Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush

Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush

Auch heute geht es wieder um Nepal-Tee, nur einen Steinwurf entfernt von Jun Chiyabari, um den es im letzten Artikel ging, liegt nämlich Guranse. Auch dieser Garten, dessen höchster Punkt fast 2200 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist zu 100% Bio-zertifiziert. Das sind beste Voraussetzungen für hocharomatische Tees, die auch das begehrte Muskatel-Aroma hervorbringen.

Lage und Produktionsvolumen
Dieser Garten ist nach Angaben von Henning Schmidt fast doppelt so groß wie Jun Chiyabari und produziert ca. 50t Tee im Jahr. Es wird überwiegend mit Darjeeling-Clonals gearbeitet. Weißer und Grüner Tee wird zwar angebaut, jedoch ist Schwarztee eindeutig das Hauptzugpferd dieses Gartens.

Wie Darjeeling vor 15 Jahren
Der hauptverantwortliche Tea Maker Andrew, der zuvor im benachbarten Jun Chiyabari und auch in Darjeeling reichlich Erfahrungen sammeln durfte, konzentriert sich auf qualitativ hochwertige Tees, die Darjeeling aus den Augen verloren hat. Über den “Grünen Trend”, der First Flush Darjeeling immer grüner werden lässt, habe ich zuvor berichtet. Dieser Tee soll noch so wie Darjeeling vor 15 Jahren schmecken.

Soziale Verantwortung
Auf der eigenen Internetseite wirbt Guranse außerdem mit der Unterstützung der älteren Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Man kann nur hoffen, dass sie diese Hilfe auch in diesen schweren Zeiten der Erdbebenkatastrophe aufrechterhalten können.

Nepal Guranse Excellent Tips G24 Bio (2014) – 17,90 EUR / 100g
Der vorliegende Tee ist ein First Flush mit der Invoice-Nummer 24 (24. Pflückdurchgang, mehr dazu bei Tee-Fokus), es ist daher ein recht junger Tee des letzten Jahres und eine sehr begrenzte Charge. Solche kleinen Chargen kann man auch mit Single Barrel Whisky vergleichen, die immer ein bisschen anders ausfallen. Manche müssen mit anderen “geblendet” werden, weil sie für sich alleine zu wenig Tiefe haben, andere sind außergewöhnlich gut und können zu einem entsprechenden Preis auf den Markt gebracht werden, wie eben dieser Guranse.

Zubereitung
Zubereitet wird dieser Tee nach der Methode für hochwertige Schwarztees.

Wie Darjeeling vor 15 Jahren: Guranse First Flush
Guranse First Flush 2014

Blatt
Die Blätter haben wirklich einen sehr hohen Tip-Anteil (junge Blattspitzen, die durch ihre Helligkeit und ihren Flaum auffallen). Das Blatt ist voluminös und nicht so dunkel wie ich es erwartet hätte. Verglichen mit einem richtigen Schwarztee ist der Guranse noch immer deutlich heller, auch wenn er nicht so hell ist wie ein First Flush aus Darjeeling oder Nepal.

Aroma
Dieser First Flush kommt sehr frisch daher, Spuren von Apfel drängen sich auf und werden begleitet von Brotkruste, Gewürzen und Süßholz. Die Brotkruste ist so süß, dass es auch Brioche sein könnte.

Guranse First Flush 2014
Guranse First Flush 2014

In der warmen kyûsu wandelt sich das Aroma. Es ist jetzt deutlich fruchtiger aber auch schwerer. Eine Mischung aus Orangen und Ingwer erfreut die Nase.

Guranse First Flush 2014

Geschmack
Den fortgeschrittenen Oxidationsgrad erkennt man nicht nur an der Farbe des Aufgusses, auch im Geschmack kommt er reifer und würziger als ein moderner First Flush daher. In der Nase hält sich die Brotkruste. Der Tee macht Spaß.

Guranse First Flush 2014

Der zweite Aufguss ist etwas leichter und frischer, die Aromen sind schwer zu entschlüsseln, am deutlichsten kommt Grüner Spargel durch. Die zweite Tasse ist immer noch sehr aromatisch voller ätherischer Öle.

