Nepal Special Sunderpani

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können

Als ich von dem Erdbeben in Nepal erfuhr, fühlte es sich zunächst so an wie damals 2011. Denn vor vier Jahren traf die Dreifachkatastrophe Japan, ein Land dem ich in vielerlei Hinsicht verbunden bin. Nun also Nepal. Ein Land, das anders als Japan zu den ärmsten Ländern der Welt gehört und kaum in der Lage ist, sich selbst zu helfen. Derzeit fehlt es an Allem: Decken, Zelten, Unterkünften und Nahrungsmitteln.

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Der Mount Everest (Foto von Pavel Novak)
Wie geht es Nepal wirtschaftlich?
Nepal, ein Land in dem 27,5 Mio Menschen leben, liegt so idyllisch wie kaum ein anderes am Fuße des Himalaya. Die Böden sind sehr fruchtbar und ca. 70% der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, in der jedoch sehr wenig verdient wird. Eine weitere wichtige Stütze ist der Tourismus – jedes Jahr kommen 300.000 Menschen  ins Land und bringen somit wichtige Devisen ins Land. Einbrüche sind also zu erwarten. Die Lage ist auch deswegen so dramatisch, weil das Land mit Korruption zu kämpfen hat.

Welche Rolle spielt der Tee?
Nepal ist ein vergleichsweise kleines Teeland, welches allerdings beste Voraussetzungen für guten Tee hat. Jährlich werden 1500 Tonnen orthodox produziert, 96% davon werden exportiert. 2006 gab es 63 Tea Estates und 18750 Kleinbauern, die 68% des orthodoxen Tees produzieren. Dazu kommen noch Produzenten und Kleinbauern, die 13000 Tonnen CTC-Tee produzieren, also Schwarztee, der hauptsächlich in Teebeuteln landet. Der Trend setzt sich fort, denn die Produktionsmenge steigt jährlich an. Insgesamt leben zwischen 100.000 bis 400.000 Menschen direkt oder indirekt von der Tee-Wirtschaft.

Hilft Tee bei der Armutsbekämpfung?
Diese Frage kann man zum Glück mit “Ja” beantworten. Denn viele Kleinbauern können vom Ertrag besser leben als vom Anbau traditioneller Rohstoffe. Zudem ist ein ähnlicher Effekt wie in Indien zu beobachten. Große und kleine Teeunternehmen leisten ihren Möglichkeiten entsprechend Aufbauhilfe und investieren. Dies geschieht nicht nur aus finanziellen Interessen, häufig sind aus Geschäftsbeziehungen Freundschaften entstanden. Und Freunden hilft man gerne.

Wie genau sieht das aus? Ich möchte dir zwei Beispiele geben. Das erste ist der Hamburger Teespeicher, welcher von den Schmidts geführt wird. Henning Schmidt unternimmt immer wieder Reisen in den Ursprung und war zuletzt wieder in Nepal. Natürlich bleibt niemandem verborgen, dass Nepal auf vielen Gebieten rückständig ist und Mittel an jeder Ecke fehlen. Daher hat sich Henning Schmidt im Stillen dazu entschlossen, eine Schule zu fördern. Das ist auch deshalb eine gute Idee, weil Bildung der Schlüssel für eine breitere Wohlstandsverteilung ist. Nepal hat nämlich das Potenzial dazu, hochqualitative Nischenprodukte zu produzieren. Das haben sie mit Tee und Kaffee bereits bewiesen.

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können
Gorkha Tea Estate der Sunderpani-Initiative (Foto von Gero)

Ein etwas anderes Kaliber ist TeeGschwendner. Mit weit über 100 Filialen ist TeeGschwendner Marktführer auf dem Gebiet der Premiumtees. In Zusammenarbeit mit 200 Kleinbauernfamilien und weiteren Partnern hat man in Nepal ein Projekt verwirklicht, welches den Sunderpani-Tee hervorbrachte. Das Gorkha Tea Estate liegt übrigens genau in dem Gebiet, wo das Epizentrum des Bebens lag. Hoffentlich geht es allen gut.

Teil des Projekts war die Schulung und Förderung der Teebauern. Sie erhielten je eine Kuh und eine Biogas-Anlage, zudem wurde eine moderne Teefabrik errichtet, die in unmittelbarer Nähe der Bauern liegt. Das ist deswegen wichtig, weil kurze Wege ein Garant für unbeschädigte Blätter sind. Je länger die Transportzeit, desto höher die Gefahr, dass Blätter Schaden nehmen und unkontrolliert oxidieren. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist der kontrolliert biologische Anbau, seit 2011 werden die Spitzenqualitäten gemäß der Öko-Verordnung produziert.

Soziale Verantwortung ist kein Einzelfall
Diese Beispiele sind gewiss keine Einzelfälle. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Unternehmen gerne etwas dem Ursprung zurückgeben und sich auf vielfältige Weise engagieren. Sprich doch einfach mal deinen Händler des Vertrauens an, ich bin mir sicher, dass auch er ein Projekt unterstützt.

Was kann ich tun?
Natürlich werden nicht alle Probleme dadurch gelöst, indem wir anfangen, mehr Nepal-Tee zu trinken. Andererseits ist das ein guter Zeitpunkt, sich mit diesem Tee zu beschäftigen, da Nepal eine Qualität erreicht hat, die oftmals Darjeeling in den Schatten stellt. Während die weltweit steigende Nachfrage zu Mondpreisen guter Darjeeling-Qualitäten führt, hat Nepal ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und letztlich hilft es dem Land auch, wenn mehr Tee getrunken wird. Es ist also gerade in dieser Zeit eine Win-Win-Situation.

TeeGschwendner spendet 20% der Erlöse
Eine feine Aktion von TeeGschwendner soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Denn von jedem verkauften Nepal-Tee werden derzeit 20% des Erlöses an ein Hilfsprojekt gespendet. Dies ist ein schöner Anreiz, Nepal eine Chance zu geben.

Spendenaktionen
Zum Schluss möchte ich noch auf einige Spendenmöglichkeiten zu sprechen kommen, denn dies ist sicherlich die Art von Hilfe, welche momentan am gefragtesten ist und die höchste Wirkung erzielt.

  • CNN hat einige Projekte vorgestellt, die sich auf Nahrungsmittel und medizinische Versorgung konzentrieren (Tipp von Paper & Tea)
  • Das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen auch bekannt unter dem Namen “Aktion Deutschland Hilft” verfolgt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern einen ganzheitlichen Ansatz, indem jeder Partner sich auf einen Aufgabenbereich konzentriert (Trinkwasseraufbereitung, Lieferung von Rohstoffen für den Wiederaufbau, medizinische Versorgung, etc.)
  • Habitat for Humanity ist zwar Mitglied im oben genannten Bündnis, aber man kann auch direkt spenden und dadurch den Wiederaufbau der zerstörten Häuser unterstützen (der Link führt zu einer Sammlung von Aktionen, die von TeeGschwendner initiiert wurde und hat ein Spendenziel von derzeit 20.000 EUR)
  • Das Deutsche Rote Kreuz ist ebenfalls in Nepal aktiv und leistet Soforthilfe (Decken, Zelte, Küchensets)

Dies ist nur eine Auswahl an Spendenaktionen, es gibt sicherlich noch viele mehr und falls auch du Nepal unterstützen möchtest, wird sich jede Organisation über eine Spende freuen.

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können
Nepal Special Sunderpani

Fokus auf Nepal-Tee
In den nächsten Wochen werde ich einige Schwarztees und Gärten aus Nepal vorstellen. Nepal macht nämlich nicht nur hervorragende Darjeeling-Alternativen, sondern entwickelt einen ganz eigenen Charakter, über den es sich zu sprechen lohnt.

Zu guter Letzt: Gewinner des Yabukita-Oolong
Vielen Dank für eure rege Teilnahme am letzten Gewinnspiel. Die Gewinner stehen fest und wurden schriftlich benachrichtigt.

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Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Heute geht es um einen Oolong, den ich von einer japanischen Bloggerin bekommen habe. Obwohl ich seit dem Ende der Neunziger im Internet “heimisch” bin, überkommt mich doch immer wieder dieses eigenartige Gefühl der Verwunderung darüber, dass man sich heutzutage mit Menschen aus aller Welt vernetzen und austauschen kann. So ist es auch in diesem Fall geschehen, ich bekam von Suzuki-san einen Oolong von einem Teebauern aus Shizuoka. Im Gegenzug erhielt sie von mir einige ausgewählte Schwarztees. Das Interessante ist, dass Frau Suzuki eng mit Teebauern zusammenarbeitet und so in den Genuss zahlreicher Neuheiten kommt.

In Japan erfreuen sich Oolong schon seit langem großer Beliebtheit. Es gibt sie sogar in Pet-Flaschen an Getränkeautomaten, auch wenn diese in der Auswahl nicht so zahlreich sind wie Sencha. Außerdem nutzt man Oolong in Japan auch als Basis für Alkopops oder Longdrinks. So wird der Süßkartoffelschnaps Shôchû unter anderem mit Oolong vermischt. Trotz dieser Popularität ist die Herstellung in Japan noch immer eine Randerscheinung. Und obwohl ich denke, dass China und Taiwan den Japanern um Jahrzehnte voraus sind, finde ich es immer wieder spannend, einen Blick auf japanische Oolong zu werfen.

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Große lange Blätter
Der vorliegende Oolong kommt aus Shizuoka und wurde von einem Teebauern namens Shibamoto hergestellt. Die Blätter sind lang und grün, es ist also ein Tee, der deutlich von dem abweicht, was Japaner normalerweise als Oolong trinken, denn diese sind deutlich dunkler.

