Tasting Notes: Ambootia Darlongjin

Tasting Notes: Ambootia Darlongjin

Heute möchte ich eine Rarität vorstellen, es ist ein Grüntee aus Ambootia, der auf den Namen Darlongjin hört. Einer der Tea-Taster von TeeGschwendner – Daniel Mack – hat mir freundlicherweise ein Sample davon zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür!

Der Teegarten Ambootia

Die Geschichte des Teegartens Ambootia, der zu Darjeeling gehört, geht auf das Jahr 1861 zurück. Die Plantagen liegen in einer Höhe von 450 bis 1350m, jährlich werden ca. 150 Tonnen Tee hergestellt. Der Teegarten ist Bio-, Fairtrade- und Demeter-zertifiziert.

Ambootia ist nicht nur ein Teegarten, es ist eigentlich eine Unternehmensgruppe, zu der auch andere Teegärten wie beispielsweise Happy Valley gehören. Eine vollständige Liste der zugehörigen Gärten findest du auf der offiziellen Seite.

Kreative Neuentwicklungen

Immer wieder hört man, dass Teegärten in Indien und Nepal sich darin versuchen, asiatische Konzepte auf ihre Tees zu übertragen. Auch die Grüntees aus Darjeeling gehören zu diesen Versuchen, ich gestehe, dass mich bis heute noch kein Grüntee aus Nepal oder Indien überzeugen konnte. Trotzdem finde ich es legitim und sogar wünschenswert, dass solche Versuche durchgeführt werden. Es ist (hoffentlich) nur eine Frage der Zeit, bis die Mühen auch Früchte tragen.

Der Darlongjin

Der kundige Leser hat natürlich schon längst am Namen erkannt, welcher Tee in Ambootia kreiert wurde. Es ist ein Long Jing, der in unseren Gefilden auch als “Drachenbrunnentee” bekannt ist und zu den populärsten chinesischen Tees zählt. Die Blätter eines Long Jing werden in Pfannen geröstet und haben typischerweise eine platte Form. Charakteristisch für einen Long Jing ist der Geschmack von Esskastanien und grünem Spargel. Es stellt sich nun die Frage, ob der Darlongjin geschmacklich in die gleiche Kerbe schlägt oder doch nur die Optik mit seinem großen Bruder teilt.

Tasting Notes: Ambootia Darlongjin
Darlongjin – das Blattgut

Die Blätter

An den Blättern erkennt man die typische platte Form des Long Jing. Es zeigen sich aber auch Unterschiede, denn die Blätter haben weniger Flaum an sich haften und sie unterscheiden sich auch farblich von den Long Jing, die ich in Erinnerung habe.

Aroma

Der Geruch der trockenen Blätter ist sehr intensiv und fruchtig. Auf der einen Seite riecht man sehr deutlich die Röstaromen, auf der anderen Seite eine für Long Jing untypische Frucht, die aber bei Darjeeling-Grüntees häufiger zu finden ist und in Richtung Passionsfrucht (Frau P.) oder Maracuja geht.

In der warmen Shiboridashi verschwinden die deutlichen Fruchtaromen, die Röstaromen gewinnen die Oberhand. Ich denke neben Maronen auch an geröstete Algen (Nori).

Zubereitung

Ich habe für diesen Grüntee relativ hohe Temperaturen zwischen 80 und 90°C gewählt, wobei ich feststellen musste, dass letzteres zu heiß war. Die Ziehzeiten betragen in Sekunden: 60/45/60

Nicht zu heißes Wasser verwenden, dass mag der Darlongjin überhaupt nicht
Nicht zu heißes Wasser verwenden, dass mag der Darlongjin überhaupt nicht

Direkt nach dem Abgießen des ersten Aufgusses rieche ich nochmals die Blätter. Das Aroma ist nochmal anders, viel deftiger als vorher. Frau P. bringt Grünkohl ins Spiel, ich denke eher an gekochte Sellerie, wir einigen uns schließlich auf Gemüseeintopf.

Tasting Notes: Ambootia Darlongjin
Im Geschmack zeigt sich der Darlongjin über vier Aufgüsse erstaunlich vielseitig. Gießt man ihn zu heiß auf, dann kann er auch in Form von Herbe “zicken”. Zunächst zeigt er sich blumig und duftend, aber auch fruchtig und gemüsig. Dann kommt etwas grüner Spargel hinzu, für Frau P. entwickeln sich Aromen, die milchig, sahnig sind und an Matchakäsekuchen erinnern. Ich kann da nicht ganz folgen, aber so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein.

Die Ausgussfarbe ist mehr gelb als grün
Die Ausgussfarbe ist mehr gelb als grün

Am Ende setzt sich dann doch noch der typische Darjeeling-Grüntee-Geschmack durch, er bleibt aber spritzig und fruchtig, manchmal muss ich auch an einen Riesling denken.

Fazit

Der Darlongjin ist definitiv ein feiner Grüntee, der keine bloße Kopie des echten Long Jing ist und auch gar nicht sein möchte. Ich bin ein großer Skeptiker was Grüntees aus Indien und Nepal angeht, daher freut es mich umso mehr, dass mit diesem Tee etwas gelungen ist, was meiner bescheidenen Meinung nach Potenzial hat. Allerdings hat es der Tee dann doch nicht ins Sortiment von TeeGschwendner geschafft. Vielleicht war das Experiment dann doch zu gewagt, um es der breiten Masse zugänglich zu machen. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass künftig kleine Partien dieses Darlongjin bei anderen Händlern auftauchen werden, die sich gerne auf solche Experimente einlassen. Vielen Dank, lieber Daniel, für diese Probe!

Einkehr zum Tee

Einkehr zum Tee

Die Teezubereitung kann je nach Zubereitungsweise viele kleine Schritte enthalten. Mit der richtigen inneren Einstellung oder der Methode der Achtsamkeit können wir abtauchen, den Alltag abstreifen, uns auf den Augenblick konzentrieren und uns voll und ganz einer Sache widmen. Diese Methode wird sogar von Therapeuten und Psychologen verwendet, um Menschen zu helfen, die Schwierigkeiten haben, ihre Vergangenheit zu überwinden.

Als ich von meinem Schwiegervater von dieser Methode gehört habe, habe ich Parallelen zu meinem Teeritual entdeckt. Mehr noch, ich habe mich von den Grundsätzen inspirieren lassen und auf mein Teeritual übertragen. Das Ritual ist kein esoterischer Hokuspokus, ich nenne es so, weil es einem festen Schema folgt und daher eine ritualisierte Abfolge ist.

Bei dieser “Einkehr zum Tee” geht es um die Absicht, dem Tee und allen Dingen, die mit der Zubereitung und dem Genuss zusammenhängen, volle Aufmerksamkeit zu widmen. Wertungen jeglicher Art sollten dabei vermieden werden. Es geht um den jetzigen, einzigartigen Moment, der nie wieder kommt, denn eine Wertung ist auch immer ein Vergleich mit zuvor erfahrenen Tees. Wenn du also mit der Methode der Achtsamkeit im “Hier und Jetzt” verweilen möchtest, dann wird es dir wahrscheinlich einfacher fallen, wenn du den Tee nimmst wie er ist und auf Wertungen verzichtest. Dieses “Loslassen” führt bei mir zu einem bewussteren Erlebnis und Entspannung.

Gerne werde ich nun im Folgenden erklären, wie ich dabei vorgehe und freue mich, wenn du dich dafür interessierst.

Der Sinn dahinter

Ziele allgemeingültig zu definieren, versuche ich eigentlich zu vermeiden, da Menschen zu unterschiedlich sind, um den Bedürfnissen eines jeden Menschen gerecht zu werden. Deshalb beschreibe ich an dieser Stelle meinen ganz eigenen Zugang zum Tee, dem vielleicht auch du etwas abgewinnen kannst.

Wir leben in einer Welt, in der die Effizienz durch technische Errungenschaften immer weiter gesteigert wird. Telefon, Handy, Internet, Soziale Netzwerke, Autos und Flugzeuge – all das sind technische Errungenschaften, die es uns erlauben, Zeit zu sparen oder wann immer wir möchten, zu kommunizieren. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns dadurch vom eigentlichen Leben entfremden, da es “von Natur aus” viel langsamer abläuft. Daher bemühe ich mich darum, in hektischen Phasen des Lebens bewusst zu entschleunigen, absichtlich auf die Bremse zu treten und mich einer Sache voll und ganz zu widmen.

Dabei kann ich etwas herbeiführen, was zutiefst befriedigend und entspannend sein kann. Oft sind es gerade die einfachen Dinge, die sich besonders gut dazu eignen, bewusst aus dem Alltag auszubrechen und einen erholsamen Kurzurlaub zu erleben. Ich gehe in unserem Park gerne spazieren, höre auf den Klang der Natur (Vögel, Rauschen der Blätter, Insekten), betrachte die Rinde der Bäume, die Blüten und Früchte von Pflanzen, atme die Luft ein und nehme kleinste Veränderungen wahr. Das Leben ist schön und von sich aus erfüllend.