Guranse First Flush 2014

Auch einen dritten Aufguss macht der Guranse mit und hat noch immer einen schönen Körper. Die pflanzliche Süße ist sehr deutlich. Ja, das könnte ebenfalls ein Darjeeling sein, keine Frage.

Guranse First Flush 2014

Oxidationsgrad
An den Blättern kann man die fortgeschrittene Oxidation deutlich erkennen. Nach meinem Verständnis wäre das noch immer ein Oolong, aber die Klassifizierung erfolgt wohl auch aus Traditionsgründen.

Fazit
Ich kann nicht beurteilen, wie Tee aus Darjeeling vor 15 Jahren ausgesehen hat, aber dieser ist deutlich dunkler als der heutige Trend, was mir wirklich gut gefällt. Obwohl ich auch einigen helleren Varianten etwas abgewinnen kann, freut es mich, dass es (wieder?) Alternativen dazu gibt, die schmecken. Wer sich für diesen Tee interessiert, findet ihn hier. Ich bedanke mich für die Bemusterung!

Der Shop zum Blog
Seit dem 23.05. ist der Shop zum Blog online. Du bist herzlich eingeladen, nach einem passenden Utensil für dich zu suchen. Und wenn du über Neuigkeiten informiert bleiben möchtest, dann trage dich doch in den Newsletter ein.
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Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Auf der Suche nach dem eigenen Nepal-Charakter: Jun Chiyabari

Nepal kann nicht nur gute Darjeeling-Alternativen produzieren (siehe letzter Blog), einige Produzenten wie der Garten Jun Chiyabari bringen so viel Leidenschaft und Experimentierfreudigkeit mit, dass sie Tees kreieren möchten, die sich nicht nur von Darjeeling unterscheiden, sondern einen eigenen Nepal-Charakter aufweisen.

Leider muss ich mich heute im Voraus für die schlechte Bildqualität entschuldigen. iPhoto hat es tatsächlich geschafft, beim Importieren alle heute gemachten Fotos zu löschen und sie nicht in die Datenbank zu speichern. Somit musste ich auf die Handy-Fotos zurückgreifen, die qualitativ deutlich abweichen.

Leidenschaft schlägt Tradition
Henning Schmidt vom Hamburger Teespeicher war zuletzt in Nepal und Darjeeling. Daher habe ich ihn am Freitag besucht, um ein bisschen über Nepal zu plaudern. Dabei kamen wir auf einen von Nepals Vorzeigegärten zu sprechen: Jun Chiyabari. Dieser recht junge Garten wurde von zwei Brüdern im Jahre 2001 gegründet und hat eine vergleichsweise kurze Geschichte. Die beiden Brüder Lochan und Bachan sind zwei Unternehmer, die in Darjeeling im Internat aufwuchsen und in so ziemlich allen Geschäftsfeldern aktiv waren – bis auf Tee. Im Jahre 2000 schwelgten sie in nostalgischen Erinnerungen (das Internat war umgeben von Teefeldern) und beschlossen, dem Teeanbau, den sie in Darjeeling ganz nebenbei als Tee-Enthusiasten kennengelernt haben, in Nepal eine Chance zu geben. Ganz schön mutig, so ganz ohne Erfahrung im Teeanbau.

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Lage und Größe
Der biozertifizierte Teegarten liegt 200km von Kathmandu entfernt im Dhankuta-Distrikt. Darjeeling ist mit 65km viel näher. Die Pflanzen werden in einer Höhe von 1600-2000m angebaut, es handelt sich also um einen richtigen Hochland-Tee. Die Jahresproduktion beträgt schätzungsweise 25t bei ca. 25-30ha, von den umliegenden Teebauern werden allerdings weitere Teeblätter nach eigenen Vorgaben hinzugekauft, der Anteil beträgt sogar 40%.

Der Weg ist das Ziel
Die beiden Brüder setzen auf erfahrene Tea-Maker, die zuvor jahrelang in Darjeelings Gärten Erfahrungen gesammelt haben und sich in Japan und Taiwan weiterbilden. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den verwendeten Cultivaren wider, man scheint in Zukunft auf sich voneinander stark unterscheidende Spitzentees setzen zu wollen, was ihnen schon jetzt gelingt. So werden beispielsweise neben japanischen Yabukita- und Zairai-Cultivaren auch taiwanesische (z.B. Si Ji Chun) und ältere nepalesische eingesetzt. Laut Henning Schmidt experimentiere man sogar mit Schattentees und möchte in Zukunft Matcha herstellen.