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Der Duft erinnert an Tie Guan Yin
Der Duft ist außergewöhnlich blumig. Das Blatt riecht nach blühenden Sträuchern und passt wunderbar in diese schöne Jahreszeit. Es finden sich leichte Röstnoten, die an den Duft frischer Kekse erinnern. Andererseits sind auch leichte Algen-Noten zu vernehmen.

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Geschmack
Der Oolong ist leicht zu genießen, der Japaner würde auch “nomi-yasui” sagen. Wie bei Tie Guan Yin lässt sich auch bei diesem Yabukita-Oolong eine leichte Mandelnote feststellen. Die floralen Aromen steigen in die Nase, während sich im Mund frische Salatgurke und Wakame-Alge ausbreiten.

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Im zweiten Aufguss fällt zuerst die Süße auf. Jetzt kommen auch die Röstaromen in Form von Keksen zurück. Im Nachklang bleibt ein Film auf der Zunge zurück, der ein süßfruchtiges Mundgefühl zurücklässt. Es ist schwer zu beschreiben, aber bei Zahnpasta hat man eine ähnliche Wirkung, nur ist letztere viel stärker.

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Es gelingen noch zwei weitere Aufgüsse, die an Komplexität abnehmen, aber dennoch genießbar sind.

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Fazit
Der Tee ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, dass man nie auslernt. Ich hatte bisher immer angenommen, dass bei der Oolong-Herstellung das Cultivar viel wichtiger ist. Oder anders ausgedrückt hätte ich es nie für möglich gehalten, dass aus Yabukita-Pflanzen, die bekanntlich für japanische Sencha Verwendung finden, solche Aromen durch die Verarbeitung herausgekitzelt werden können. Ich bin daher Frau Suzuki und Herrn Shibamoto sehr dankbar, dass ich Gelegenheit hatte, diesen Tee zu probieren.

Gewinnspiel
Falls auch du Interesse an diesem Tee hast, kannst du mit ein bisschen Glück eine von drei Proben gewinnen. Abonniere einfach bis zum 1. Mai den Newsletter und du nimmst an der Verlosung teil. Bereits eingetragene Leser können teilnehmen, indem sie einen Kommentar hinterlassen oder eine E-Mail schreiben. Hier geht es zum Newsletter:
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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil IV

Das letzte Seminar bzw. der dritte Block liegt jetzt schon ein paar Tage zurück und nun komme ich endlich dazu, diesen vorletzten Teil zusammenzufassen. Das Seminar begann zunächst mit der üblichen Lernerfolgskontrolle, die auch dieses Mal alle angehenden Tee-Sommeliers bestanden haben. Inhaltlich ging es dann mit einer Dozentin weiter, die früher selbst eine TG-Filiale leitete und zu dieser Zeit, aber auch im Anschluss, als Tee-Sommelier arbeitete und daher auch aus der Praxis zu berichten wusste.

Die vielen kleinen Dinge
Aus diesem Grund war es sehr nützlich, Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dabei wurde zunächst auf die rechtliche Lage eingegangen, mit der du dich spätestens dann beschäftigen musst, wenn du kostenpflichtige Kurse zu diesem Thema anbieten möchtest. Natürlich konnte nicht auf jede besondere Lage der Teilnehmer eingegangen werden, dafür war der Hintergrund eines jeden viel zu unterschiedlich. Doch es wurde deutlich, auf was man alles aufpassen muss (z.B. Versicherungen), nach welchen Kriterien Räume ausgesucht werden sollten und wie nützlich es sein kann, mit Checklisten zu arbeiten (diese wurden gleich mitgeliefert).

Teekulturen dieser Welt
Im Anschluss daran hat uns Gero nochmals durch die internationalen Teekulturen geführt. Dazu gehörte natürlich auch die Teekultur Chinas, die in diesem Teil (zurecht!) am umfangreichsten behandelt wurde. Dabei nahm er all die Kleinigkeiten und Anekdoten mit, für die es im ersten Block keine Zeit gab. Mir hätte dieser Teil gar nicht lang genug sein können. Sehr interessant waren die Ausflüge zu weniger bekannten Teekulturen wie Korea und Tibet. Ich müsste lügen, wenn ich behauptete, nichts gelernt zu haben.

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Die prominentesten Zubereitungsweisen bekamen wir demonstriert bzw. durften uns auch selbst darin versuchen. Dazu gehörte das klassische Gong Fu Cha, welches wir mit zwei Oolong, einem Tie Guan Yin und einem Da Hong Pao zelebrierten. Dies taten wir sowohl mit Yixing-Kannen, zu denen es ebenfalls eine kurze Einführung gab, als auch mit Gaiwan (Deckeltassen). Es wurde hoch dosiert und jeder durfte die gar nicht so einfache Handhabung selbst versuchen. Der Vergleich eines blumigen und leichten Tie Guan Yin mit  einem dunklen gerösteten Da Hong Pao machte auch deutlich, welche beiden Enden im Spektrum des Oolong zu erwarten sind und wie sehr es sich lohnt, mit Zubereitungsmethoden zu experimentieren.

Ostfriesentee ist durchaus lecker
Ich trinke schon sehr sehr lange Schwarztee und konnte nur als Kind der Idee etwas abgewinnen, Milch in den Schwarztee zu tun. Als ich älter wurde, konnte ich trotz mehrfacher Versuche nicht mehr verstehen, was mir im Alter von 6 Jahren daran so geschmeckt hat. Viel zu aufdringlich ist die Milch, das finde ich noch immer. Entsprechend skeptisch war ich bei der Vorführung der ostfriesischen Teezeremonie, bei der ein kräftiger Tee auf Assam-Basis mit Sahne und Kluntje serviert wurde.

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Doch Vorurteile sind dazu da, sie abzubauen. Mir hat diese Variante überaus gut geschmeckt, obwohl mein Selbstversuch, den ich vor Jahren unternahm nicht so gelang, dass ich den Wunsch nach einer Wiederholung verspürte. Doch nach dieser Demonstration ist das anders. Vielleicht liegt es auch einfach an der verwendeten Sahne, die schön aromatisch war und gut mit dem kräftigen Assam-Tee harmonierte.

Schwerpunkt Japan
Gero ist ein echter Fachmann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er selbst einige Male in Japan war und dort Tee gelernt hat. Diese Expertise, vor allem aber die Begeisterung hat er sehr gut “an den Mann” gebracht. Wir beschäftigten uns eingehender mit den Teesorten und der japanischen Teegeschichte. Nach der Theorie ging es wieder zur Praxis über. In Zweierteams haben wir je einen japanischen Klassiker zubereitet, der Gruppe vorgestellt und zusammen verkostet. Dazu gehörten Bancha, Kukicha, Sencha, Hôjicha, Genmaicha, Kabusecha und Gyokuro.

Hier blieb auch genug Raum für Abweichungen. Ich hatte das Vergnügen den Deep Steamed Sencha vorstellen zu dürfen. Bereits an den Blättern war zu erkennen, dass der Tee von hoher Qualität ist, daher haben wir statt der empfohlenen 12g gleich 18g auf 1l Wasser getan. Das Resultat war äußerst lecker – nur leider nicht für jeden. Diese Erkenntnis ist dennoch sehr interessant, denn sie verdeutlicht, wie unterschiedlich Geschmäcker und Vorlieben sind. Es bestärkt mich in der Vermutung, dass es kräftige und leichte Geschmackstypen gibt, die fast gegensätzliche Vorlieben haben. Der Tee schmeckte für mich voller, würziger und viel intensiver. Ich mag auch lieber Dunkelschokolade mit hohem Kakao-Anteil, kräftige Rotweine wie Shiraz und würzige Speisen.

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Einigen Teilnehmern schmeckte der Tee trotzdem nicht. Denn für sie war der Tee schon unangenehm herb. Diese Feststellung habe ich auch bei Freunden gemacht, denen ich Tee nach meiner Zubereitungsart servierte. Interessanterweise ist die Schwelle, ab wann Herbheit überhaupt wahrgenommen wird, so individuell, dass ich mich künftig nach der Empfindsamkeit des Gastes erkundigen werde, bevor ich ihm einen Tee serviere. Menschen, die sensibel auf Bitterkeit oder herbe Geschmäcker reagieren, sollten sich daher besser an die übliche Dosierungsempfehlung halten.

Japanische Tee-Zeremonie
Abschließend gab es eine echte (simplifizierte) japanische Tee-Zeremonie. Natürlich konnte nicht die gesamte Gruppe dabei bewirtet werden, aber zwei angehende Tee-Sommeliers haben sich getraut, in die Gastrolle zu schlüpfen. Gero hat sich für diese Gelegenheit richtig schick gemacht und einen japanischen Yukata angezogen. Alle Zubereitungsschritte wirkten ruhig und entspannend, so dass ich diese Demonstration auch als Zuschauer genießen konnte.

Auch die Seminarleitung will gelernt sein
Den Samstag haben wir mit Frau Florl verbracht. Sie hat jahrelange Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt und arbeitet nun beratend als Coach für viele Unternehmen. Sie wird uns vor allem im nächsten Block sehr intensiv begleiten. Das Besondere daran ist, dass wir als Gruppe beim letzten Block getrennt werden. So wird die erste Hälfte den abschließenden Teil samt Prüfung bereits im Mai absolvieren. Meine Gruppe ist erst im Juni dran. Ziel ist es, jeden in die Lage zu versetzen, souverän und selbstsicher ein Seminar zu leiten und dies fängt schon bei der Ausstrahlung an. Als Vorbereitung auf den kommenden Block haben wir in kleinen Gruppen das Profil eines idealen Tee-Sommeliers erarbeitet. Also so, wie wir uns selbst am liebsten sehen. Und beim nächsten Block wird Frau Florl uns dabei helfen, diesem Ideal ein (hoffentlich großes) Stückchen näherzukommen. Ich werde berichten.