Das geht auch mit Tee

Das eigene Teeritual kann ebenso erholsam sein wie ein Kurzurlaub. Ich verbringe die Zeit in unserer Teeecke und versuche alle Aspekte zu erfassen. Ich verweile in der Gegenwart, in diesem unwiederholbaren Moment und schaue, was passiert. Die Einkehr fängt bereits mit der Auswahl der Utensilien an.

Einkehr zum Tee

Die Utensilien

Egal ob es der bedeutsame Lieblingsbecher oder eine Tasse eines Künstlers ist – auch Utensilien sind bedeutsam. Ihre Haptik und ihre Form drücken die Persönlichkeit des Urhebers aus. Vor allem unglasierte und natürlich glasierte Keramikschalen haben wegen ihres einzigartigen Charakters einen speziellen Reiz, der bei der Einkehr zum Tee zum Tragen kommt. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Utensilien vom Teelöffel bis hin zum Wasserkocher. Sie erzeugen durch ihre pure Präsenz eine Atmosphäre, die Teil des Erlebnisses ist.

DSC_0961

Die Teezubereitung

Die Teezubereitung ist zwar keine Raketenwissenschaft, funktioniert aber auch nicht auf Knopfdruck. Und das ist auch gut so. Wenn ich Tee zubereite, dann tue ich mir selbst etwas Gutes, verbringe Zeit mit mir selbst (gegebenenfalls mit meinen Gästen), ich kann mich auf den jeweiligen Schritt konzentrieren und dem Rascheln der Blätter zuhören, wenn ich sie mit dem Löffel aufnehme. Wie riechen die Blätter trocken und wie in einem vorgewärmten Brühgefäß? Wie unterscheidet sich ein Tee von einem Aufguss zum nächsten. Wie riechen die nassen Blätter nach dem Abgießen? Wie verändert sich die Aufgussfarbe? Was kann ich schmecken und wie lange verbleibt der Geschmack im Mund. Der Mensch hat diese Sinne geschenkt bekommen, es wäre bedauerlich, sie nicht zu nutzen.

Zur Ruhe kommen
Zur Ruhe kommen

Wie Entspannung wirkt

Allein der Umstand, dass ich mich für einen gewissen Zeitraum nur mit einer Sache beschäftige, führt dazu, dass ich mich entspanne. Es tut unheimlich gut, nicht immer wieder abgelenkt zu werden, die eigene Aufmerksamkeit nicht innerhalb kürzester Zeit auf etwas Neues zu richten und sich so von Erlebnis zu Erlebnis zu hetzen. Eine Einkehr zum Tee hat für mich etwas von einer imaginären Einsiedelei, in der ich mich in Abgeschiedenheit von der Außenwelt meines Lebens erfreue.

Was machst du, um dich zu entspannen?

Wenn du mit dem Newsletter über neue Blogs informiert werden möchtest, dann kannst du dich hier eintragen. Man liest sich!
[wysija_form id=”3″]

Einführung in die Bizen-Keramik

Einführung in die Bizen-Keramik

Bizen-Keramik  gehört zu den Sechs Alten Öfen Japans.  Das Töpfergebiet liegt westlich von Kyôto in der Präfektur Okayama.  Bekannt ist Bizen-Keramik vor allem für unglasierte Waren mit rotbräunlichem Scherben und markanten Brenneffekten.

Migration in Richtung Westen

Alles fing damit an, dass Töpfer aus der Region des heutigen Ôsaka in Richtung Westen zogen und sich in der Gegend um Inbe niederließen. In diesem Gebiet wurde nachweislich ab dem elften Jahrhundert die Bizen-Keramik gebrannt. Aus diesem Grund kann man den Begriff Inbe auch als Synonym für Bizen gebrauchen.

Archaische Brennmethoden

Zunächst wurde grauschwarze Keramik gebrannt. Die Temperatur betrug 1200 °C bei reduzierter Atmosphäre. Erst mit dem anagama konnten höhere Temperaturen erreicht werden und die Brennatmosphäre änderte sich in Richtung Oxidationsbrand. Typisch für diesen Ofentyp sind natürlich glasierte Waren, die über eine Ascheanflugglasur verfügen.

Der Einfluss der Teekultur

Auch die Teemeister entdeckten Bizen-Keramik für ihre Zwecke. Als man anfing, japanische Keramiken in die Teezeremonie zu integrieren, griff man auf natürlich glasierte Keramiken wie Bizen und Shigaraki zurück. Allerdings waren dies zunächst Objekte wie Frischwassergefäße und Vasen. Dadurch wurden die Keramiken in Kennerkreisen populär.

Einflussreiche Mäzen unterstützten ausgewählte Familien

Später wurden die Töpfer von den politischen Eliten gefördert. Dadurch konnten sich die Töpfer voll auf ihre Arbeit konzentrieren, die Qualität stieg und es wurden verschiedene Alltagskeramiken über den Land- und Seeweg in ganz Japan vertrieben. Es entstanden neue Stile und verfeinerte Techniken, die noch immer auf ein rustikales Erscheinungsbild abzielten.

Japans Abkehr von der eigenen Tradition

In der Meiji-Zeit  (1868-1912) gerieten die Töpfer in eine schwere Krise. Die Nachfrage sank, weil industriell gefertigtes Porzellan zu viel günstigeren Preisen den Bedarf an Gebrauchskeramik sättigte. Viele Betriebe wurden stillgelegt. Rustikale Keramiken wurden weniger nachgefragt, weil westliche Werte den Geschmack jener Zeit bestimmten. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Tradition wiederbelebt und alte Öfen wieder in Betrieb genommen oder neue gebaut. Die Rückbesinnung auf das “ursprüngliche Japanische” führte wieder zu einer steigenden Nachfrage. Heute werden neben Teekeramik Blumengefäße und Essgeschirr hergestellt.

Eisenhaltiger Ton muss es sein

Für das typische Erscheinungsbild ist ein eisenhaltiger Ton (Eisengehalt 3%) verantwortlich, den man in Japan tatsuchi nennt. Dieser wurde zunehmend ab dem Ende des 16. Jahrhunderts eingesetzt und ist für den rotbraunen Farbverlauf verantwortlich. Der Ton befindet sich unter Reisfeldern, er ist besonders plastisch, weil der Anteil organischer Bestandteile besonders hoch ist. Zwei weitere Tonarten werden heute eingesetzt. Der eine ist sandhaltig (yamatsuchi) und der andere noch plastischer (kurotsuchi). Die Töpfer mischen sich daraus ihren eigenen Ton entsprechend ihren Bedürfnissen und Erfordernissen.

Zufällige Brenneffekte

Im 16. Jahrhundert war Teekeramik besonders gefragt, weswegen in ganz Japan in verschiedensten Regionen Keramiken für die Teezeremonie gebrannt wurden. So ist es auch zu erklären, dass zu der Zeit der großen Nachfrage verschiedene Brenneffekte durch bloßes Experimentieren entdeckt wurden. Diese Effekte wurden und werden damals wie heute von Kennern geschätzt.

Gebrannt wird normalerweise in anagama oder noborigama. Der Zeitraum kann bis zu zwei Wochen betragen. Dabei werden Temperaturen von bis zu 1250 °C erreicht. Diese Temperatur ist zu niedrig, als dass die Aschepartikel vollständig schmelzen könnten. Die Partikel ergeben ein natürliches Dekor, welches vor allem optisch interessant ist. Weitere Brenneffekte ergeben sich durch die Position im Brennofen. Mit viel Erfahrung kann der Töpfer die Effekte vorausahnen. Ein Moment des Zufalls bleibt aber immer erhalten. Dadurch wird aus jedem Stück ein Unikat.

Bizen-Keramik Hôhin mit goma-Effekt
Bizen-Keramik Hôhin mit goma-Effekt

goma: Asche, die ab 1240°C schmilzt und eine gelbliche Glasur hinterlässt, die an Sesam erinnert.

Bizen Keramik Chawan mit sangiri-Effekt
Bizen-Keramik Chawan mit natürlichem sangiri-Effekt

sangiri: Metallisch graublaue Färbung, die zufällig durch Reduktion entsteht, wenn das Objekt beispielsweise mit Asche bedeckt ist. Es kann forciert werden, wenn Kohle während des Brandes in der Nähe der Utensilien platziert wird.

Bizen-Keramik Chawan mit botamochi-Effekt
Bizen-Keramik Chawan mit botamochi-Effekt

botamochi: Flecke ohne Aschenflug, die durch eine Abdeckeckungstechnik entstehen.