Die beiden Brüder sind mittlerweile 15 Jahre im Teegeschäft. In dieser kurzen Zeit haben sie gezeigt, was möglich ist, wenn man mit Ehrgeiz und Leidenschaft arbeitet. Ihre Tees sind überall zu finden, wo Qualität eine Rolle spielt und sie werden nicht müde, immer wieder Neues auszuprobieren. Dem Garten und seinen Mitarbeitern geht es übrigens den Umständen entsprechend gut.

Jun Chiyabari Imperial Black 19,95 EUR / 100g
Der Name leitet sich von einer etwas zweifelhaften Geschichte ab, wonach der chinesische Kaiser dem Königreich Nepal Teepflanzen nach einem verlorenen Krieg geschenkt habe. Von jenen Pflanzen soll dieser Tee stammen.

Zubereitung
Zubereitet wird dieser Tee nach der Methode für hochwertige Schwarztees.

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Blatt
Die Blätter sind sehr voluminös und tiefdunkel. Goldene Tips setzen einen schönen Akzentpunkt und sorgen für einen ansprechenden Kontrast. Natürlich muss man als Teetrinker gleich an Schwarztees aus Yunnan denken, die in zahlreichen Formen daherkommen. Die Macher haben bei dieser Kreation aber ausdrücklich nicht daran gedacht, einen Yunnan-Tee zu imitieren.

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Aroma
Die dunklen Blätter riechen im ersten Augenblick nach Waldmeister, ein Geruch, den ich aus meiner Kindheit kenne. Da gab es diesen einen Augenblick, als mein Onkel mich in eine polnische Eisdiele führte, in der noch das Eis frisch vor Ort zubereitet wurde. Nie wieder habe ich diesen intensiven Duft beim Betreten einer Eisdiele vernommen wie damals. Und immer wenn ich an Waldmeister-Eis rieche, überkommt mich diese Erinnerung.

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Was kommt da noch? Dunkle Brot- und Kuchenkruste, dazu ein leicht nussiger Duft und vielleicht auch ein bisschen Honig? Nach dem ersten Aufguss gewinnen Kakao und Fliederbeeren klar die Oberhand. Die Vorfreude nimmt zu.

Geschmack
Der erste Aufguss hat viele verschiedene Facetten zu bieten. Da wäre zunächst Kakao und Malz. Man könnte auch an Assam denken, aber es fehlt die Würze. Eine leichte Süße breitet sich im Mund aus und die Kuchenkruste macht sich bemerkbar.

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Beim zweiten Aufguss sind die Aromen etwas dezenter. Kakao ist jetzt nicht mehr so dominant, ich denke da eher an Kakaocreme, also eine abgeschwächte Form, die auch irgendwie zum Mundgefühl passt. Jetzt zeigt sich auch die Nussigkeit, ehe im Abgang der Imperial Black nochmals mit einer schönen Portion Feuchtigkeit erfrischt.

Einer geht noch. Der Schwarztee ist jetzt süffig, die Fliederbeeren sind jetzt das erste Mal richtig deutlich zu schmecken. Vielleicht wurden sie vorher auch nur von anderen Aromen überlagert? Der erfrischende Nachgeschmack erinnert mich wieder an Zitronentee – ein schöner Ausklang.

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Fazit
Das Rad neu erfinden tut Jun Chiyabari mit Sicherheit nicht. Und dennoch ist es ein Tee, der für hochwertige Assam-Liebhaber und Yunnan-Trinker gleichermaßen interessant sein könnte. Und wem Assam-Tee sonst einfach zu stark ist, die feine malzige Note aber sehr zusagt, der kann sich ebenfalls an diesem Tee versuchen. Es ist schön zu sehen, dass es einen Ort in Nepal gibt, der abseits vom Mainstream neue Wege einschlägt. Daher werde ich Jun Chiyabari mit Sicherheit aufmerksamer verfolgen, sie haben übrigens auch einen Twitter und Facebook-Auftritt! Vielen Dank, lieber Henning für diese feine Probe. Wenn auch du dich für diesen Tee interessierst,  findest du ihn im Online-Shop vom Hamburger Teespeicher.