Hier geht es nochmals zu den Zusammenfassungen der anderen Seminare:
Block I
Block II

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Matcha-Gründonnerstag: Was der Matcha Ten wirklich drauf hat

Matcha-Gründonnerstag: Was der Matcha Ten wirklich drauf hat

Eigentlich habe ich mir selbst auferlegt, keine Promotion für Produkte meines Arbeitgebers zu machen, aber heute mache ich eine Ausnahme, es ist ja schließlich der Matcha-Gründonnerstag.

Das Aiya-Sortiment kurz vorgestellt
Wenn man sich das Aiya-Sortiment anschaut, dann findet man viele verschiedene Produkte. Matcha Tsuki und Fuku sind Kochqualitäten, die wir für Süßspeisen, Shakes oder Müsli empfehlen. Der Matcha Izumi ist einer unserer beliebtesten Qualitäten und wird Einsteigern ans Herz gelegt. Ich empfehle immer den Hikari, der belegt den zweiten Platz und ist sehr mild, man kann also damit nichts falsch machen. Dann gibt es noch den Hôrai und den Ten. Beide Sorten haben ihre Anhänger, der Hôrai hat mehr Biss, viele mögen den Hôrai daher lieber als den Ten, weil er mehr Körper hat.

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Der Bio Matcha Ten
Der Bio Matcha Ten hingegen ist zunächst süßlich mild und hat eine leichte Umami-Note. Dies gilt vor allem dann, wenn man sich mehr oder weniger an die Dosierungsempfehlung auf der Dose hält. Demnach soll auf ca. 1g Matcha 80-100ml heißes Wasser (80°C) gegeben werden. Doch ein Matcha, der über 40 Euronen kostet muss doch mehr drauf haben, oder? Hat er auch!

Die Besonderheit japanischer Schattentees
Ganz allgemein kann man sagen, dass hochqualitative japanische Grüntees – und dazu gehören Schattentees insbesondere – weniger Bitterstoffe haben als gewöhnliche Sencha. Auf der anderen Seite haben Schattentees mehr Aminosäuren und bilden mehr Theanin. Aus diesem Grund schmecken diese Tees auch mehr nach Umami. Der Matcha Ten ist ein Paradebeispiel für hochwertige Schattentees und bildet zurecht die Speerspitze des Sortiments, weil man ihn höher dosieren kann.

Aber zunächst müssen wir noch eine Frage klären.

Welcher Grüntee-Typ bist du?
Diese Frage ist wichtig, um herauszufinden, ob die darauf folgende Empfehlung etwas für dich ist. In zahlreichen Versuchen ist mir aufgefallen, dass es ganz einfach Menschen gibt, die keine herben oder kräftigen Geschmäcker mögen. Magst Du Espresso, Dunkelschokolade und herbes Bier? Dann könnte auch ein kräftiger dosierter Matcha etwas für dich sein.

Jian Matcha Ten Dosierung
4g Matcha

 

Hochdosierter Matcha Ten
Das wirklich Besondere am Matcha Ten ist, dass er einfach wunderbar intensiv schmeckt, wenn man die Dosierung verdoppelt, verdreifacht oder gar vervierfacht. Der Matcha Ten ist eine Selektion feinster Tencha-Blätter. Weil er weniger Bitterstoffe hat, kann man ihn höher dosieren, ohne dass er ungenießbar wird. Da können einfache Qualitäten ganz einfach nicht mehr mithalten. Eine höhere Dosierung führt zu einem höheren Anteil der leckeren Komponenten wie Theanin. Und auch der Umami-Geschmack nimmt ordentlich zu. Außerdem ist es auch viel einfacher, einen schönen cremigen Schaum zu schlagen.

Übrigens ist hochdosierter Matcha keine neuzeitliche Erfindung. Schon die alten Teemeister Japans haben einen sogenannten “dicken Tee” (koi-cha) angerührt, dessen Konsistenz zähflüssig war.

Weiches Wasser erhöht den Genuss
Ganz allgemein gilt bei Tee als goldene Regel, dass man weiches Wasser benutzen müsse. Der Matcha Ten ist ein ganz besonderer Matcha und es wäre Verschwendung, wenn hartes Wasser seinen Geschmack beschneiden würde. Denn bei hartem Wasser kommen feine Komponenten und Aromen nicht so richtig zum Vorschein. Das liegt daran, dass hartes Wasser den kräftigen und herben Geschmack sogar verstärkt.

Die richtige Zubereitung
Du haderst noch mit der richtigen Zubereitung? Hier wird dir geholfen!

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Meine persönliche Matcha-Story
Den Matcha Ten habe ich heute vier Mal so hoch wie empfohlen dosiert. Einsteigern und Koffein-empfindlichen Menschen ist diese Dosierung nicht zu empfehlen. Man kann sich an diese Dosierung jedoch schrittweise herantasten und bei der Dosierung stehen bleiben, die man für sich als perfekt empfindet. Und weil dabei ein bisschen mehr Matcha drauf geht, ist dies natürlich keine Zubereitung für jeden Tag. Ich trinke den Matcha immer dann, wenn ich mich selbst für etwas belohnen möchte oder die Besonderheit eines Tages (Weihnachten, Geburtstag oder Jahrestag) feiern möchte. Probiere es doch einfach mal aus.

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Zehn gute Gründe, weswegen Tee auch für dich ein lebensbereicherndesGetränk sein kann

6 Dinge, die du über Mumyôi-Keramik wissen solltest

Mumyôi-yaki bzw. -Keramik (無名異焼) ist eine japanische Keramikgattung, die von Teeliebhabern wegen des außergewöhnlichen Tons geschätzt wird. Die besonderen Tonvorkommen befinden sich auf der Insel Sado, im Norden der Präfektur Niigata.

Die Insel Sado

Mumyôi-Keramik wird aus einem roten Ton hergestellt, der einen hohen Anteil an oxidertem Eisen aufweist. Solch ein Ton wurde ursprünglich in der traditionellen chinesischen Medizin dazu benutzt, um Blutungen zu stoppen oder Verdauungsbeschwerden zu lindern. Angeblich hat ein chinesischer Arzt beim aktualisieren des chin. Medizinbuchs gemerkt, dass dieser Ton noch keinen Eigennamen erhalten hatte. Er versuchte, sich einen Namen auszudenken, gab aber schließlich auf, indem er diese Tonart Mumyôi nannte, was so viel wie “unbekannt” heißt.

Rote Mumyôi-Kyûsu von Shimizu Ken (Oxidationsbrand)
Rote Mumyôi-Kyûsu von Shimizu Ken (Oxidationsbrand)

1. Geschichte
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf der Insel Gebrauchskeramik hergestellt. Obwohl der spezielle Ton der Insel Sado schon länger bekannt war, fing erst 1819 ein Mann namens Itô Kanbei (auch Itô Jinbei, 伊藤甚平, Lebensdaten unbekannt) an, aus dem Ton Raku-Keramik (楽焼) herzustellen. Seinem Beispiel folgten auch andere Töpfer und es entwickelten sich verschiedene Stile, bis schließlich Miura Jôzan (三浦常山, 1836-1903) zusammen mit Itô Sekisui I. (伊藤赤水, Lebensdaten unbekannt) die unglasierte Mumyôi-Keramik in ihrer heutigen Form begründete. Sie nahmen sich als Beispiel die chinesischen Yixing-Kannen und entwickelten dafür ein eigenes Brennverfahren.

Heute gibt es neben lebenden Nationalschätzen wie Itô Sekisui V. auf der einen Seite und Großbetrieben auf der anderen Seite auch Keramiker wie Watanabe Tôzô und Shimizu Ken. Die hier vorgestellten Arbeiten sind von Shimizu Ken.

2. Tonarten
Auf der Insel Sado gibt es zwar verschiedene Tonarten, traditionell werden aber zwei Typen benutzt: roter und gelber Ton, die ein Nebenprodukt des Gold- und Silberabbaus waren. Während der rote Ton ähnliche Eigenschaften aufweist wie der chinesische Yixing-Ton Zisha, ist der gelbe Nosaka-Ton viel elastischer und entspricht von den Eigenschaften her dem Yixing-Ton Zhuni. Der rote Ton ist leider nicht elastisch genug, um damit auf der Drehscheibe eine Kyûsu formen zu können, weswegen jeder Töpfer dem roten Ton etwas gelben Ton hinzufügt, um ihn besser formen zu können. Das Verhältnis kann dabei von Töpfer zu Töpfer variieren.
Eine weitere Besonderheit ist der besonders hohe Eisenanteil, dem ein großer Effekt auf den Geschmack des Wassers nachgesagt wird. Er beträgt beim Mumyôi-Ton 20%! Die Beschaffenheit des Tons führt dazu, dass der Töpfer den Tonkörper vor dem Brand bis zu drei Mal mit Stoff oder einem Stahlspatel poliert. Dadurch wird die Oberfläche verdichtet.

Darüber hinaus gibt es heutzutage auch Keramikwaren, die nur aus dem gelben Nosaka-Ton hergestellt werden. Streng genommen handelt es sich dann nicht mehr um Mumyôi-Keramik, da der namensgebende Ton keine Verwendung findet. Der Einfachheit halber wird die reine Nosaka-Variante trotzdem hier behandelt, schließlich ist jeder Mumyôi-Keramik etwas Nosaka-Ton beigemischt. Zudem scheint es die Kategorie Nosaka-Keramik im Japanischen gar nicht zu geben.