Bizen-Keramik mit hi-iro
Bizen-Keramik mit hi-iro

hi-iro: Glänzende rote Flächen, die an die Farbe von Glut erinnern, nennt man hi-iro (Feuerfarbe)

Jenseits der japanischen Prominenz: Yamato-cha

Jenseits der japanischen Prominenz: Yamato-cha

Die Anbauregion Yamato liegt in Zentraljapan in der Präfektur Nara und steht ein bisschen im Schatten der größeren Anbauregionen Japans wie Uji oder Shizuoka. Dabei hat Tee in Nara eine lange Geschichte vorzuweisen und gedeiht im kühlen Klima sehr gut, weswegen Nara an sechster Stelle der produktionsstärksten Präfekturen liegt.

Die Provinz Yamato

Vor langer langer Zeit (ca. 3. bis 8. Jahrhundert) wurde Japan von der Provinz Yamato regiert, in der die Herrscherfamilie lebte. Yamato heißt übersetzt “Großer Frieden”, es wird häufig als kulturelles Kernland bezeichnet, weil in dieser Region (Nara & Kyôto), viele alte Bauten und Tempelanlagen entstanden. Daher steht Yamato sinnbildlich für Japans Tradition, verkörpert die Idee eines ur-japanischen Reichs mit eigener Mentalität, die leider auch nationalistische Züge annehmen kann. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Kriegsschiff Yamato, welches im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Tempelbezirk in Nara
Tempelbezirk in Nara

Die Anbauregion

Yamato-Cha wird in einer Region angebaut, in der das Yamato-Plateau im Zentrum liegt. Es gibt jedoch auch andere Bezeichnungen, unter denen der Tee vertrieben wird. Dazu gehören Tsukigase-cha, Fukuzumi-cha, Yagyû-cha und Yamazoe-cha.

Als Cultivare finden neben Yabukita auch Meiryoku, Okumidori und die aus Samen gezogene Yamatomidori Verwendung. Aus diesem Grund gehört Yamatomidori zu den japanischen Zairai-Cultivaren.

Die Geschichte

Die Geschichte des Yamato-cha beginnt mit der Rückkehr japanischer Mönche, die im Jahre 806 aus China Samen mitbrachten. Im Butsuryû-ji soll sich sogar noch eine alte Handmühle aus dem China der Tang-Dynastie (618-907) befinden. Die mitgebrachten Samen wurden im Teegarten der Tempelanlage angepflanzt, die somit den Ursprung des Yamato-cha bilden.

Verkostung

Diesen Tee habe ich vor Jahren von einer guten Freundin aus Nara mitgebracht bekommen. Es handelt sich um eine Hausmischung eines ansässigen Teegeschäfts. Der Bezeichnung zufolge handelt es sich um einen Sencha gehobener Qualität (Jô).

Yamato-cha
Yamato-cha
Aussehen

Die Blätter sind dunkelgrün und stammen aus erster Ernte. Ich erkenne zwar viele Nadeln, es ist aber auch ein bisschen Blattbruch dabei. Ich tippe auf eine mittellange Bedämpfungszeit.

 

Aroma

Nach dem Öffnen der Tüte bin ich überrascht. Das ist ein ungewöhnlicher Duft. Zuerst denke ich an eine Fremdkontamination (Kunststoff?), merke aber dann, dass der Duft doch zum Blatt gehört, kann ihn aber nur schwer einordnen. Frau P. denkt an Zeltplane, ich finde, dass der Duft maritim ist. Nicht so algig wie die meisten anderen Sencha, es ist ein anderer Duft, der im erhitzten Zustand noch deutlicher wird.

An der Nordsee, wenn der Seetang von den Wellen an Land gespült wird, riecht es ähnlich. Es ist ein intensives Aroma, das nur unterschwellig an den Duft frischer Grünteeblätter erinnert. Dazu kommt ein Hauch von Jod.

Yamato-cha

Geschmack

Gebrüht wird nach der Methode für hochwertige Grüntees. Beim ersten Aufguss kommt eine deutliche Umami-Note zum Vorschein. Sie ist eng verwoben mit einer außergewöhnlichen Algigkeit. Häufig kommt im Sencha ein feiner Nori-Geschmack (geröstete Alge) vor. Hier ist das anders. Es ist viel maritimer. Die Viskosität ist ölig und der Saft hinterlässt einen feinen Film auf der Zunge, der nach kurzer Zeit eine frische Süße hervorbringt.

DSC_0811 DSC_0814

Nach dem zweiten Abgießen ist der Geschmack deutlich einfacher. Umami ist deutlich reduziert und der Yamato-cha ist spritzig und feinherb, ein bisschen wie naturtrüber Apfelsaft vom Alten Land.

DSC_0824 DSC_0828

Nun nimmt die Süße richtig Fahrt auf. Die Alge muss der Artischocke weichen. Zwei weitere Runden macht der Tee noch mit. Erfreulicherweise zeigt sich der von mir so begehrte fruchtige Teegeschmack, den ich bisher nur zwei Mal schmecken durfte, doch noch. Das ist ein toller und überraschender Ausklang.

Fazit

Dieser Yamato-cha war in vielfacher Hinsicht etwas Besonderes. Vor allem die Wandlungsfähigkeit und der maritime Charakter haben mich sehr überrascht. Es ist vermutlich ein Tee, der Einsteigern weniger schmecken wird, da er für den ungeübten Gaumen einen Tick zu ungewöhnlich ist. Japantee-Kennern möchte ich den Tee ans Herz legen, wenn sich eine Gelegenheit für sie ergibt. Vielen Dank, liebe Mito, dass du uns diesen Tee mitgebracht hast.

Übrigens: Wenn du demnächst etwas im Shop bestellst, bekommst du eine Probe dieses Tees gratis dazu. Natürlich nur solange der Vorrat reicht.

Melde dich beim kostenlosen Newsletter an, um über Neuigkeiten rund um den Blog & Shop informiert zu werden.
[wysija_form id=”3″]

Seto-, Oribe- und Mino-Keramik: eine Einführung

Seto-, Oribe- und Mino-Keramik: eine Einführung

Wenn du anfängst dich mit japanischer Keramik auseinanderzusetzen, dann wird du eines Tages auf Mino- und Seto-Keramik (jap.: Mino-yaki 美濃焼, Seto-yaki 瀬戸焼) stoßen. Mino und Seto beschreiben keinen Stil, sondern eine ehemalige Provinz bzw. Region. In Japan ist es nämlich üblich, Keramiken nach ihrer regionalen Herkunft zu bezeichnen. Ziel dieses Artikels ist, dir einen Überblick über die Geschichte und Stile der Mino- und Seto-Keramiken zu geben. Um den Umfang des Artikels nicht zu strapazieren, wird an dieser Stelle Shino-Keramik als Teil von Mino bewusst ausgelassen, da Shino einen eigenen Beitrag verdient.

Wo alles begann

Man kann Mino-Keramik nicht völlig isoliert von Seto-Keramik betrachten. Denn die heutige Stadt Seto ist nur einen Steinwurf von der ehemaligen Provinz Mino entfernt. Streng genommen werden sie sogar nur durch einen Gebirgspass getrennt und haben sich im Laufe der Jahrhunderte stets gegenseitig beeinflusst. Beiden wird von Forschern wie Cort eine Schlüsselrolle in der japanischen Keramik-Entwicklung zugesprochen. Mino wurde zusammen mit der ehemaligen Provinz Hida im Jahre 1876 zur heutigen Präfektur Gifu vereint.

Von großer Bedeutung ist die zentrale Lage, die es den Öfen ermöglichte, die Nachfrage von Zentral-Japan und somit Ballungsgebiete und die kulturelle Hochburg Kyôto zu bedienen, was sich besonders in der Entwicklung von Tee-Keramiken widerspiegelt, die den ästhetischen Normen entsprechend hergestellt wurden.

Die vorteilhafte Lage

Südwestlich liegen die Städte Nara, Kyôto, Ôsaka und Sakai in einer Entfernung von ca. 130km Luftlinie. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Stadt Nagoya. Die Seto- und Mino-Öfen waren aber nicht die einzigen in der Region. Der Ballungsraum von Kyôto bis Sakai lag in Nachbarschaft zu den Tanba- und Shigaraki-Öfen, etwas weiter im Westen lagen bereits die Öfen von Bizen. Südlich von Nagoya wurden in Tokoname ebenfalls Keramiken gebrannt. Allerdings wurde in keinem der vier Töpferzentren glasierte Keramik hergestellt. Diesem Umstand verdankten die Seto- und Mino-Öfen ihre exklusive Stellung in der Region.

Fokus auf den Zeitgeist

Außerdem verstanden es die Töpfer, auf Trends der Zeit zu reagieren, daher lassen sich Imitationen bzw. Variationen von anderen populären Keramiken wie Iga, Bizen und Karatsu finden, von denen letztere eine große Ähnlichkeit zu weißen Shino-Keramiken aufweisen.

Zusammenfassung der Entwicklungsgeschichte

Der technologische Ursprung beider Töpferzentren liegt in der Sue-Keramik begründet, die zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert eingeführt wurde. Die Töpfer der Sanage-Öfen entdeckten Mitte des 8. Jahrhunderts die erste japanische Glasur. Dieses Alleinstellungsmerkmal hielt nicht lange, denn die Technik verbreitete sich im 9. Jahrhundert bis hin zur östlichen Mino-Provinz.