Auch nächste Woche geht es weiter mit einem Nepalesen, nur einen Steinwurf entfernt von Jun Chiyabari.

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Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Der TeeKeramik-Blog bekommt seinen eigenen Shop

Vielleicht hast du es schon durch die kleinen Andeutungen in diversen Kanälen mitbekommen: der TeeKeramik-Blog bekommt jetzt endlich einen eigenen Shop.

Ein Traum wird wahr
Erst sechs Jahre ist es her, als mich die Begeisterung für japanische Teekeramik gepackt hat. Und es ist schön, zu sehen, wohin mich diese Leidenschaft geführt hat. Und der Weg ist noch nicht zu Ende. Im TeeKeramik-Shop möchte ich meine Leidenschaft unmittelbar mit dir teilen.

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Die Auswahl
Es wird neben japanischen und chinesischen Teekeramiken auch europäische geben, wie etwa die von Andrzej Bero und Petr Novák, die sich von der japanischen Ästhetik inspirieren lassen. Mit der Zeit kommen sicher auch weitere Keramiker hinzu.

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Jian-Teeschale

Das Sortiment
Das Sortiment wird fast ausschließlich aus Einzelstücken bestehen. Das bedeutet, dass so gut wie jedes Stück ein Unikat ist. Ausnahmen sind Serienanfertigungen, bei denen sich die Stücke zwar ähneln, aber nie identisch sind.

Alle Keramiken werden vorher gründlich geprüft und vermessen. So wird vermieden, dass du ein fehlerhaftes oder defektes Stück erhältst. Solltest du doch Probleme haben, dann ist ein Umtausch natürlich möglich.

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Hagi-yaki Teebecher (yunomi)

Offizieller Start
Ab dem 23. Mai um 12 Uhr mittags wird der Shop offiziell eröffnet. Bis dahin liegt noch eine Menge Arbeit vor mir. Die Artikel müssen schließlich fotografiert, beschrieben, gemessen und angelegt werden. Nach und nach wird sich das zunächst überschaubare Sortiment füllen.

Den Teekeramik-Shop kannst du unter teekeramik.com erreichen. Die ersten Artikel sind sogar schon angelegt, bestellen kann man sie aber erst nach der offiziellen Eröffnung.

Limitiertes Sortiment
Wie bereits angekündigt, ist das Sortiment limitiert. Von den meisten Stücken habe ich jeweils nur ein Exemplar eingekauft. Nach und nach wird das Sortiment erweitert. Wenn du dich in den Newsletter einträgst, wirst du darüber als erster informiert, sobald ein Artikel wieder erhältlich ist oder ein neuer angelegt wurde. Keine Sorge, so eine Mitteilung bekommst du nur einmal die Woche.
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Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Ist Nepal-Tee der bessere Darjeeling?

Wie bereits im letzten Blog angekündigt, werde ich mich in der kommenden Zeit verstärkt mit Nepal-Tees auseinandersetzen. Der Osten Nepals grenzt and Indien, genauer gesagt liegt Darjeeling nur einen Steinwurf von der nepalesischen Grenze entfernt. Und da Darjeeling das renommierteste Anbaugebiet Indiens ist, welches eine viel höhere Nachfrage hat als es überhaupt produzieren kann, werden gerne von den angrenzenden nepalesischen Bezirken Teeblätter nach Darjeeling geschmuggelt, um sie dort zu verarbeiten. Das ist nicht gut, denn auf der Reise leiden die Blätter und was dann als Darjeeling produziert wird, ist qualitativ nicht mehr das Gelbe vom Ei.

Nepal macht Darjeeling Konkurrenz
Besser und effizienter ist es, wenn der Tee direkt im Ursprung verarbeitet wird. Die Grenzgebiete auf nepalesischer Seite haben nahezu identische Anbaubedingungen wie Darjeeling und daher beste Voraussetzungen, guten Tee zu produzieren. Was sie auch machen. Nepal hat sich zu einer ernstzunehmenden Teenation gemausert, die es schafft, zu wirtschaftlich guten Preisen eine echte Alternative zu den Spitzentees aus dem Nachbarland anzubieten.