Natürliche Mumyôi-Tonvorkommen:

Natürliche Nosaka-Tonvorkommen


3. Brand
Das Brennverfahren entscheidet darüber, welche Farbe die gebrannten Stücke am Ende erhalten. Wird im Reduktionsbrand gebrannt, werden die Kannen schwarz, egal welches Ausgangsmaterial verwendet wurde. Allerdings weisen die Stücke aus rotem Ton einen metallischen Glanz auf.
Beim Oxidationsbrand hingegen werden die Stücke aus gelbem Ton orange, die aus rotem Ton werden dunkelrot. Je nach Ofentyp kann ein Brand bis zu fünf Tage dauern. Die Brenntemperatur beträgt ca. 1200°C, dabei schrumpfen die Tonkörper um bis zu 30%, was sie besonders hart werden lässt. Dies merkt man auch am hellen metallischen Geräusch, der entsteht, wenn man z.B. mit dem Fingernagel gegen den Körper stößt.

Eine Kyûsu aus Nosaka-Ton (Oxidationsbrand)
Eine Kyûsu aus Nosaka-Ton (Oxidationsbrand)

Eine besondere Technik ermöglicht außerdem den sogenannten yôhen-Effekt. Es bedeutet so viel wie “Verwandlung im Ofen” und spielt auf die wechselhafte Brennatmosphäre an. Dadurch können Keramiken entstehen, die schwarze und rote Flächen aufweisen.

4. Langzeiteffekt
Eine weitere Besonderheit dieser Keramikart ist die Reifung, die durch bloßen Gebrauch ensteht. Dabei erhält die Oberfläche einen leichten Glanz. Dies geschieht durch Aufnahme von bestimmten Partikeln des Tees. Wie lange dies dauert, kann ich an dieser Stelle noch nicht beurteilen, bei meinen Kannen habe ich bisher noch keine nennenswerten Veränderungen bemerkt. Frau P. hingegen meint, eine Veränderung festgestellt zu haben.

Schwarze Namamigaki-Kyûsu aus Nosaka-Ton (Reduktionsbrand)
Schwarze Namamigaki-Kyûsu aus Nosaka-Ton (Reduktionsbrand)

5. Namamigaki (生磨き)
Wie bereits geschrieben, werden die Keramiken aufwendig poliert. Namamigaki ist eine Technik, mittels der die Oberfläche so sanft wie Seide wird. Dabei wird mit Steinen oder Eisenstäben die Oberfläche verdichtet. Der Unterschied zwischen einer normalen Mumyôi-Kanne und einer Namamigaki ist beachtlich. Der Vergleich mit Seide ist keinesfalls zu hoch gegriffen und gibt die Haptik sehr gut wider. Der Aufwand ist jedoch ungleich größer, was man auch am Preisunterschied merkt. Wenn man bedenkt, dass selbst geübte Keramiker nur fünf Stücke am Tag auf diese Weise polieren können, dann relativiert sich der Aufpreis. Zumal dieser Vorgang mindestens ein weiteres Mal wiederholt werden muss.

Shimizu Ken demonstriert die Namamigaki-Technik

6. Geschmack
Mumyôi-Keramik soll dabei helfen können, den Geschmack des Tees zu intensivieren. Erfahrungsberichte im Internet fallen sehr unterschiedlich aus. Manchmal wird beklagt, dass der Ton das Aroma beschneide, auf der anderen Seite gebe er dem Tee mehr Körper und intensiviere den Nachgeschmack. Wichtig ist, dass man versucht, für eine Kanne immer das gleiche Wasser zu verwenden. Dadurch lagern sich Mineralien ab, die den Geschmack des Wassers intensivieren. Verstärkt wird der Effekt laut Akira Hojo, wenn man nur Tee einer bestimmten Region darin zubereitet, weil auch im Tee Mineralien enthalten sind (Quelle).
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Fazit
Ich habe drei verschiedene Kannen von Shimizu Ken und benutze sie sehr gerne. Einen drastischen Aromaverlust habe ich nicht feststellen können,  dafür fällt positiv auf, dass sie alle besonders gut mit Darjeeling und Nepal-Tees harmonieren. Daher habe ich eine Kanne nur für diese Tees auserkoren. Praktischerweise sind Darjeeling und Nepal so nah aneinander, dass man sie auch als eine Region sehen kann. Die schwarze Nosaka benutze ich für japanischen Sencha und die Mumyôi für geröstete Wuyi-Oolongs.
Hast auch du eine Mumyôi-Kanne? Konntest du einen Langzeiteffekt ausmachen? Und für welche Teesorten benutzt du deine Mumyôi-Kanne? Es würde mich freuen, von dir zu lesen!
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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil III

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil III

Es ist Halbzeit. Zwei Seminare habe ich bereits hinter mir und das dritte steht kurz bevor. Beim ersten Seminar ging es rund um das Thema Tee. Das zweite hatte eigentlich zwei Schwerpunkte.  Der eine legte den Fokus auf Tee-ähnliche Aufgussgetränke wie Kräuter- und Früchtetee. Der andere beschäftigte sich mit den Themen der Qualitätskontrolle, die jedem, der sich professionell mit Tee auseinandersetzt, begegnen.

Doch alles der Reihe nach!

Das zweite Seminar begann nämlich mit einer sogenannten Lernerfolgskontrolle. Der Test beinhaltete fast ausschließlich Multiple-Choice-Fragen, die nicht immer so einfach zu beantworten waren. Da alle fleißig gelernt haben, hat auch jeder bestanden, die Ergebnisse wurden diskret mitgeteilt. Anschließend wurden dazu offene Fragen geklärt, ehe es nochmals um Tee ging. Wir schauten uns einen Film an, der uns die Tee-Produktion in Nepal näher brachte. Das Besondere an dem Film ist, dass er ausschließlich aus Privataufnahmen der Teilnehmer zusammengestellt wurde und trotzdem mit der Qualität eines Dokumentarfilms mithalten kann.

TeeGschwendners Qualitätspolitik und Qualitätssicherung
TeeGschwendner ist in Deutschland unangefochtener Marktführer, was auch die unliebsame Konsequenz nach sich zieht, im Fokus der Medien zu stehen, wenn es um das Thema Tee geht. Auch aus diesem Grund leistet sich TeeGschwendner eine eigene Qualitätskontrolle samt Labor, in dem zusätzliche Analysen gefahren werden. Diese Menschen zeigten uns Ihr Verständnis von Qualität und Qualitätssicherung. Dabei ging es natürlich nur sekundär um die geschmacklichen Eigenschaften des Tees, dafür sind ja die Tea-Taster da. Primär wurden rechtlich relevante Ansätze von Qualität vorgestellt und erklärt wie beispielsweise das Lebensmittelrecht, das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz und die firmeneigene Qualitätssicherungsstruktur. Ferner wurden Rückstände & Höchstmengen von Pestiziden, Kontaminanten und die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMIV) behandelt. Viel trockener Stoff. Man könnte meinen, dass sich dafür die Wenigsten interessiert haben, doch das genaue Gegenteil war der Fall! Diese Themen sind so wichtig und vor allem für Teehändler dermaßen relevant, dass wir uns damit intensiver befasst haben, als die Dozenten es erwartet hätten.

Südafrikas endemische Büsche: Rooibos & Honeybush
Das letzte große Thema des Tages bildete der Rooibos und Honeybush aus Süd-Afrika. Auch für diese beiden Sorten wurden die Geschichte und der Anbau inklusive Verarbeitung kurz skizziert und der Pflanzentyp als endemisch klassifiziert. Das bedeutet ganz einfach, dass beide Büsche nur in dem ganz speziellen Klima Süd-Afrikas im Gebiet der Zederberge gedeihen. Der Vortrag wurde mit Bildern und Videos ausgeschmückt, so dass man dem roten Faden auch zu fortgeschrittener Zeit noch gut folgen konnte. Zu guter Letzt durften wir die Sorten auch selbst probieren. Dabei wurden nicht nur die reinen Klassiker aufgetischt, sonder kreative und bewährte aromatisierte Varianten vorgestellt, die einem zeigen, was mit diesen beiden Sorten noch möglich ist.

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Duftende Kamillenblüten

 

Die Ambivalenz des Kräutertees
Wenn man von einem Kräutertee spricht, fällt auch schon mal der Begriff “Droge” bzw. “Monodroge”. Das liegt sicherlich daran, dass Kräuter historisch als Arzneimittel von Heilkundigen kultiviert wurden. In Europa befassten sich im Mittelalter verschiedene Klöster mit der Wirkung der Kräuter und die Heilige Hildegard von Bingen ist vielleicht die prominenteste Vertreterin dieser Gruppe, deren Lehren und Schriften auch heute noch rezipiert werden.

In unserer Gesellschaft spielen Kräuter aber nicht nur als Arznei eine Rolle, sie werden auch als Genuss- bzw. Lebensmittel konsumiert und selbst angebaut. Der Gesetzgeber unterscheidet die Verwendung haarscharf. Und so ist es zu erklären, dass Kräutertee je nach Geschäftsart mal als Arznei in Apotheken und Drogerien oder als Lebensmittel in Teefachgeschäften und Supermärkten verkauft wird. Als Arznei muss eine Droge einen Mindestgehalt an Wirkstoffen aufweisen. Doch damit nicht genug. Wer eine Droge als Arznei verkaufen möchte, benötigt noch einen Sachkenntnisnachweis.

Da es so viele verschiedene Kräuter gibt, haben wir die einzelnen Sorten nicht in der zuvor gekannten Intensität bearbeitet. Dennoch haben wir gesehen aus welchen verschiedenen Pflanzenteilen Kräutertees hergestellt, welche Wirkungen ihnen nachgesagt und wie sie im Allgemeinen angebaut und verarbeitet werden. Ein kurzer Blick in die Statistik verriet, dass ca. doppelt so viele Kräuter- und Früchtetees verkauft werden wie konventioneller Tee aus der Camellia Sinensis. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass wir diese Sorten pur und als Mischungen probierten.