China-Importe machten den Töpfern das Leben schwer

Obwohl diese glasierten Keramiken zunächst an Popularität gewannen, nahm ihre Beliebtheit rasch wieder ab, da der Bedarf an Luxusartikeln durch China-Importe gedeckt wurde. Die Öfen reagierten infolgedessen mit der Massenproduktion von unglasiertem Alltagsgeschirr.

Konzentration auf China-Imitate

In Seto wurde eine neue Glasur entwickelt. Bis ins 15. Jahrhundert produzierte man ausschließlich in Seto glasierte Keramiken, häufig nach chinesischem Vorbild. Man versuchte grüne Seladone und Jian-Teeschalen zu imitieren, die Resultate wichen allerdings deutlich von ihren Vorbildern ab. Nichtsdestotrotz konnten sich nur die wohlhabenden Bürger Japans diese Imitate leisten – ein Zustand, der bis ins 16. Jahrhundert anhielt.

Teekultur brachte neue Keramiken hervor

Im 14. und 15. Jahrhundert nahm durch den Einfluss der Teekultur der Anteil von Teeutensilien zu, die besonders im Westen, in Kyôto, Nara, Hakata und Sakai vertrieben wurden.

Die Mino-Öfen erstreckten sich über ein Gebiet, das heute durch die Städte Tajimi, Toki und Mizunami abgedeckt wird. Die Öfen im östlichen Mino brannten bereits im frühen 15. Jahrhundert glasierte Keramiken im Seto-Stil. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Produktionsmenge und die Ofenzahl von Seto gar übertroffen.

Im 16. Jahrhundert war die Produktpalette aus Mino und Seto weitestgehend identisch. Erst im späten 16. Jahrhundert widmete man sich in Mino neuen Glasuren und Formen. Die Seto-Töpfer zogen wegen der größeren Aktivität und der sichereren geographischen Lage schließlich nach Mino.

Gattungsbezeichnungen

Der Begriff setomono (Seto-Waren) stammt vom Dorf Seto, welches den Mittelpunkt der Ofen-Gruppe bildete. Heute bezeichnet man die frühen glasierten Keramiken vom 12.–15. Jahrhundert, die einen starken chinesischen Einfluss aufweisen, als ko-Seto (altes Seto). Ein Grund für die Weiterverwendung des Gattungsbegriffs Seto im 16. und 17. Jahrhundert in Mino kann auch die bereits etablierte Reputation dieser Ware in den vergangenen Dekaden sein, die durch die Zugehörigkeit der Region zu Oda Nobunaga (1534–1582) verstärkt wurde.

Unter der Tokugawa-Herrschaft wurden die Mino-Öfen mit denen aus Seto fusioniert und unter dem bereits etablierten Namen weitergeführt. Erst im 20. Jahrhundert wurde diese Einteilung revidiert und den Innovationen, die aus den Mino-Öfen hervorgingen, Rechnung getragen. 1930 entdeckte Arakawa Toyozô (1894– 1985) eine weiße Shino-Teeschale in der ehemaligen Mino-Region. Anschließende Untersuchungen zeigten einen Zusammenhang zwischen Mino und den neuen Glasuren der Momoyama-Zeit, wie z.B. Shino, auf. Aber erst seit der späten Shôwa-Zeit (1926–1989) wird Mino-Keramik als eigenständige Gattung anerkannt.

Wie eigentlich alle in Mino produzierten Waren, nannte man auch Oribe-Keramik zum Zeitpunkt ihrer Entstehung Seto-Keramik. Takeuchi Jun’ichi macht die erste schriftliche Quelle, die Oribe als Namensgeber adaptiert, erst 55 Jahre nach Oribes Tod aus. Etabliert hat sich diese Bezeichnungsweise in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Gelbes und Schwarzes Seto

Eine begriffliche Unterscheidung zwischen Mino und Seto fand bis in die jüngste Zeit nicht statt. Vielmehr machen die Begriffe Seto-guro (schwarzes Seto) und ki-Seto (gelbes Seto) deutlich, dass die Märkte Mino-Keramiken als einen Zweig der lange bekannten Seto-Öfen ansahen, obwohl diese nicht in den umliegenden Öfen der Stadt Seto produziert wurden.

Gelbes Seto entstand bei dem Versuch, grünes Seladon aus China zu imitieren. Die typisch grüne Farbe wollte nicht gelingen, stattdessen entstand eine gelbliche Glasur, die später mit grünen Tupfern dekoriert wurde. Es folgt ein Bild eines modernen ki-Seto Teebechers, hier findest du ein Foto eines historischen Originals.

ki-Seto Teebecher
Modernes Gelbes Seto (ki-Seto)

 

Mit Seto-guro ist ein Typ von schwarzen Teeschalen gemeint, die bereits in der frühen Phase der Momoyama-Zeit (1573–1615) hergestellt wurden. Auffällig ist, dass im Gegensatz zu ki-Seto ausschließlich Teeschalen in diesem Stil hergestellt wurden, jedoch keine Teller, Vasen oder Essgeschirr. Die schwarze Glasur wurde durch das Herausziehen der Teeschale während des Brandes erzielt, eine Technik, die ich bei Raku bereits vorgestellt habe.

 

Moderne Interpretation einer Seto-guro Chawan von Andrzej Bero
Moderne Interpretation einer Seto-guro Chawan von Andrzej Bero

 

 

Oribe-Keramik

Der Einfluss Furuta Oribes

Oribe-Keramik (Oribe-yaki) ist eine Edo-zeitliche (1615–1868) Bezeichnung für Teeschalen, von denen man dachte, dass sie Furuta Oribe (1544–1615) gefallen haben, weswegen ihm sogar von einigen Autoren ein direkter Einfluss auf die Entstehung dieser Keramikgattung nachgesagt wurde. Bereits 1976 räumte der Oribe-Experte Takeuchi Jun’ichi ein, dass das wahre Ausmaß dieses Einflusses unbekannt sei.

Furuta Oribe
Furuta Oribe

Furuta Oribe war Samurai, später daimyô und Teemeister und stammte gebürtig aus Mino. Er diente den drei militärischen Führern Oda Nobunaga (1534–1582), Toyotomi Hideyoshi (1536–1598) und Tokugawa Ieyasu (1543–1616) und beging im Jahre 1615, vermutlich wegen eines gescheiterten Komplotts gegen das Tokugawa-Regime, rituellen Selbstmord.

Es ist bekannt, dass Oribe eine Vorliebe für extrem asymmetrische Teeschalen hegte, die von manchen seiner Zeitgenossen als Fehlbrände klassifiziert wurden. Da an seinem Wohnort bei späteren Ausgrabungen unten erwähnte Keramiken gefunden wurden, ging man von einem Zusammenhang aus. Oribe war nach Rikyûs Tod der Teemeister von den Regenten Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu und setzte sich für einen liberalen Teestil ein, in dem alles erlaubt sei.

Die Vielfalt der Oribe-Keramik

Oribe-Keramik ist sehr vielfältig und es gibt diverse Begriffe, um die Stile voneinander zu unterscheiden. Zu den markantesten Stilen gehört das grün glasierte ao-Oribe, welches kreative Dekore auf hellem Untergrund tragen kann. Die grünen Oribe-Variationen gingen in ihrer Entwicklung aus den oben erwähnten ki-Seto-Keramiken hervor.

ao-Oribe kyûsu
Modernes ao-Oribe in Form einer Kanne
Oribe-guro (einfaches schwarzes Oribe)

Oribe-guro sind stark deformierte und asymmetrische schwarze Teeschalen. Dieser Teeschalen-Typ hatte im oben erwähnten Seto-guro einen Vorläufer. Typisch für Oribe-guro sind die fast dreieckigen Formen, die im Japanischen als kutsugata (Schuhform) bezeichnet werden. Oribe-guro trägt immer eine schwarze Glasur ohne Dekore und steht damit in einer Reihe mit schwarzem Raku und Seto-guro.

Oribe-guro Chawan
Oribe-guro kutsu-Chawan
Kuro-Oribe (dekoriertes schwarzes Oribe)

Dies ist letztlich eine Variation von ao-Oribe, denn anstelle der grünen Glasur wird einfach nur eine schwarze Glasur verwendet. Die Dekore werden häufig auf hellem Untergrund aufgetragen, z.B. schwarzes Dekor auf weißem Untergrund. Es gibt jedoch auch Beispiele für Teeschalen, die ein weißes Dekor auf schwarzem Hintergrund tragen. Das Ausmaß der Asymmetrie fällt selten so stark aus wie bei den extremen Oribe-guro, was auch darin begründet liegt, dass es schwerer ist, auf stark verkrümmten Flächen ein Dekor zu zeichnen.