Ruht sich Darjeeling auf seinem guten Ruf aus?
Das ist deshalb so wünschenswert, weil Darjeeling qualitativ abbaut, die Preise für die wenigen verbliebenen Spitzenqualitäten hingegen weiter in die Höhe steigen. Teehändler haben es daher immer schwerer, gute Qualitäten zu vertretbaren Preisen einzukaufen, denn wir Konsumenten haben natürlich eine Schmerzgrenze und werden nicht jeden Preis für einen guten Tee bezahlen.

Zwei preiswerte Alternativen zu Darjeeling
Schauen wir uns daher zwei Nepal-Tees an, die eine sinnvolle Alternative zu Darjeeling-Tees sind. Bei meinem letzten Besuch beim Tee Kontor Kiel habe ich zwei Tees aus Nepal mitgenommen. Es handelt sich um einen First Flush Schwarztee und einen Oolong.

Wenn ein Schwarztee kein Schwarztee mehr ist
An dieser Stelle ist es sinnvoll auf die traditionelle Einordnung der indischen und nepalesischen Schwarztees einzugehen. Ein Schwarztee ist ein Schwarztee, wenn die Blätter voll fermentiert bzw. oxidiert sind. Wenn man sich nun einen First Flush aus Nepal oder Darjeeling anschaut, dann sieht man häufig, dass die Blätter überwiegend grün sind. Streng genommen handelt es sich daher auch beim First Flush um einen Oolong. Das schauen wir uns später beim direkten Vergleich der beiden Sorten noch genauer an.

Nepal Sandakphu First Flush Premium Tippy (SFTGFOP1) 11,90 EUR (100g)
Sandakphu liegt genau an der Grenze zu Indien und nur 2,5 Autostunden von Darjeeling entfernt. Der Tee eignet sich daher sehr gut für einen Vergleich. Gebrüht wird nach der Methode für Schwarztees gehobener Qualität.

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Blatt
Man hört ja immer wieder von dem “Verbrechen”, dass die Blätter von den Produzenten absichtlich zerkleinert werden, damit diese weniger Volumen für die Verladung einnehmen. Das ist bei diesen wunderschönen Blättern nicht der Fall gewesen. Die Blattstruktur ist überwiegend intakt und wirklich schön anzusehen. Die Blätter sind silbrig grün, wenn ich jetzt einen Grüntee mit diesen Fotos beschreiben würde, kämen dann wohl Einwände?

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Duft
Das trockene Blatt verströmt feine Röstaromen, die ich mit Kuchenkruste und heller Brotkruste verbinde. Dazu kommen florale Aromen, die man auch von Darjeeling-Tees kennt. Direkt nach dem ersten Aufguss denken wir an Pfirsich, Kräuterlimonade (Almdudler) und Heilpflanzenöl.

Geschmack
Gebrüht wurde nach der üblichen Zubereitungsmethode für Schwarztees. Mehr Blätter, dafür kürzere Ziehzeiten und mehrere Aufgüsse. Der erste Aufguss zeigt noch nicht das ganze Potenzial, er ist sehr mild, dabei leicht fruchtig und Frau P. verbindet diese Frucht mit der Passionsfrucht.

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Erst beim zweiten Aufguss kann ich ihr dabei zustimmen. Jetzt erkenne ich sie auch. Da ist aber noch viel mehr. Zunächst zeigt sich der typisch florale First Flush-Charakter, den man auch von Darjeeling kennt. Die Frucht ist vielschichtig, denn neben der Passionsfrucht finden wir Spuren von naturtrübem Apfelsaft aus Wildwuchs, aber etwas Apfelmus ist auch dabei. Insgesamt sehr aromatisch.

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Der dritte Aufguss bringt endlich die eingangs erschnupperte Kuchenkruste in die Tasse. Die Frucht wird frischer und erinnert deutlich an Zitrusfrüchte.

Nepal Oolong Pathivara
Dieser Tee kommt aus dem Panchthar-Distrikt Nepals, der zwar über 3 Autostunden von Darjeeling entfernt ist, was aber eher an der Straßenführung liegt, denn die Luftlinie beträgt maximal 100km.

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Blatt
Das Blatt des Pathivara Oolong ist nicht ganz so schön wie das des Vorgängers. Es ist mehr Blattbruch dabei, wobei das weniger als Kritik gemeint ist. Tees wie der Sandakphu sind einfach die Ausnahme. Es fällt auf, dass die Erscheinung viel dunkler ist, der Pathivara erinnert somit mehr an einen Schwarztee als der Sandakphu.