Welche Nährstoffe sind im Tee?
Tee ist seit einigen Jahren in den Medien dauerpräsent. Zwar gibt es immer wieder vereinzelte Berichte, die Tee einen schlechten Ruf anhaften möchten, doch ist man sich heute darüber einig, dass sowohl der klassische Tee aus Camellia Sinensis als auch die zahlreichen Tee-ähnlichen Erzeugnisse wie Rooibos- und Kräutertee positiv auf den Körper wirken. Unsere Gesetzeslage macht es uns aber schwierig, darüber offen zu sprechen, vor allem dann, wenn wir hinter der (virtuellen) Ladentheke stehen. Auf dieses besonders sensible Thema wurde man sehr gut vorbereitet.

Trotzdem haben wir uns die Inhaltsstoffe des Tees genauer angeschaut und beleuchtet, warum beispielsweise Catechinen nachgesagt wird, dass sie freie Radikale abfangen können. Und hier muss ich dem Team der Qualitätskontrolle ein großes Kompliment aussprechen. Mein Chemie-Unterricht ist schon sehr lange her und ich gestehe, dass ich inhaltlich den Anschluss in diesem Fach schon sehr früh verloren habe. Und gerade deswegen bin ich umso dankbarer, dass die Damen die komplexe Thematik so einfach erklärt haben, dass ich, der über das Thema sicherlich schon zig Artikel gelesen hat, zum ersten Mal wirklich verstanden habe, was wirklich im Inneren des Körpers passiert.

Neben diesem für mich spannendsten Thema wurden weiterhin wichtige Themen wie der tägliche Flüssigkeitsbedarf, die wichtigsten Inhaltsstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Extraktion nach Ziehzeit und der Koffeingehalt behandelt. Und zum letzteren gab es neben einem Quervergleich zu anderen koffeinhaltigen Getränken die spannende Entdeckung, dass der Koffeingehalt gar nicht so konstant ist, wie wir immer meinen. Und für diejenigen, denen das alles noch nicht ausreichte, gab es ein gut gefülltes Literaturverzeichnis zur privaten Weiterbildung.

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Hibiskus

 

Aromen: die Welt der feinen Düfte
Wer kennt es nicht? Wenn man einen Teeladen betritt, kommt einem fast immer ein Schwall Aromen entgegen, die einem hocharomatische Tees versprechen. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich vor nun fast 15 Jahren meine ersten Erfahrungen mit Tee über die aromatisierten Sorten begann. Und ich war tatsächlich begeistert von Baileys- und Blaubeer-Aromen im Schwarztee. Diese Beigeisterung hielt zwar nicht lange, aber immerhin führte sie mich zum orthodoxen Tee.

Auf eine Grundsatzdebatte sei an dieser Stelle verzichtet. Fakt ist, dass Menschen schon seit prähistorischen Zeiten Lebensmittel verfeinern, um sie genießbar(-er) zu machen. Und durch diese Geschichte wurden wir kurz und bündig geführt. Dabei kommt man auch nicht umhin, sich die Definitionen der heute zulässigen Aromen genauer anzusehen. Heute spricht man zwar von natürlichen Aromastoffen und Aromastoffen, doch natürlich gibt es mittlerweile Abstufungen, die man als Endverbraucher ohne Weiteres nicht versteht. Dafür gibt es den Gesetzgeber und die Spezialisten der Qualitätskontrolle, die anhand der feinen Unterschiede eine Wissenschaft der korrekten Verpackungsdeklaration begründen.

Ein Beispiel gefällig?

Ein natürliches Ananas-Aroma muss zu 95% aus Ananas stammen. Wenn nun aber Ananas-Aromen aus einer Holzrinde extrahiert werden, die mit dem Ananas-Aroma identisch sind, dann darf ihr Anteil maximal 5% betragen. Steigt der Anteil auf über 5% an, dann lautet die korrekte Bezeichnung “natürliches Ananas-Aroma mit anderen natürlichen Aromen”.

Sehr erfreulich war auch hier der kritische Umgang mit diesem Thema, z.B. ob sich Verbraucher durch Aromen täuschen lassen und in welcher Konzentration sie eigentlich eingesetzt werden dürfen. Zum Abschluss gab es einige Klassiker der beliebtesten Aroma-Tees, die wir verkosten durften. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei Sorten wie Earl Grey auch heute noch schwach werde.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Denn mit Tee kann man tatsächlich viel mehr machen, als man denkt. Fünf Rezepte haben wir ausprobiert und mithilfe von Tee beispielsweise einen Cocktail mit Matcha und eine Art Milchshake mit Assam-Tee zubereitet. Ursprünglich hat Gero den Einfall verwirklicht, einen rauchigen Lapsang Souchong als Steak-Marinade zu verwenden, um das Aroma aufs Steak zu übertragen. Wir konnten es zwar nicht prüfen, aber die Grillsaison steht ja quasi vor der Tür.

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Last but not least durften wir uns in der Hexenstube selbst austoben und aus einer Vielzahl an bereitgestellten Aromen und Zutaten unseren eigenen aromatisierten Tee kreieren. Ich habe dabei leider nicht so viel Talent bewiesen, denn mein “Matcha Colada”, den ich bei Aiya vollendet habe, war leider zu stark aromatisiert, um meine Kollegen überzeugen zu können. Ein Versuch mit Milch steht zwar noch aus, aber die Skepsis ist groß. Dennoch war es eine wertvolle Erfahrung, schließlich macht jeder Versuch den Tee-Sommelier klug.

Fazit
Das war die Zusammenfassung des zweiten Seminarblocks. Wenn du dich für diese Ausbildung interessierst, dann weißt du, was dich erwartet. Der dritte Block wird sich unter Anderem mit den verschiedenen Teekulturen und Zeremonien befassen. Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, melde dich doch beim kostenlosen Newsletter an.
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Yunnan Golden Buds - ein goldener Schwarztee aus China

Vom Kaffee zum Tee, welche Sorten kommen für Kaffeetrinker infrage?

Edit vom 08.03.2015: Dieser Beitrag wurde durch wertvolle Anregungen aus Facebook-, Blog- und Teetalk-Kommentaren um weitere Teesorten ergänzt.

Obwohl ich fast ausschließlich Tee trinke, begehe ich zuweilen einen Seitensprung und trinke Kaffee. Treue bin ich meiner Frau verpflichtet, bei Tee sehe ich es nicht ganz so eng. Und ich kann euch Kaffeetrinker durchaus verstehen, was ihr an diesem Gebräu findet.

Wie wird Kaffee getrunken?
Kaffee ist sehr aromatisch, würzig und hat einen dominanten Geschmack. Aber nicht alle Kaffeetrinker mögen dies. In meinem Bekanntenkreis trinken nur Wenige Kaffee ohne alles. Auch Espresso scheint nicht viele Freunde zu haben. Es ist daher naheliegend, dass der Kaffee-Geschmack durch Zutaten genießbarer gemacht wird. Einen Espresso ohne Zucker kann und will ich mir nicht vorstellen. Und wenn wir auf die Nachbartische eines gemütlichen Cafés schielen, entdecken wir wohl eher Kreationen aus Kaffee, Milch, Sahne und Zucker.

 

Das geht auch mit Tee

Kaffee und Tee unterscheiden sich von der Trinkweise gar nicht so sehr, wie es den Anschein hat. Abgesehen von speziellen Tee-Zeremonien gibt es erstaunlich viele Parallelen. Denn auch Tee kann man mit Sahne, Milch und Zucker hervorragend kombinieren. Für die Ostfriesen ist es sogar ein Muss.

Tee ist im Vergleich leichter, vor allen, wenn man sich an die gängigen Zubereitungsmethoden hält. Doch auch hier gibt es Sorten, die für (ehemalige) Kaffeetrinker von Interesse sein könnten.

Schauen wir uns doch einmal an, welche Tees für Kaffeetrinker interessant sein könnten. Auf jeden Fall sollte es sich um richtigen Blatt-Tee handeln, in Teebeuteln sind selten gute Qualitäten zu finden und die Reaktion mit dem Wasser ist wegen des Platzmangels erschwert.

1. Ostfriesenmischung

Eine Ostfriesenmischung besteht hauptsächlich aus Assam-Tee, der wiederum bekannt ist für seinen kräftigen Geschmack und seine Malzaromen. Obwohl schon pur ein Genuss und zumindest für mich einer meiner Frühstücksfavoriten, wird in Ostfriesland auch gerne etwas Sahne hinzu gegeben. Daher ist auch der Einsatz von Milch denkbar.  Und wenn dir der Ostfriesentee schmeckt, dann kommt theoretisch auch jeder Assam infrage. In der Nähe eines Ostfriesen solltest du unbedingt noch einen Kluntje in die Tasse geben. Doch unter uns gesprochen, finde ich Rohrohrzucker ebenfalls sehr passend! Da ich kräftige Schwarztees zum Frühstück sehr gerne trinke, wird dich vielleicht dieser Artikel interessieren. Ebenfalls interessant könnten die English & Irish Breakfast-Tees, die ähnlich kräftig sind wie eine Ostfriesenmischung.

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2. Hôjicha (Houjicha)

In Japan ein beliebter Alltagstee oder ein guter Begleiter für das Abendessen, in Europa eher eine Rarität und nicht jeder Händler hat ihn. Häufig handelt es sich um einen einfachen Grüntee wie Bancha, der stark geröstet wird und dadurch sein typisches Aroma erhält. Als Wachmacher ist Hôjicha allerdings weniger geeignet, denn er gilt als koffeinarm. Neugierig darauf, wie ein Hôjicha schmeckt? Hier habe ich einen verkostet!