Moderne kuro-Oribe Chawan
Moderne kuro-Oribe Chawan jetzt im Online-Shop (Klick aufs Bild öffnet neue Seite)
-Oribe (grünes Oribe)

Grünes Oribe wurde im 16. und 17. Jahrhundert für viele Alltagsgegenstände verwendet. Dabei wird das komplette Gefäß in die grüne Kupfer-Glasur getaucht, bei Chawan kann der Fußring unglasiert bleiben. Da eine grüne Chawan in Verbindung mit Matcha nur wenig farblichen Kontrast bietet, verwundert es nicht, dass Reisschalen und andere kleine Behälter für japanische Beilagen populärer sind.

Narumi-Oribe (dekoriertes mehrfarbiges Oribe)

Bei Narumi-Oribe wird ein weiterer farblicher Effekt erzielt, indem neben weißem auch roter Ton verwendet wird. In Verbindung mit der grünen Glasur und einem passenden Dekor entstehen dadurch farblich kontrastreiche Keramiken, die häufig  für Beilagenschälchen verwendet wurden.

Modernes ao-Oribe von Ryuji Hodaka
Modernes Oribe von Ryuji Hodaka
Weitere Oribe-Arten

Neben diesen prominenten Vertretern gibt es noch welche, die heute weniger bekannt sind. Der Vollständigkeit wegen, werden sie kurz genannt. Aka-Oribe (rotes Oribe) besteht ähnlich wie narumi-Oribe hauptsächlich aus rotem Ton und trägt ebenfalls die bekannten Dekore.

Shino-Oribe (weißes Oribe) ähnelt sehr stark normaler Shino-Keramik, die Feldspat-Glasur ist weiß, glatter und filigraner als bei herkömmlichem Shino. Während es bei Shino begehrte rötliche Flammenspuren (hi-iro) gibt, bleiben diese bei Shino-Oribe aus. Wenn auf der Glasur noch ein Dekor aufgebracht wird, zählt man das Stück zu e-Oribe (dekoriertes weißes Oribe).

Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, melde dich doch jetzt beim kostenlosen Newsletter an.
[wysija_form id=”3″]

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil V

Der letzte Teil der Ausbildung zum Tee-Sommelier ist nun zu Ende. Es war mit Abstand der anspruchsvollste Block, der vom 11.6. bis 14.6. stattfand und zwei Prüfungen umfasste. Da die Erinnerungen noch frisch sind, nutze ich diese Gelegenheit, um die Kernpunkte zusammenzufassen. Das Grundlagenwissen wurde in drei Blöcken vermittelt, nun kam der schwierigste Teil.

Lernerfolgskontrolle Block III
Wie immer starteten wir mit einem Test, der sich auf die Inhalte des letzten Blocks konzentrierte. Einige empfanden diesen Test als schwieriger, mir lag der Test ganz gut, was aber sicherlich auch daran lag, dass ich beruflich bedingt einen Vorteil habe.

Albert Gschwendners Vermächtnis
Immer wieder wurde sie kurz angedeutet, jetzt stand sie sogar im Mittelpunkt. Die Rede ist von Albert Gschwendners Vision. Denn die Idee hinter dem Tee-Sommelier ist die Befähigung zur Weitergabe der eigenen Leidenschaft, die man für Tee empfindet. Um es nochmal deutlich zu sagen, es geht um Leidenschaft, nicht um elitäres Expertenwissen. Letzteres eignet sich gut dazu, um sich selbst vor anderen zu profilieren, aber nicht dazu, jemandem, der nichts mit Tee zu tun hat, Lust auf Tee zu machen. Aus diesem Grund bekam Frau Florl den Auftrag von Albert Gschwendner, jeden Teilnehmer dazu zu befähigen, die in ihm wohnende Leidenschaft weiterzugeben, damit andere sich anstecken lassen und anfangen, sich für dieses schöne Produkt zu interessieren. Immer wieder haben verschiedene Personen unabhängig voneinander sichtbar gerührt von Albert Gschwendner gesprochen. Er muss ein besonderer Mensch gewesen sein, wenn selbst der Prüfer der IHK 5 Jahre nach dessen Tod noch von ihm spricht.

Der Tee-Sommelier als Seminarleiter
Wie man ein Seminar souverän gestaltet, haben wohl die wenigsten von uns gelernt. Jeder hat in der Schule oder in der Universität mal ein Referat vor bekannten Gesichtern halten müssen. Ein Seminar vor Menschen zu halten, die man nicht kennt, die dafür bezahlen und eine Erwartungshaltung haben – das ist etwas völlig Anderes.

Einen souveränen Vortrag zu halten, scheint auf den ersten Blick ganz leicht. Man muss nur natürlich, authentisch und kompetent sein oder zumindest so wirken. Der Rest kommt von ganz allein, möge man denken. Doch wenn man erst in die Situation gekommen ist, vor einem Publikum frei sprechen zu müssen, merkt der ein oder andere dann doch, dass die Worte, die man sich zurechtgelegt hat, nicht so flüssig aus einem heraussprudeln, wie man sich das vorgestellt hat.

Im Seminar wurde der Vergleich zum Spielen eines Instruments gezogen. Man lernt ein Instrument nicht, indem man ein Buch darüber liest, sondern indem man spielt. Also fingen wir an zu spielen.

Das Grundgerüst eines souveränen Vortrags
Ein bisschen Theorie erleichtert jedoch die Praxis, indem es ein strukturelles Gerüst bildet. Ein Vortrag besteht grundsätzlich aus einer Einleitung, dem eigentlichen Inhalt und dem Schlussteil. Jeder Teil lässt sich gliedern, die Struktur ist eine Art roter Faden, an dem man sich durch die Präsentation entlanghangelt und sie lässt sich üben.

Besonders schön war, dass wir uns diese Struktur unter Anleitung selbst erarbeitet haben. Es macht einen spürbaren Unterschied, ob man sie selbst bestimmt oder ob man sie einfach vorgesetzt bekommt. Ich konnte mich dadurch mit ihr gut identifizieren.

Videobeweis
Ich weiß nicht, woran es liegt, viele Menschen haben ein viel zu kritisches Bild von sich selbst. Dies führt leider dazu, dass Versagensängste unser Potenzial blockieren. Wir denken, dass die Welt implodiert, wir zumindest aber schandvoll sterben, wenn wir ins Stocken geraten oder den Faden verlieren. Alles ist nur halb so schlimm, viel wichtiger ist der Umgang mit den eigenen Fehlern. Niemand ist perfekt, Stockfehler, das Ringen nach Worten – all das passiert uns allen doch jeden Tag, ohne ein Drama daraus zu machen. Im täglichen Leben machen wir einfach weiter und es fällt niemandem auf. Nur bei einem Vortrag denken wir, wir würden für jeden Fehler gesteinigt. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Wir dürfen Fehler machen, das macht uns menschlich und authentisch.

Unsere Übungen wurden auf Video festgehalten und es war so wichtig, zu sehen, dass die Welt eben nicht implodiert, wenn man ins Stocken gerät, dass es viele gute Ansätze gibt, auf denen jeder aufbauen kann. Nach und nach wird die Angst zurückgedrängt und muss der Realität weichen, die lautet, dass jeder ein guter Präsentator sein kann. So wie das Spielen eines Instruments durch Übung immer besser wird, so wurden auch die Vorträge mit jedem Tag flüssiger. Am Ende ist wirklich jeder zu seiner persönlichen Höchstleistung aufgelaufen und das ist nicht untertrieben!

Ein Tipp an die nächste Generation Tee-Sommeliers
Wenn du dieses Seminar besuchst, dann erlaube mir, dir einen Tipp für die Präsentation zu geben, die du übrigens zu zweit abhalten musst. Zwar darfst du dich ohnehin schon vor dem Beginn des letzten Blocks auf eines von drei Themen festlegen, noch besser wäre es aber, wenn du mit deiner Partnerin bzw. Partner das Szenario vorab mit Leben füllst. Die drei Tage sind sehr intensiv und es ist definitiv zu schaffen, ich empfand es aber als deutlichen Vorteil, dass ich mich mit meiner Partnerin schon vorher getroffen habe, um unsere Präsentation inhaltlich abzustimmen und durchzuspielen. Dafür reicht bereits ein Treffen (2-3 Stunden) aus. Natürlich hat nicht jeder diese Möglichkeit, da die meisten in verschiedenen Städten leben, dennoch möchte ich den gutgemeinten Rat weitergeben, da es mir sehr geholfen hat und warum solltest du dir nicht auch das Leben erleichtern?