Duft
Der Duft des trockenen Blattes ist im ersten Moment vom First Flush kaum zu unterscheiden, aber er scheint im direkten Vergleich doch kräftiger, würziger und irgendwie schwerer zu sein. In der aufgewärmten Kanne kommen interessante Aromen zum Vorschein, der Duft von Pinienwäldern in einer kleinen Kanne.

Geschmack
Man sieht es schon an der Aufgussfarbe, im Mund folgt die Bestätigung. Dieser Tee ist würziger, vollmundiger und gehaltvoller. Ich gestehe ja, dass ich die oxidierteren Tees lieber mag. Es gibt eindeutige Parallelen zu Darjeeling Second Flush wie z.B. das oft angesprochene Muscatel-Aroma. Der erste Aufguss ist würzig und erfrischend im Abgang. Zuerst zeigt sich Haselnuss, doch im Nachklang erinnert der Tee vielmehr an Walnuss.

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Im zweiten Aufguss werden die nussigen Aromen noch viel deutlicher. Es gesellt sich eine dezente Süße dazu. Sehr lecker.

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Einen Aufguss machen wir noch und werden mit Anflügen von Orangenschalen verwöhnt. Im Gegensatz zum First Flush stellt sich ein vertrauter Schwarzteegeschmack ein. Gepaart mit den Zitrusnoten kommen Erinnerungen an Zitronentee auf. In Polen gibt man ja gerne eine Scheibe Zitrone in den Tee.

Vergleich vom Schwarztee (First Flush) und dem Oolong 9,90 EUR (100g)
Ein richtiger Schwarztee sollte eigentlich braune Blätter haben, ähnlich einem angebissenen Apfel, der einige Zeit an der Luft liegt und sich braun färbt. Links sehen wir den “Schwarztee”, der ein guter Repräsentant eines First Flush aus Darjeeling bzw. Nepal ist. Rechts sehen wir den Oolong, der deutlich dunkler ist.IMG_1759

Fazit
Ich behaupte, dass beide Tees in einer Blindverkostung von “echten” Darjeeling nicht zu unterscheiden wären. Wenn überhaupt, dann ist es der Oolong, der im Vergleich zu einem volloxidierten Second Flush auffallen würde, weil die Oxidation nicht weit genug fortgeschritten ist. Trotzdem sind beide Tees hervorragende Exemplare dafür, was Nepal zu bieten hat. Und da Nepal noch immer mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen hat, erfreut es mich umso mehr, dass auch Tee Kontor Kiel eine Spendenaktion gestartet hat. 50% der WebShop-Umsätze, die durch Nepal-Tee zustandekommen, werden an ManMayaMed e.V. gespendet. Hier geht es zum First Flush und zum Oolong.

Ist Nepal-Tee nun der bessere Darjeeling? Das kommt ganz darauf an, worauf man den Schwerpunkt legt. Darjeeling ist immer noch in der Lage, Spitzenqualitäten zu produzieren, die Nepal zur Zeit noch ausstechen. Aber diese haben dann auch ihren Preis. Geht man nur nach dem Preis-Leistung-Verhältnis, dann hat Nepal die Nase vorn.

Nepal ist nicht nur gut darin, preisgünstige Darjeeling-Alternativen hervorzubringen. Es gibt Produzenten, die es schaffen, einen ganz eigenen “Nepal-Charakter” zu kreieren. Um diese Tees wird es nächste Woche gehen. Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, dann trage dich in den Newsletter ein.
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P.S.: Kurz in eigener Sache. Ein kleiner Traum, an dem ich seit mehreren Monaten arbeite, wird sich bald erfüllen. Allein deswegen könnte sich eine Newsletter-Anmeldung lohnen 😉

Nepal Special Sunderpani

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können

Als ich von dem Erdbeben in Nepal erfuhr, fühlte es sich zunächst so an wie damals 2011. Denn vor vier Jahren traf die Dreifachkatastrophe Japan, ein Land dem ich in vielerlei Hinsicht verbunden bin. Nun also Nepal. Ein Land, das anders als Japan zu den ärmsten Ländern der Welt gehört und kaum in der Lage ist, sich selbst zu helfen. Derzeit fehlt es an Allem: Decken, Zelten, Unterkünften und Nahrungsmitteln.