 3. Ceylon & Darjeeling

Obwohl auf Sri Lanka überwiegend einfacher Tee produziert wird, gibt es einige sehr würzige und kräftige Exemplare. Auch aus diesem Grund findet er in typischen Frühstücksmischungen Verwendung wie z.B. dem English Breakfast. Auch dieser Tee kann mit Milch und Zucker getrunken werden. Erlesenere Sorten solltest du auch mal pur probieren, einfach um zu erfahren was sie auszeichnet. Doch Vorsicht! Es gibt auch sehr milde Ceylon-Sorten, die würden bei Milch und Zucker eher untergehen. Da es auch leichte und aromatische Kaffeesorten gibt, sind auch Darjeeling-Tees eine Option, die Anneke auf Facebook ins Spiel gebracht hat. Darjeeling-Tees können je nach Pflückperiode und Verarbeitung blumig-frisch bis nussig-würzig ausfallen. Und wem Darjeeling auf den ersten Blick zu teuer erscheint, kann auch auf einen Nepal-Tee zurückgreifen.

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Eine Schale mit leuchtend grünem Matcha

4. Matcha
Wer einen Espresso-Ersatz sucht, hat ihn in Matcha gefunden. Er macht wach, hat aber einen milderen Geschmack und wird ohne Zucker getrunken. Allerdings solltest du das tun, was dir gefällt. Ich erinnere mich zu gerne an eine junge japanische Aushilfe, die in ihren Matcha einen Würfel Zucker eingerührt hat. Wenn sie das darf, darfst du das auch ;). Auch kann man Matcha durch Milch in einen Matcha Latte verwandeln. Hier findest du weitere Informationen über die verschiedenen Matcha-Qualitäten und die richtige Zubereitung. Marieke W. konnte ihren Freund durch ein Benifuuki-Pulver überzeugen. Er trinkt zwar weiterhin Kaffee, die herbe Note des Benifuuki-Pulvers gefalle ihm als Kaffeetrinker gut. Benifuuki ist eigentlich eine japanische Grüntee-Sorte, der eine anti-allergene Wirkung nachgesagt wird. Sie ist etwas herber, hier habe ich mal einen Benifuuki-Blatt-Tee verkostet.

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Ein dunkler und fruchtiger Oolong: Dan Cong

 

5. Oolong
Oolong ist vielleicht der komplexeste Tee, den du finden wirst. Wegen der schwer zu greifenden Definition gibt es eine fast schon unüberschaubare Vielfalt von Sorten. Grüne Oolong-Sorten sind sehr blumig , dunkle Oolong sind eher würzig und fruchtig, erinnern optisch wegen der Dunkelheit der Blätter an Schwarztee. Einige Oolong werden zudem noch geröstet, aber nicht ganz so stark wie der Houjicha. In diesem Blog habe ich einen grünen Oolong, einen dunklen und einen gerösteten beschrieben. Steve hat im Teetalk-Forum die stärker oxidierten Wuyi Felsentees als weitere Option vorgeschlagen. Zu nennen wären beispielsweise ein Shui Jin Gui und Rou Gui.

 

6. Shu Pu Erh (Max Be & Florian H., Facebook)
Die Bandbreite an Pu Erh ist erschöpfend lang, vor allem wenn man die natürlich gealterten Sorten betrachtet, die man auch als Sheng bezeichnet. Man könnte sein ganzes Leben in die Erkundung dieser Tees investieren und es wäre kein vergeudetes Leben. Einheitlicher kommen Shu Pu Erh herüber. Sie ergeben einen dichten dunklen Aufguss, der auch optisch an Kaffee erinnert. Eine kräftige Dosierung kann helfen, das Ergebnis in Richtung Kaffee zu optimieren. Ob dieser Tee auch mit Milch und Zucker schmeckt, wage ich allerdings zu bezweifeln, es ist wohl eher eine Alternative für die “schwarzen” Kaffeetrinker.

 

7. Dian Hong (Thomas Kasper, Facebook)
Dian Hong gehört zu meinen Favoriten unter den Schwarztees. Diese Tees erinnern mich an Assam, weil sie ebenfalls einen malzigen Charakter aufweisen. Dian Hong haben außerdem sehr schöne Honig-Aromen und können bei längeren Ziehzeiten einen feinen würzigen Geschmack entwickeln, der an Kaffee erinnern kann. Der Yunnan Golden Bud, den ich hier verkostet habe, geht ebenfalls in diese Richtung.

 

8. Wirkungsweise des Koffeins

Viele Kaffeetrinker benötigen den Kaffee, um morgens überhaupt richtig wach zu werden. Ein weiterer Grund ist das uns allen bekannte Mittagstief, aus dem man auf der Arbeit herauskommen möchte. Das Koffein im Kaffee wird vom Körper in kurzer Zeit vollständig aufgenommen, die Wirkung fällt bei den meisten deutlich spürbar aus. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Ebenso so schnell wie die Wirkung erfolgt auch der Abbau. Man fällt nach dem Abbau in ein plötzliches Loch. Der nächste Kaffee muss her.

Auch im Tee ist Koffein enthalten. Es kann nur nicht so schnell vom Körper aufgenommen, weil Tannine, die ebenfalls im Tee enthalten sind, das Koffein so lange an sich binden, bis sie während der Verdauung voneinander gelöst werden. Dies hat zwei Wirkungen zur Folge:

1. Die Wirkung des Koffeins setzt später ein

2. Wir nehmen das Koffein über längere Zeit auf

Für uns bedeutet es, dass wir keinen Koffein-Flash bekommen. Die Wirkung ist zwar milder, hält aber länger und ist verträglicher. Selbst wenn die Wirkung nachlässt, fallen wir nicht in ein Loch. Das L-Theanin, welches in hochwertigen Grünteesorten enthalten ist, steigert außerdem die Konzentrationsfähigkeit. Aus diesem Grund eignet sich gerade Matcha ideal als Wachmacher oder als Mittel gegen das Mittagstief.

Fazit
Wenn du von Kaffee auf Tee umsteigen oder auch einfach nur einen Seitensprung wagen möchtest, kannst du einen der oben genannten Tees als Einstieg probieren. Am besten du holst dir zunächst eine Probe und lässt dich anschließend beraten, welche Tees du als Nächstes probierst. Im Teefachgeschäft oder spezialisierten Online-Shop wird man dich sicher gerne beraten. Was? Du zweifelst noch immer, ob Tee etwas für dich ist? Hier sind zehn gute Gründe, weswegen Tee ein Getränk für dich sein kann.

Eine Bitte habe ich noch. Wenn du noch weitere Tees kennst, die für Kaffeetrinker interessant sein könnten, dann lass es mich doch wissen, indem du einen Kommentar hinterlässt oder mir eine kurze Mail schreibst.

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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Heute möchte ich dir einen kurzen Überblick über die Inhalte des “Tee-Sommelier”-Kurses von TeeGschwendner geben. Wenn dies der erste Artikel ist, den du zu diesem Thema liest, interessiert dich vielleicht auch der vorangegangene, in dem ich den Sinn dieser Ausbildung diskutiere. Insgesamt gibt es vier Blöcke. Block I besteht aus drei Seminartagen, die jeweils durch eine Mittagspause geteilt werden, in der man bestens leiblich versorgt wird.

In Block I liegt der Fokus auf dem “echten” Tee, der aus der Camellia Sinensis hergestellt wird.

Ein Blick in die Teegeschichte
Wie alt ist die Teekultur? Wo fing alles an? Wie kam der Tee nach Europa? Welche Sorten wurden zuerst gehandelt? Wer brachte den Teeanbau nach Indien und wo wird Tee angebaut? All das sind Fragen, auf die gleich am ersten Tag Antworten gegeben werden. Die historischen Anekdoten werden durch Zahlenmaterial ergänzt. So können wir angehenden “Tee-Sommeliers” die Entwicklung des Handels und der steigenden Popularität sehr gut nachvollziehen. Es wird mehr erzählt als man sich merken kann. Gerade deswegen gibt es zu jedem Block eine Zusammenfassung, damit man sich alles nochmals in Ruhe durchlesen kann.

Zahlenspielereien: Produktions- und Verbrauchszahlen
Welches Land produziert den meisten Tee, wie viel verbraucht es, wie viel wird exportiert? Natürlich kann man sich denken, dass ein Land wie China oder Indien oben mitspielt, dennoch gibt es Überraschungen, gerade beim durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch.

Das Blatt einer Camellia Sinensis Assamica
Das Blatt einer Camellia Sinensis Assamica

Die Sortenkunde: welche Arten des Tees werden unterschieden?
Bei der Sortenkunde lernten wir neben den westlichen auch die in China üblichen Farb-Bezeichnungen. Hier werden auch die Herstellungsweise und die einzelnen Produktionsschritte erklärt. Da man von den Teilnehmern nicht erwarten kann, dass sie bereits einer Tee-Produktion beiwohnen konnten, ist es umso wertvoller, dass Erklärungen durch eigene Erfahrungen oder gar selbstgedrehtes Videomaterial ergänzt werden. An dieser Stelle merkt man, dass die Tea-Taster nicht nur Tees verkosten, sondern auch die Herstellung vor Ort studieren. Mich hat z.B. überrascht, dass ein Tea-Maker eine eigene “Handschrift” hat, die sich herausschmecken lässt. Ausgewählte Vertreter werden verkostet, damit man einen ersten Überblick über die Bandbreite bekommt.