Fazit
„Hat es sich gelohnt?“, werden die meisten jetzt fragen. Das kommt wohl ganz auf die Ausgangssituation an. Jemand, der sich über zahlreiche Bücher und jahrelange Erfahrung viel Wissen angeeignet hat, lernt natürlich weniger dazu als Einsteiger, welche ihr vorhandenes Wissen vertiefen möchten und nach einer beruflichen Verwirklichung suchen. Für letztere Zielgruppe ist der Lehrgang zum Tee-Sommelier sehr gut geeignet, da man einen guten Überblick über rechtliche Voraussetzungen erhält und auch die Qualitätskontrolle sowie Bio-Anforderungen besprochen werden. Wenn du davon träumst, einen Teeladen zu eröffnen oder als Tee-Sommelier Seminare halten möchtest, dann möchte ich dir ebenfalls diesen Kurs ans Herz legen. TeeGschwendner ist nicht ohne Grund Marktführer, du kannst während deiner Ausbildung zum Tee-Sommelier eine Menge lernen. Und vielleicht gefällt es dir so gut, dass du (so wie viele vor dir) deinen Traum im Franchisesystem verwirklichst.

Falls du mit diesem Beitrag eingestiegen bist und dich für die anderen Berichte zu diesem Thema interessierst, dann findest du diese hier:
Teil I
Teil II
Teil III
Teil IV

P.S.:

Matcha im japanischen Garten

Ausflug in den japanischen Garten
An einem der Tage nahm sich Gero noch Zeit, um mit mir bei bestem Wetter im japanischen Garten neben einer Schale Matcha auch ein bisschen Tee zur Entspannung zu trinken. Es war eine wundervolle Atmosphäre, ein kleines Stück Japan, abgeschieden von der Außenwelt. Kein Wunder, dass sich die Teemeister Hütten in Gärten bauten. In so einer Umgebung macht Tee noch viel mehr Spaß und wird zu einem richtigen Erlebnis. Danke!

Japanischer Garten Bonn

Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, melde dich doch jetzt beim kostenlosen Newsletter an.
[wysija_form id=”3″]

Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush

Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush

Auch heute geht es wieder um Nepal-Tee, nur einen Steinwurf entfernt von Jun Chiyabari, um den es im letzten Artikel ging, liegt nämlich Guranse. Auch dieser Garten, dessen höchster Punkt fast 2200 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist zu 100% Bio-zertifiziert. Das sind beste Voraussetzungen für hocharomatische Tees, die auch das begehrte Muskatel-Aroma hervorbringen.

Lage und Produktionsvolumen
Dieser Garten ist nach Angaben von Henning Schmidt fast doppelt so groß wie Jun Chiyabari und produziert ca. 50t Tee im Jahr. Es wird überwiegend mit Darjeeling-Clonals gearbeitet. Weißer und Grüner Tee wird zwar angebaut, jedoch ist Schwarztee eindeutig das Hauptzugpferd dieses Gartens.

Wie Darjeeling vor 15 Jahren
Der hauptverantwortliche Tea Maker Andrew, der zuvor im benachbarten Jun Chiyabari und auch in Darjeeling reichlich Erfahrungen sammeln durfte, konzentriert sich auf qualitativ hochwertige Tees, die Darjeeling aus den Augen verloren hat. Über den “Grünen Trend”, der First Flush Darjeeling immer grüner werden lässt, habe ich zuvor berichtet. Dieser Tee soll noch so wie Darjeeling vor 15 Jahren schmecken.

Soziale Verantwortung
Auf der eigenen Internetseite wirbt Guranse außerdem mit der Unterstützung der älteren Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Man kann nur hoffen, dass sie diese Hilfe auch in diesen schweren Zeiten der Erdbebenkatastrophe aufrechterhalten können.

Nepal Guranse Excellent Tips G24 Bio (2014) – 17,90 EUR / 100g
Der vorliegende Tee ist ein First Flush mit der Invoice-Nummer 24 (24. Pflückdurchgang, mehr dazu bei Tee-Fokus), es ist daher ein recht junger Tee des letzten Jahres und eine sehr begrenzte Charge. Solche kleinen Chargen kann man auch mit Single Barrel Whisky vergleichen, die immer ein bisschen anders ausfallen. Manche müssen mit anderen “geblendet” werden, weil sie für sich alleine zu wenig Tiefe haben, andere sind außergewöhnlich gut und können zu einem entsprechenden Preis auf den Markt gebracht werden, wie eben dieser Guranse.

Zubereitung
Zubereitet wird dieser Tee nach der Methode für hochwertige Schwarztees.

Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush
Guranse First Flush 2014

Blatt
Die Blätter haben wirklich einen sehr hohen Tip-Anteil (junge Blattspitzen, die durch ihre Helligkeit und ihren Flaum auffallen). Das Blatt ist voluminös und nicht so dunkel wie ich es erwartet hätte. Verglichen mit einem richtigen Schwarztee ist der Guranse noch immer deutlich heller, auch wenn er nicht so hell ist wie ein First Flush aus Darjeeling oder Nepal.

Aroma
Dieser First Flush kommt sehr frisch daher, Spuren von Apfel drängen sich auf und werden begleitet von Brotkruste, Gewürzen und Süßholz. Die Brotkruste ist so süß, dass es auch Brioche sein könnte.

Guranse First Flush 2014
Guranse First Flush 2014

In der warmen kyûsu wandelt sich das Aroma. Es ist jetzt deutlich fruchtiger aber auch schwerer. Eine Mischung aus Orangen und Ingwer erfreut die Nase.

Guranse First Flush 2014

Geschmack
Den fortgeschrittenen Oxidationsgrad erkennt man nicht nur an der Farbe des Aufgusses, auch im Geschmack kommt er reifer und würziger als ein moderner First Flush daher. In der Nase hält sich die Brotkruste. Der Tee macht Spaß.

Guranse First Flush 2014

Der zweite Aufguss ist etwas leichter und frischer, die Aromen sind schwer zu entschlüsseln, am deutlichsten kommt Grüner Spargel durch. Die zweite Tasse ist immer noch sehr aromatisch voller ätherischer Öle.

Guranse First Flush 2014

Auch einen dritten Aufguss macht der Guranse mit und hat noch immer einen schönen Körper. Die pflanzliche Süße ist sehr deutlich. Ja, das könnte ebenfalls ein Darjeeling sein, keine Frage.

Guranse First Flush 2014

Oxidationsgrad
An den Blättern kann man die fortgeschrittene Oxidation deutlich erkennen. Nach meinem Verständnis wäre das noch immer ein Oolong, aber die Klassifizierung erfolgt wohl auch aus Traditionsgründen.

Fazit
Ich kann nicht beurteilen, wie Tee aus Darjeeling vor 15 Jahren ausgesehen hat, aber dieser ist deutlich dunkler als der heutige Trend, was mir wirklich gut gefällt. Obwohl ich auch einigen helleren Varianten etwas abgewinnen kann, freut es mich, dass es (wieder?) Alternativen dazu gibt, die schmecken. Wer sich für diesen Tee interessiert, findet ihn hier. Ich bedanke mich für die Bemusterung!

Der Shop zum Blog
Seit dem 23.05. ist der Shop zum Blog online. Du bist herzlich eingeladen, nach einem passenden Utensil für dich zu suchen. Und wenn du über Neuigkeiten informiert bleiben möchtest, dann trage dich doch in den Newsletter ein.
[wysija_form id=”3″]

Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Nepal kann nicht nur gute Darjeeling-Alternativen produzieren (siehe letzter Blog), einige Produzenten wie der Garten Jun Chiyabari bringen so viel Leidenschaft und Experimentierfreudigkeit mit, dass sie Tees kreieren möchten, die sich nicht nur von Darjeeling unterscheiden, sondern einen eigenen Nepal-Charakter aufweisen.

Leider muss ich mich heute im Voraus für die schlechte Bildqualität entschuldigen. iPhoto hat es tatsächlich geschafft, beim Importieren alle heute gemachten Fotos zu löschen und sie nicht in die Datenbank zu speichern. Somit musste ich auf die Handy-Fotos zurückgreifen, die qualitativ deutlich abweichen.

Leidenschaft schlägt Tradition
Henning Schmidt vom Hamburger Teespeicher war zuletzt in Nepal und Darjeeling. Daher habe ich ihn am Freitag besucht, um ein bisschen über Nepal zu plaudern. Dabei kamen wir auf einen von Nepals Vorzeigegärten zu sprechen: Jun Chiyabari. Dieser recht junge Garten wurde von zwei Brüdern im Jahre 2001 gegründet und hat eine vergleichsweise kurze Geschichte. Die beiden Brüder Lochan und Bachan sind zwei Unternehmer, die in Darjeeling im Internat aufwuchsen und in so ziemlich allen Geschäftsfeldern aktiv waren – bis auf Tee. Im Jahre 2000 schwelgten sie in nostalgischen Erinnerungen (das Internat war umgeben von Teefeldern) und beschlossen, dem Teeanbau, den sie in Darjeeling ganz nebenbei als Tee-Enthusiasten kennengelernt haben, in Nepal eine Chance zu geben. Ganz schön mutig, so ganz ohne Erfahrung im Teeanbau.