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Der Mount Everest (Foto von Pavel Novak)
Wie geht es Nepal wirtschaftlich?
Nepal, ein Land in dem 27,5 Mio Menschen leben, liegt so idyllisch wie kaum ein anderes am Fuße des Himalaya. Die Böden sind sehr fruchtbar und ca. 70% der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, in der jedoch sehr wenig verdient wird. Eine weitere wichtige Stütze ist der Tourismus – jedes Jahr kommen 300.000 Menschen  ins Land und bringen somit wichtige Devisen ins Land. Einbrüche sind also zu erwarten. Die Lage ist auch deswegen so dramatisch, weil das Land mit Korruption zu kämpfen hat.

Welche Rolle spielt der Tee?
Nepal ist ein vergleichsweise kleines Teeland, welches allerdings beste Voraussetzungen für guten Tee hat. Jährlich werden 1500 Tonnen orthodox produziert, 96% davon werden exportiert. 2006 gab es 63 Tea Estates und 18750 Kleinbauern, die 68% des orthodoxen Tees produzieren. Dazu kommen noch Produzenten und Kleinbauern, die 13000 Tonnen CTC-Tee produzieren, also Schwarztee, der hauptsächlich in Teebeuteln landet. Der Trend setzt sich fort, denn die Produktionsmenge steigt jährlich an. Insgesamt leben zwischen 100.000 bis 400.000 Menschen direkt oder indirekt von der Tee-Wirtschaft.

Hilft Tee bei der Armutsbekämpfung?
Diese Frage kann man zum Glück mit “Ja” beantworten. Denn viele Kleinbauern können vom Ertrag besser leben als vom Anbau traditioneller Rohstoffe. Zudem ist ein ähnlicher Effekt wie in Indien zu beobachten. Große und kleine Teeunternehmen leisten ihren Möglichkeiten entsprechend Aufbauhilfe und investieren. Dies geschieht nicht nur aus finanziellen Interessen, häufig sind aus Geschäftsbeziehungen Freundschaften entstanden. Und Freunden hilft man gerne.

Wie genau sieht das aus? Ich möchte dir zwei Beispiele geben. Das erste ist der Hamburger Teespeicher, welcher von den Schmidts geführt wird. Henning Schmidt unternimmt immer wieder Reisen in den Ursprung und war zuletzt wieder in Nepal. Natürlich bleibt niemandem verborgen, dass Nepal auf vielen Gebieten rückständig ist und Mittel an jeder Ecke fehlen. Daher hat sich Henning Schmidt im Stillen dazu entschlossen, eine Schule zu fördern. Das ist auch deshalb eine gute Idee, weil Bildung der Schlüssel für eine breitere Wohlstandsverteilung ist. Nepal hat nämlich das Potenzial dazu, hochqualitative Nischenprodukte zu produzieren. Das haben sie mit Tee und Kaffee bereits bewiesen.

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können
Gorkha Tea Estate der Sunderpani-Initiative (Foto von Gero)

Ein etwas anderes Kaliber ist TeeGschwendner. Mit weit über 100 Filialen ist TeeGschwendner Marktführer auf dem Gebiet der Premiumtees. In Zusammenarbeit mit 200 Kleinbauernfamilien und weiteren Partnern hat man in Nepal ein Projekt verwirklicht, welches den Sunderpani-Tee hervorbrachte. Das Gorkha Tea Estate liegt übrigens genau in dem Gebiet, wo das Epizentrum des Bebens lag. Hoffentlich geht es allen gut.

Teil des Projekts war die Schulung und Förderung der Teebauern. Sie erhielten je eine Kuh und eine Biogas-Anlage, zudem wurde eine moderne Teefabrik errichtet, die in unmittelbarer Nähe der Bauern liegt. Das ist deswegen wichtig, weil kurze Wege ein Garant für unbeschädigte Blätter sind. Je länger die Transportzeit, desto höher die Gefahr, dass Blätter Schaden nehmen und unkontrolliert oxidieren. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist der kontrolliert biologische Anbau, seit 2011 werden die Spitzenqualitäten gemäß der Öko-Verordnung produziert.