Schwerpunkt Grüner Tee
Schwerpunkt Grüner Tee

Blattgradierungen – die feinen Unterschiede
Selbstverständlich erwartet man von einem Tee-Sommelier, dass er bei Rückfragen Buchstabenfolgen wie “TGFOP” aufschlüsseln kann. Daher werden die einzelnen Grade im Detail erklärt und Ihre Verwendung thematisiert. Natürlich gibt es auch einen praktischen Teil und man bekommt die Gradierungen anhand von repräsentativen Mustern gezeigt. Sehr aufschlussreich ist auch der Vergleich eines Blatt-Tees mit dem Inhalt eines Teebeutels.

Anbau und Kultivierung
In welchen Klimazonen und unter welchen Bedingungen kann eine Teepflanze wachsen? Welche Sorten gibt es, wie groß werden die Pflanzen und ihre Blätter? Die Antworten werden häufig mit stimmigen Allegorien verbunden, wie etwa der Weinherstellung. Man muss auch kein Weinexperte sein, um die Veranschaulichungen zu verstehen. Anschließend werden die Ernteperioden und Charakteristika ausgewählter Anbaugebiete vorgestellt. Spannend ist hier die Verkostung, weil es in die Tiefe geht. Es wird ein Querschnitt aus dem gesamten Sortiment vorgeführt, teilweise sogar durch Fremdmuster ergänzt.

Bio-Anbau vs. konventioneller Anbau
Konventioneller Tee dominiert nach wie vor den Weltmarkt, Bio-Tee nimmt aber stetig zu, ohne dabei qualitativ Einbußen hinnehmen zu müssen. Zwar sinkt die Qualität und Produktivität nach erfolgter Umstellung vorübergehend ab, aber die Teegärten beweisen, dass auch mit Bio-Anbau Spitzenqualitäten möglich sind. Dabei gibt es verschiedene Modelle, denn neben dem EU-Siegel, gibt es weitere Zertifizierer wie Demeter und Naturland. Außerdem wird in einigen Gärten auch der Biodynamische Anbau praktiziert, der einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. All das wurde auch noch praktisch anhand des Singampatti-Projekts erklärt.

Sensorik: Vorsicht vor dem Selbstbetrug!
Riechen und Schmecken kann ja eigentlich jeder. Man ist versucht, zu denken, dass es sich dabei um etwas so Alltägliches handelt, dass es kaum lohnt, darüber zu sprechen. Wenn man professionell verkostet, muss man allerdings auf einige Dinge achten, um das volle Geschmackspotenzial zu entfalten. Doch das ist noch nicht alles. Schwieriger ist es, mit der eigenen Psyche umzugehen. Dieser Teil hat mir besonders viel Spaß gemacht, weil er mich in dem bestätigte, was ich bereits ahnte. Wir alle sind geschmacklich sehr leicht manipulierbar. Unsere Erwartungshaltung, der Preis eines Produkts, unser Gemüt, Hunger und Durst – das alles sind Faktoren, die unsere Wertung beeinflussen. Es gibt sogar Studien wie diese und diese, die das belegen.

Wir entschieden uns für Schwarztee aus Darjeeling
Wir entschieden uns für Schwarztee aus Darjeeling

Verkosten wie ein echter Tea-Taster
Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir die Tees in der leckeren Alltagsvariante probiert. Und ich muss ehrlich sagen, dass es mir teilweise sehr schwer fiel bei 20-30 Tees die Unterschiede überhaupt noch wahrzunehmen. Aus diesem Grund haben wir dann in 2er Gruppen fünf selbst ausgesuchte Tees wie echte Tea-Taster probiert. Das bedeutet, dass man die Tees höher dosiert, mit kochendem Wasser übergießt und dann fünf Minuten ziehen lässt. In meiner Gruppe haben wir uns auf Darjeeling konzentriert und die Ergebnisse waren durchaus spannend, vor allem aber weitaus griffiger als bei der Massenverkostung zuvor.

Derselbe Assam unterschiedlich zubereitet
Der gleiche Assam unterschiedlich zubereitet

Die richtige Zubereitung
Die Frage nach der richtigen Zubereitung wird vermutlich nie endgültig geklärt werden. Denn ich bin mir sicher, dass es für jeden eine optimale Zubereitung gibt. Bei einer kleinen privaten Verkostung mit Freunden habe ich festgestellt, dass die Geschmäcker bei der Frage nach der Intensität zum Teil sehr weit auseinander liegen. Im Seminar ging es weniger um die individuelle Zubereitung, sondern um sogenannte Eckpfeiler. Ich möchte das anhand eines Beispiels verdeutlichen. Wie wichtig gutes Wasser für den Teegenuss ist, hast du sicherlich schon des Öfteren gelesen. Richtig verstehen tut man es erst, wenn man es auch demonstriert bekommt. Manchmal kann Leitungswasser einen negativen Beigeschmack hervorrufen, ohne dass man weiß, dass es am Wasser liegt und nicht am Tee. Darüber hinaus haben wir wieder in verschiedenen Gruppen einen Tee auf verschiedene Arten zubereitet. Dabei kamen Papierfilter, Tee-Eier und sonstiges Gerät zum Einsatz. Auch hier ist die Erfahrung sehr wertvoll, dass man alle Ergebnisse miteinander vergleichen kann. Denn natürlich wissen die meisten Teetrinker schon vorher, dass ein Tee-Ei kein so gutes Mittel für die Tee-Zubereitung ist. Bei einem Direktvergleich sieht man schon anhand der Aufgussfarbe warum.

Fazit
Ohne jetzt überheblich klingen zu wollen, kann ich durchaus behaupten, mit relativ viel Vorerfahrungen in das Seminar gegangen zu sein. Stellenweise kamen mir natürlich Dinge bekannt vor, weil ich sie schon mal gelesen habe oder weil sie bereits auf der Arbeit thematisiert wurden. Und trotzdem ist der Nutzen des Seminars sehr groß, weil anhand praktischer Beispiele selbst bekanntes Wissen dermaßen ergänzt wird, dass man anschließend wirklich aus eigener Erfahrung sprechen kann. Und die eigene Erfahrung ist zumindest meiner bescheidenen Meinung nach immer der Theorie vorzuziehen, was die Tiefe der Erkenntnis betrifft.

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BIO Hôjicha aus Japan von Tao-Tea

BIO Hôjicha aus Japan von Tao-Tea

Tee ist im Trend. Das merkt man auch an der gefühlt hohen Zahl an Neueröffnungen diverser Läden mit immer differenzierteren Konzepten. Heute geht es um TaoTea, dessen Inhaber Peter Unbekannt einen sehr einprägsamen Namen hat. Vor einigen Tagen gab es auch schon ein Interview im Teetagebuch, daher wird dir der Name vielleicht bekannt vorkommen. 

Peter ist leidenschaftlicher Teetrinker, der als Sohn von Bioladen-Betreibern bereits erfahren durfte, welchen Unterschied es zwischen hochwertigen und minderwertigen Lebensmitteln gibt.

Schon früh kam er durch das Sortiment des Bioladen mit japanischem Grüntee in Kontakt, durch seine Japan-Aufenthalte vertiefte sich sein Interesse und heute hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Japan-Tee bekannter zu machen.Dieser Schwerpunkt spiegelt sich auch in seinem noch überschaubaren Sortiment wider, denn bisher kann man nur vier Tees bestellen: Sencha, Gyokuro, Hôjicha und Genmaicha. Natürlich sind alle Tees aus kontrolliert biologischem Anbau und werden in möglichst umweltfreundliche Verpackungen gefüllt. Möglichst deshalb, weil es noch keine echte Alternative zu Kunststoff gibt.

Unsere Verpackung besteht aus Kraftpapier und einer PE-Barrierefolie. Beides ist vollständig abbaubar und es ist viel weniger Energie nötig, um diese Verpackungen herzustellen und zu entsorgen.

Das Umweltbewusstsein zeigt sich auch bei der Wahl anderer Dienstleister und Büromaterialien. Es sollen möglichst alle Bereiche des jungen Unternehmens nachhaltig sein.

Kommen wir zum Tee. Obwohl mir das ganze Sortiment vorliegt und einen guten Eindruck macht, entscheide ich mich für den Hôjicha. So einen Tee habe ich schon lange nicht mehr getrunken und die Verarbeitung macht mich neugierig.
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Was ist Hôjicha?
Hôjicha ist im Teehandel zwar bekannt, aber eher ein Nischenprodukt, welches nur selten in Fachgeschäften zu finden ist. In Japan gibt es Hôjicha in vielen Variationen, es ist ein beliebtes Getränk, welches nach dem Essen serviert wird. Das liegt daran, dass er durch die Röstung sehr aromatisch ist. Nach dem Essen sind unsere Geschmacksnerven vom würzigen Essen noch belegt. Ein zarter Tee kommt dann nicht mehr so richtig zur Geltung.

Die Herkunft des Hôjicha
Wie so viele Entdeckungen ist auch diese aus der Not geboren. Es gab eine Zeit in der japanischen Geschichte, in der sich Tee nicht gut verkaufte. Das war Ende der Taishô-Zeit (1912-1926) bis Anfang der Shôwa-Zeit (1926-1989). Die Bestände in der Gegend Yamashiro südlich von Kyôto füllten sich und der alte Tee verlor natürlich an Frische. Durch das Rösten wurde der Tee haltbarer, gleichzeitig konnte man mit dieser Innovation eine Neuheit auf dem Markt platzieren, die sich schnell in Japan verbreitete.
Herstellungsweise

Ursprünglich wurde das Verfahren auf mindere Blattqualitäten angewendet, um diese genießbar zu machen. Doch es ist mittlerweile nicht unüblich auch gute Qualitäten zu rösten. Dabei wird der Tee bei 200°C geröstet, bis er die gewünschte Farbe erreicht. Danach wird er schnell heruntergekühlt. Es ist auch möglich, Hôjicha selbst aus Grüntee herzustellen. Diese beiden Jungs zeigen, wie es geht:
Variationen
Hôjicha wird aus japanischem Sencha, Bancha oder Kukicha hergestellt. Es gibt heute verschiedene Traditionen, die sich durch den Blattgrad und die Röstungsstufe unterscheiden. Es gibt z.B. großblättrige Varianten aus Bancha oder Hôjicha, der nur aus Stängeln gemacht wird.