IMG_1774

Lage und Größe
Der biozertifizierte Teegarten liegt 200km von Kathmandu entfernt im Dhankuta-Distrikt. Darjeeling ist mit 65km viel näher. Die Pflanzen werden in einer Höhe von 1600-2000m angebaut, es handelt sich also um einen richtigen Hochland-Tee. Die Jahresproduktion beträgt schätzungsweise 25t bei ca. 25-30ha, von den umliegenden Teebauern werden allerdings weitere Teeblätter nach eigenen Vorgaben hinzugekauft, der Anteil beträgt sogar 40%.

Der Weg ist das Ziel
Die beiden Brüder setzen auf erfahrene Tea-Maker, die zuvor jahrelang in Darjeelings Gärten Erfahrungen gesammelt haben und sich in Japan und Taiwan weiterbilden. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den verwendeten Cultivaren wider, man scheint in Zukunft auf sich voneinander stark unterscheidende Spitzentees setzen zu wollen, was ihnen schon jetzt gelingt. So werden beispielsweise neben japanischen Yabukita- und Zairai-Cultivaren auch taiwanesische (z.B. Si Ji Chun) und ältere nepalesische eingesetzt. Laut Henning Schmidt experimentiere man sogar mit Schattentees und möchte in Zukunft Matcha herstellen.

Die beiden Brüder sind mittlerweile 15 Jahre im Teegeschäft. In dieser kurzen Zeit haben sie gezeigt, was möglich ist, wenn man mit Ehrgeiz und Leidenschaft arbeitet. Ihre Tees sind überall zu finden, wo Qualität eine Rolle spielt und sie werden nicht müde, immer wieder Neues auszuprobieren. Dem Garten und seinen Mitarbeitern geht es übrigens den Umständen entsprechend gut.

Jun Chiyabari Imperial Black 19,95 EUR / 100g
Der Name leitet sich von einer etwas zweifelhaften Geschichte ab, wonach der chinesische Kaiser dem Königreich Nepal Teepflanzen nach einem verlorenen Krieg geschenkt habe. Von jenen Pflanzen soll dieser Tee stammen.

Zubereitung
Zubereitet wird dieser Tee nach der Methode für hochwertige Schwarztees.

IMG_1784

Blatt
Die Blätter sind sehr voluminös und tiefdunkel. Goldene Tips setzen einen schönen Akzentpunkt und sorgen für einen ansprechenden Kontrast. Natürlich muss man als Teetrinker gleich an Schwarztees aus Yunnan denken, die in zahlreichen Formen daherkommen. Die Macher haben bei dieser Kreation aber ausdrücklich nicht daran gedacht, einen Yunnan-Tee zu imitieren.

IMG_1786

Aroma
Die dunklen Blätter riechen im ersten Augenblick nach Waldmeister, ein Geruch, den ich aus meiner Kindheit kenne. Da gab es diesen einen Augenblick, als mein Onkel mich in eine polnische Eisdiele führte, in der noch das Eis frisch vor Ort zubereitet wurde. Nie wieder habe ich diesen intensiven Duft beim Betreten einer Eisdiele vernommen wie damals. Und immer wenn ich an Waldmeister-Eis rieche, überkommt mich diese Erinnerung.

IMG_1793

Was kommt da noch? Dunkle Brot- und Kuchenkruste, dazu ein leicht nussiger Duft und vielleicht auch ein bisschen Honig? Nach dem ersten Aufguss gewinnen Kakao und Fliederbeeren klar die Oberhand. Die Vorfreude nimmt zu.

Geschmack
Der erste Aufguss hat viele verschiedene Facetten zu bieten. Da wäre zunächst Kakao und Malz. Man könnte auch an Assam denken, aber es fehlt die Würze. Eine leichte Süße breitet sich im Mund aus und die Kuchenkruste macht sich bemerkbar.

IMG_1799

Beim zweiten Aufguss sind die Aromen etwas dezenter. Kakao ist jetzt nicht mehr so dominant, ich denke da eher an Kakaocreme, also eine abgeschwächte Form, die auch irgendwie zum Mundgefühl passt. Jetzt zeigt sich auch die Nussigkeit, ehe im Abgang der Imperial Black nochmals mit einer schönen Portion Feuchtigkeit erfrischt.

Einer geht noch. Der Schwarztee ist jetzt süffig, die Fliederbeeren sind jetzt das erste Mal richtig deutlich zu schmecken. Vielleicht wurden sie vorher auch nur von anderen Aromen überlagert? Der erfrischende Nachgeschmack erinnert mich wieder an Zitronentee – ein schöner Ausklang.

IMG_1801

Fazit
Das Rad neu erfinden tut Jun Chiyabari mit Sicherheit nicht. Und dennoch ist es ein Tee, der für hochwertige Assam-Liebhaber und Yunnan-Trinker gleichermaßen interessant sein könnte. Und wem Assam-Tee sonst einfach zu stark ist, die feine malzige Note aber sehr zusagt, der kann sich ebenfalls an diesem Tee versuchen. Es ist schön zu sehen, dass es einen Ort in Nepal gibt, der abseits vom Mainstream neue Wege einschlägt. Daher werde ich Jun Chiyabari mit Sicherheit aufmerksamer verfolgen, sie haben übrigens auch einen Twitter und Facebook-Auftritt! Vielen Dank, lieber Henning für diese feine Probe. Wenn auch du dich für diesen Tee interessierst,  findest du ihn im Online-Shop vom Hamburger Teespeicher.

Auch nächste Woche geht es weiter mit einem Nepalesen, nur einen Steinwurf entfernt von Jun Chiyabari.

Wenn du den nächsten Blog nicht verpassen möchtest, dann trage dich doch in den kostenlosen Newsletter ein.
[wysija_form id=”3″]

Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Vielleicht hast du es schon durch die kleinen Andeutungen in diversen Kanälen mitbekommen: der TeeKeramik-Blog bekommt jetzt endlich einen eigenen Shop.

Ein Traum wird wahr
Erst sechs Jahre ist es her, als mich die Begeisterung für japanische Teekeramik gepackt hat. Und es ist schön, zu sehen, wohin mich diese Leidenschaft geführt hat. Und der Weg ist noch nicht zu Ende. Im TeeKeramik-Shop möchte ich meine Leidenschaft unmittelbar mit dir teilen.

Bildschirmfoto 2015-05-14 um 11.48.17

Die Auswahl
Es wird neben japanischen und chinesischen Teekeramiken auch europäische geben, wie etwa die von Andrzej Bero und Petr Novák, die sich von der japanischen Ästhetik inspirieren lassen. Mit der Zeit kommen sicher auch weitere Keramiker hinzu.

Jian-Teeschale chawan
Jian-Teeschale

Das Sortiment
Das Sortiment wird fast ausschließlich aus Einzelstücken bestehen. Das bedeutet, dass so gut wie jedes Stück ein Unikat ist. Ausnahmen sind Serienanfertigungen, bei denen sich die Stücke zwar ähneln, aber nie identisch sind.

Alle Keramiken werden vorher gründlich geprüft und vermessen. So wird vermieden, dass du ein fehlerhaftes oder defektes Stück erhältst. Solltest du doch Probleme haben, dann ist ein Umtausch natürlich möglich.

DSC_0769
Hagi-yaki Teebecher (yunomi)

Offizieller Start
Ab dem 23. Mai um 12 Uhr mittags wird der Shop offiziell eröffnet. Bis dahin liegt noch eine Menge Arbeit vor mir. Die Artikel müssen schließlich fotografiert, beschrieben, gemessen und angelegt werden. Nach und nach wird sich das zunächst überschaubare Sortiment füllen.

Den Teekeramik-Shop kannst du unter teekeramik.com erreichen. Die ersten Artikel sind sogar schon angelegt, bestellen kann man sie aber erst nach der offiziellen Eröffnung.

Limitiertes Sortiment
Wie bereits angekündigt, ist das Sortiment limitiert. Von den meisten Stücken habe ich jeweils nur ein Exemplar eingekauft. Nach und nach wird das Sortiment erweitert. Wenn du dich in den Newsletter einträgst, wirst du darüber als erster informiert, sobald ein Artikel wieder erhältlich ist oder ein neuer angelegt wurde. Keine Sorge, so eine Mitteilung bekommst du nur einmal die Woche.
[wysija_form id=”3″]

Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Wie bereits im letzten Blog angekündigt, werde ich mich in der kommenden Zeit verstärkt mit Nepal-Tees auseinandersetzen. Der Osten Nepals grenzt and Indien, genauer gesagt liegt Darjeeling nur einen Steinwurf von der nepalesischen Grenze entfernt. Und da Darjeeling das renommierteste Anbaugebiet Indiens ist, welches eine viel höhere Nachfrage hat als es überhaupt produzieren kann, werden gerne von den angrenzenden nepalesischen Bezirken Teeblätter nach Darjeeling geschmuggelt, um sie dort zu verarbeiten. Das ist nicht gut, denn auf der Reise leiden die Blätter und was dann als Darjeeling produziert wird, ist qualitativ nicht mehr das Gelbe vom Ei.

