nutzen Keramiker in Japan gerne, um mittels Holzbrand den Charakteristika ihrer Region in ihren Werken Ausdruck zu verleihen. Der regionale Ton hat eine individuelle Körnung, Farbe und Zusammensetzung. Auch das in der Umgebung gesammelte Holzmaterial verhält sich im Zusammenspiel mit dem Ton einzigartig.
Auf dem Rückweg habe ich zufällig den Ofen Hanii gefunden, der von Masayuki Yamashita san geführt wird. Yamashita san ist nach Yakushima gekommen, um Holzbrandkeramiken zu brennen. Das lokale Holz, welches er in seinem anagama verfeuert, hinterlässt ein einzigartiges Dekor und Farbenspiel.
Für seine Werke und Skulpturen verwendet er sowohl Ton aus Yakushima als auch von der Nachbarinsel Tanegashima, dem Geburtsort seiner Frau. Auf dieser Seite gibt es ein schönes und kurzweiliges Video über seinen Ofen und die Insel.
Holzbrand übt auf mich immer eine Faszination aus, der ich nicht widerstehen kann. Auf jedem Flecken der Erde kann man mittels Holzbrand brennen, doch technisch ist diese Art zu brennen rückständig und wurde längst von effektiveren Brennmethoden abgelöst.
Doch die natürliche Besonderheit einer Region kommt nur bei Holzbrand so richtig zur Geltung, daher bin ich froh, dass ich bei Yamashita san, einige erschwingliche Stücke erwerben konnte, die ich im Shop anbieten kann. Die Menge ist jedoch äußerst limitiert und Nachschub ungewiss.