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Die mittelstarke Röstung schont die natürliche Farbe der Blätter

Aussehen
Der vorliegende Hôjicha ist mittelstark geröstet, was man an der mäßigen Bräunung erkennt. Eine stärkere Röstung würde zu einer noch dunkleren Färbung führen. Es wurden Sencha-Blätter und Stängel für diesen Tee verwendet.

Zubereitung
Wir nehmen auf ca. 400ml etwa 4-5g Tee und lassen 2min, 30 Sekunden und 1:30 Minuten ziehen. Die Wassertemperatur darf bei Hôjicha etwas heißer sein. Bei uns war es ca. 90°C.

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Geruch
Die Röstung ist gut gelungen und ist nicht zu stark. Dadurch kommen verschiedene Aromen zum Vorschein wie Kaffee, Kakao, dunkle Schokolade, Brotkruste, geröstete Maronen und Gebäck.DSC_0647

Geschmack

Der erste Aufguss ist kräftig und würzig. Die feinen Röstnoten erinnern entfernt an Kaffee. Dazu kommt ein leicht malziger Körper mit dezenten Kakao-Aromen.

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Die Tassenfarbe erinnert eher an einen Darjeeling

Beim zweiten Mal lasse ich den Tee nur kurz ziehen, was ihn süßer und frischer macht. Der Geschmack wandelt sich etwas und ich muss an orientalische Gewürze denken, ohne sie genauer benennen zu können. Danach wird er schön süffig und zeigt Parallelen zu einem britischen Schwarztee-Blend.

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Ganz klar, hier wurde Sencha mit Stängeln verarbeitet

Fazit

Dieser Hôjicha hat richtig Spaß gemacht. Ohnehin sind Frau P. und ich Hôjicha-Fans und wir hüteten unseren begrenzten Vorrat wie einen Schatz. Gut zu wissen, dass es jetzt eine gute Quelle gibt. Wer sich für diesen Tee interessiert, wird auf Tao Tea fündig.Dieser Beitrag entstand durch eine Kooperation mit Tao Tea. P.S.: Wenn dir der Blog gefällt, dann trage dich doch in den Newsletter ein. Es sind spannende Neuerungen in Zukunft geplant und auf diese Weise kann ich dich am besten erreichen. Ich werde mich auch nicht häufiger als einmal die Woche melden. Versprochen!

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Was diesen Wettkampftee so besonders macht: handgerollter Sencha!

Was diesen Wettkampftee so besonders macht: handgerollter Sencha!

Als ich vor einiger Zeit im Hamburger Teespeicher Henning Schmidt besuchte, ging es natürlich um japanischen Tee. Er hielt eine Überraschung bereit. Über irgendwelche Kanäle schaffte er es, Wettkampftees zu organisieren, die wir an diesem Tag verkosten sollten. Es handelte sich um einen Tamaryokucha (Platz 58), einen Gyokuro (Platz 54), einen Sencha aus Kirishima (Platz 3) und einen handgerollten (!) Sencha vom Strauch Yabukita (Platz 53).Diese Wettkampftees sind in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Sie werden nur in sehr geringer Menge produziert. Ein Teil geht natürlich an die Jury, was dann noch übrig bleibt, geht in den Verkauf und erzielt Höchstpreise.Man fragt besser nicht nach, wie diese Wettkampftees hergestellt wurden. Sie haben mit den Alltagsvarianten nur wenig gemein. Bestimmte Sträucher werden speziell gedüngt, um einen bestimmten Geschmack zu intensivieren. Der Teebauer gibt sich bei dieser kleinen Charge viel mehr Mühe, um diesen prestigeträchtigen Preis (Tennô-hai, 天皇杯) zu gewinnen.

Wir haben uns also diese vier Tees angeschaut. Es sind echte Liebhabertees, denn sie haben einen individuellen Charakter. Um dies zu verdeutlichen, stelle ich den handgerollten Sencha vor, den ich zuhause nochmal verkostet habe, da mir Henning Schmidt netterweise ein Sample mitgegeben hat.

Dieser Sencha belegte zwar “nur” den 53. Platz, mir hat das Blatt aber so imponiert, dass ich diesen Tee unbedingt ein zweites Mal probieren wollte. Das hat sicherlich mit einem Trauma zu tun, welches Gero unwissentlich ausgelöst hat. Wir waren letztes Jahr in zwei verschiedenen Gruppen in Japan unterwegs. Meine Gruppe war zuerst in Kagoshima angelangt. Dort waren wir bei einem Teebauern, der den oben genannten Preis ebenfalls schon mehrere Male gewonnen hat. Entsprechend ehrfürchtig begegnete ich ihm und sog alles auf, was er erzählte. Die andere Gruppe, in der Gero war, besuchte ihn etwa eine Woche später. Sie kamen irgendwie auf das Thema “Handgerollter Tee”, er zeigte und schenkte ihnen den verbliebenen Rest. Es war natürlich so wenig, dass man diese Restmenge nicht noch weiter teilen konnte. Aber ich durfte mir diese langen Nadeln ansehen und musste meinen Neid unterdrücken. Zu gerne hätte ich ebenfalls etwas von diesem Tee verkostet. Geros Verkostungsbericht und seine Version der Geschichte kann ich sehr empfehlen.

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Handgerollter Sencha (temomi sencha)

Zubereitung
Henning und ich haben den Tee nicht ganz so stark dosiert. Es kamen sehr zarte Aromen hervor, wie z.B. Erdbeere und Weinbergpfirsiche. Ich habe genau 5g bekommen. Daher alles oder nichts. Dazu kommen ca. 130ml Wasser, ca. 70°C. Ich beginne mit einer Ziehzeit von 90 Sekunden. Die folgenden Aufgüsse betragen geschätzt: 10/30/30/40/80

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Die Blätter gehen bei maschineller Produktion häufig kaputt, hier das genaue Gegenteil

Blatt
Das obige Bild sagt mehr als tausend Worte.

Duft
Einzigartig. Ich habe Schwierigkeiten, den Duft einzuordnen. Meine Frau sagt Anis, dem kann ich zustimmen. Die Blätter riechen süß, frisch, leicht grasig (aber nur die frische Komponente davon). Nach einer Weile komme ich dann doch noch drauf, es ist Waldmeister.

In der warmen Kanne kommt ein vertrauter Geruch hervor. Natürlich sind die Aromen jetzt intensiver. Meine Frau wird jetzt ganz poetisch und spricht von einem japanischen Garten mit Moos nach einem warmen Regen. Ich bin zwar auch in Japan, aber beim oben genannten Teebauern. Nachdem die Blätter geerntet werden, kommen sie per Kühlcontainer in die Manufaktur. Sie werden dort weitergekühlt, bis sie verarbeitet werden. Und diese Blätter strömen einen sehr intensiven süßen Duft aus, der nur schwer zu beschreiben ist. Und genau so riecht dieser Sencha!

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Erste Kostprobe des grünen Likörs


Geschmack
Es ist unnötig zu erwähnen, dass dieser Wettkampftee aus der ersten Ernte stammt. Der erste Schluck ist wunderbar vollmundig mit viel Umami gepaart mit Bergpfirsichen und eingekochtem Gemüse. Noch ist er dezent-süß, im Mund fühlt er sich ölig an. Im Abgang hallt der Eindruck der frisch gepflückten Blätter nach…

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Die Tassenfarbe war zwischen Gelb und Grün 

Die folgenden Aufgüsse bleiben facettenreich. Schon der zweite Aufguss ist mineralisch mit einer leichten Sellerie-Note. Die Umami-Note nimmt etwas ab, dafür wird er süßer. Alle darauffolgenden Aufgüsse schmecken so lecker, wie die frischen Blätter riechen. Er wird süffiger. Es kommen Nuancen von unreifen Bananen und Erdbeeren hinzu. Doch am intensivsten bleiben eben die frischgepflückten Blätter.

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Hier sieht man die vielen intakten Blätter – für japanischen Tee eher unüblich

Fazit
Vielleicht habe ich einen neuen Lieblingstee gefunden. Dieser handgerollte Sencha ist überhaupt mit dem handgerollten Tee zu vergleichen, den ich in Uji gekauft habe. Wenn es einen Tee gibt, der den natürlichen Geruch bzw. Geschmack der frischen Blätter konserviert, dann ist es dieser hier. Und es stellen sich viele Fragen. Wieso geht dieses Aroma bei den anderen Tees verloren bzw. lässt sich nur noch erahnen? Kann man davon mehr bekommen? Wenn jemand weiß, was ich mit diesem Aroma meine und eine Bezugsquelle kennt, dann bitte ich um eine Nachricht. Dieser Tee macht zumindest für mich Zeitreisen möglich! Vielen Dank, lieber Henning, dass Du mir diese Erfahrung ermöglicht hast!

P.S.: Wenn dir der Blog gefällt, dann vielleicht auch die Facebook-Seite. Dort findest du kurze Beiträge zum Thema Tee und Keramik. Es gibt auch einen Twitter-Account mit kurzen News zum Thema Tee, auf Instagram diverse Fotos. Man liest sich!

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