Nepal macht Darjeeling Konkurrenz
Besser und effizienter ist es, wenn der Tee direkt im Ursprung verarbeitet wird. Die Grenzgebiete auf nepalesischer Seite haben nahezu identische Anbaubedingungen wie Darjeeling und daher beste Voraussetzungen, guten Tee zu produzieren. Was sie auch machen. Nepal hat sich zu einer ernstzunehmenden Teenation gemausert, die es schafft, zu wirtschaftlich guten Preisen eine echte Alternative zu den Spitzentees aus dem Nachbarland anzubieten.

Ruht sich Darjeeling auf seinem guten Ruf aus?
Das ist deshalb so wünschenswert, weil Darjeeling qualitativ abbaut, die Preise für die wenigen verbliebenen Spitzenqualitäten hingegen weiter in die Höhe steigen. Teehändler haben es daher immer schwerer, gute Qualitäten zu vertretbaren Preisen einzukaufen, denn wir Konsumenten haben natürlich eine Schmerzgrenze und werden nicht jeden Preis für einen guten Tee bezahlen.

Zwei preiswerte Alternativen zu Darjeeling
Schauen wir uns daher zwei Nepal-Tees an, die eine sinnvolle Alternative zu Darjeeling-Tees sind. Bei meinem letzten Besuch beim Tee Kontor Kiel habe ich zwei Tees aus Nepal mitgenommen. Es handelt sich um einen First Flush Schwarztee und einen Oolong.

Wenn ein Schwarztee kein Schwarztee mehr ist
An dieser Stelle ist es sinnvoll auf die traditionelle Einordnung der indischen und nepalesischen Schwarztees einzugehen. Ein Schwarztee ist ein Schwarztee, wenn die Blätter voll fermentiert bzw. oxidiert sind. Wenn man sich nun einen First Flush aus Nepal oder Darjeeling anschaut, dann sieht man häufig, dass die Blätter überwiegend grün sind. Streng genommen handelt es sich daher auch beim First Flush um einen Oolong. Das schauen wir uns später beim direkten Vergleich der beiden Sorten noch genauer an.

Nepal Sandakphu First Flush Premium Tippy (SFTGFOP1) 11,90 EUR (100g)
Sandakphu liegt genau an der Grenze zu Indien und nur 2,5 Autostunden von Darjeeling entfernt. Der Tee eignet sich daher sehr gut für einen Vergleich. Gebrüht wird nach der Methode für Schwarztees gehobener Qualität.

DSC_0786

IMG_1740DSC_0789

Blatt
Man hört ja immer wieder von dem “Verbrechen”, dass die Blätter von den Produzenten absichtlich zerkleinert werden, damit diese weniger Volumen für die Verladung einnehmen. Das ist bei diesen wunderschönen Blättern nicht der Fall gewesen. Die Blattstruktur ist überwiegend intakt und wirklich schön anzusehen. Die Blätter sind silbrig grün, wenn ich jetzt einen Grüntee mit diesen Fotos beschreiben würde, kämen dann wohl Einwände?

DSC_0791

Duft
Das trockene Blatt verströmt feine Röstaromen, die ich mit Kuchenkruste und heller Brotkruste verbinde. Dazu kommen florale Aromen, die man auch von Darjeeling-Tees kennt. Direkt nach dem ersten Aufguss denken wir an Pfirsich, Kräuterlimonade (Almdudler) und Heilpflanzenöl.

Geschmack
Gebrüht wurde nach der üblichen Zubereitungsmethode für Schwarztees. Mehr Blätter, dafür kürzere Ziehzeiten und mehrere Aufgüsse. Der erste Aufguss zeigt noch nicht das ganze Potenzial, er ist sehr mild, dabei leicht fruchtig und Frau P. verbindet diese Frucht mit der Passionsfrucht.

DSC_0799

Erst beim zweiten Aufguss kann ich ihr dabei zustimmen. Jetzt erkenne ich sie auch. Da ist aber noch viel mehr. Zunächst zeigt sich der typisch florale First Flush-Charakter, den man auch von Darjeeling kennt. Die Frucht ist vielschichtig, denn neben der Passionsfrucht finden wir Spuren von naturtrübem Apfelsaft aus Wildwuchs, aber etwas Apfelmus ist auch dabei. Insgesamt sehr aromatisch.

DSC_0819

Der dritte Aufguss bringt endlich die eingangs erschnupperte Kuchenkruste in die Tasse. Die Frucht wird frischer und erinnert deutlich an Zitrusfrüchte.

Nepal Oolong Pathivara
Dieser Tee kommt aus dem Panchthar-Distrikt Nepals, der zwar über 3 Autostunden von Darjeeling entfernt ist, was aber eher an der Straßenführung liegt, denn die Luftlinie beträgt maximal 100km.

DSC_0829

IMG_1750

DSC_0831

Blatt
Das Blatt des Pathivara Oolong ist nicht ganz so schön wie das des Vorgängers. Es ist mehr Blattbruch dabei, wobei das weniger als Kritik gemeint ist. Tees wie der Sandakphu sind einfach die Ausnahme. Es fällt auf, dass die Erscheinung viel dunkler ist, der Pathivara erinnert somit mehr an einen Schwarztee als der Sandakphu.

Duft
Der Duft des trockenen Blattes ist im ersten Moment vom First Flush kaum zu unterscheiden, aber er scheint im direkten Vergleich doch kräftiger, würziger und irgendwie schwerer zu sein. In der aufgewärmten Kanne kommen interessante Aromen zum Vorschein, der Duft von Pinienwäldern in einer kleinen Kanne.

Geschmack
Man sieht es schon an der Aufgussfarbe, im Mund folgt die Bestätigung. Dieser Tee ist würziger, vollmundiger und gehaltvoller. Ich gestehe ja, dass ich die oxidierteren Tees lieber mag. Es gibt eindeutige Parallelen zu Darjeeling Second Flush wie z.B. das oft angesprochene Muscatel-Aroma. Der erste Aufguss ist würzig und erfrischend im Abgang. Zuerst zeigt sich Haselnuss, doch im Nachklang erinnert der Tee vielmehr an Walnuss.

DSC_0848

Im zweiten Aufguss werden die nussigen Aromen noch viel deutlicher. Es gesellt sich eine dezente Süße dazu. Sehr lecker.

DSC_0843

DSC_0854

Einen Aufguss machen wir noch und werden mit Anflügen von Orangenschalen verwöhnt. Im Gegensatz zum First Flush stellt sich ein vertrauter Schwarzteegeschmack ein. Gepaart mit den Zitrusnoten kommen Erinnerungen an Zitronentee auf. In Polen gibt man ja gerne eine Scheibe Zitrone in den Tee.

Vergleich vom Schwarztee (First Flush) und dem Oolong 9,90 EUR (100g)
Ein richtiger Schwarztee sollte eigentlich braune Blätter haben, ähnlich einem angebissenen Apfel, der einige Zeit an der Luft liegt und sich braun färbt. Links sehen wir den “Schwarztee”, der ein guter Repräsentant eines First Flush aus Darjeeling bzw. Nepal ist. Rechts sehen wir den Oolong, der deutlich dunkler ist.IMG_1759

Fazit
Ich behaupte, dass beide Tees in einer Blindverkostung von “echten” Darjeeling nicht zu unterscheiden wären. Wenn überhaupt, dann ist es der Oolong, der im Vergleich zu einem volloxidierten Second Flush auffallen würde, weil die Oxidation nicht weit genug fortgeschritten ist. Trotzdem sind beide Tees hervorragende Exemplare dafür, was Nepal zu bieten hat. Und da Nepal noch immer mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen hat, erfreut es mich umso mehr, dass auch Tee Kontor Kiel eine Spendenaktion gestartet hat. 50% der WebShop-Umsätze, die durch Nepal-Tee zustandekommen, werden an ManMayaMed e.V. gespendet. Hier geht es zum First Flush und zum Oolong.

Ist Nepal-Tee nun der bessere Darjeeling? Das kommt ganz darauf an, worauf man den Schwerpunkt legt. Darjeeling ist immer noch in der Lage, Spitzenqualitäten zu produzieren, die Nepal zur Zeit noch ausstechen. Aber diese haben dann auch ihren Preis. Geht man nur nach dem Preis-Leistung-Verhältnis, dann hat Nepal die Nase vorn.

Nepal ist nicht nur gut darin, preisgünstige Darjeeling-Alternativen hervorzubringen. Es gibt Produzenten, die es schaffen, einen ganz eigenen “Nepal-Charakter” zu kreieren. Um diese Tees wird es nächste Woche gehen. Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, dann trage dich in den Newsletter ein.
[wysija_form id=”3″]

P.S.: Kurz in eigener Sache. Ein kleiner Traum, an dem ich seit mehreren Monaten arbeite, wird sich bald erfüllen. Allein deswegen könnte sich eine Newsletter-Anmeldung lohnen 😉