Soziale Verantwortung ist kein Einzelfall
Diese Beispiele sind gewiss keine Einzelfälle. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Unternehmen gerne etwas dem Ursprung zurückgeben und sich auf vielfältige Weise engagieren. Sprich doch einfach mal deinen Händler des Vertrauens an, ich bin mir sicher, dass auch er ein Projekt unterstützt.

Was kann ich tun?
Natürlich werden nicht alle Probleme dadurch gelöst, indem wir anfangen, mehr Nepal-Tee zu trinken. Andererseits ist das ein guter Zeitpunkt, sich mit diesem Tee zu beschäftigen, da Nepal eine Qualität erreicht hat, die oftmals Darjeeling in den Schatten stellt. Während die weltweit steigende Nachfrage zu Mondpreisen guter Darjeeling-Qualitäten führt, hat Nepal ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und letztlich hilft es dem Land auch, wenn mehr Tee getrunken wird. Es ist also gerade in dieser Zeit eine Win-Win-Situation.

TeeGschwendner spendet 20% der Erlöse
Eine feine Aktion von TeeGschwendner soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Denn von jedem verkauften Nepal-Tee werden derzeit 20% des Erlöses an ein Hilfsprojekt gespendet. Dies ist ein schöner Anreiz, Nepal eine Chance zu geben.

Spendenaktionen
Zum Schluss möchte ich noch auf einige Spendenmöglichkeiten zu sprechen kommen, denn dies ist sicherlich die Art von Hilfe, welche momentan am gefragtesten ist und die höchste Wirkung erzielt.

  • CNN hat einige Projekte vorgestellt, die sich auf Nahrungsmittel und medizinische Versorgung konzentrieren (Tipp von Paper & Tea)
  • Das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen auch bekannt unter dem Namen “Aktion Deutschland Hilft” verfolgt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern einen ganzheitlichen Ansatz, indem jeder Partner sich auf einen Aufgabenbereich konzentriert (Trinkwasseraufbereitung, Lieferung von Rohstoffen für den Wiederaufbau, medizinische Versorgung, etc.)
  • Habitat for Humanity ist zwar Mitglied im oben genannten Bündnis, aber man kann auch direkt spenden und dadurch den Wiederaufbau der zerstörten Häuser unterstützen (der Link führt zu einer Sammlung von Aktionen, die von TeeGschwendner initiiert wurde und hat ein Spendenziel von derzeit 20.000 EUR)
  • Das Deutsche Rote Kreuz ist ebenfalls in Nepal aktiv und leistet Soforthilfe (Decken, Zelte, Küchensets)

Dies ist nur eine Auswahl an Spendenaktionen, es gibt sicherlich noch viele mehr und falls auch du Nepal unterstützen möchtest, wird sich jede Organisation über eine Spende freuen.

Nepal Erdbeben: Wie Teefreunde helfen können
Nepal Special Sunderpani

Fokus auf Nepal-Tee
In den nächsten Wochen werde ich einige Schwarztees und Gärten aus Nepal vorstellen. Nepal macht nämlich nicht nur hervorragende Darjeeling-Alternativen, sondern entwickelt einen ganz eigenen Charakter, über den es sich zu sprechen lohnt.

Zu guter Letzt: Gewinner des Yabukita-Oolong
Vielen Dank für eure rege Teilnahme am letzten Gewinnspiel. Die Gewinner stehen fest und wurden schriftlich benachrichtigt.

Wenn du den nächsten Beitrag oder das nächste Gewinnspiel nicht verpassen möchtest, dann freue ich mich, wenn du dich in den Newsletter-Verteiler einträgst.
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Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Tasting Notes: Japanischer Yabukita Oolong

Heute geht es um einen Oolong, den ich von einer japanischen Bloggerin bekommen habe. Obwohl ich seit dem Ende der Neunziger im Internet “heimisch” bin, überkommt mich doch immer wieder dieses eigenartige Gefühl der Verwunderung darüber, dass man sich heutzutage mit Menschen aus aller Welt vernetzen und austauschen kann. So ist es auch in diesem Fall geschehen, ich bekam von Suzuki-san einen Oolong von einem Teebauern aus Shizuoka. Im Gegenzug erhielt sie von mir einige ausgewählte Schwarztees. Das Interessante ist, dass Frau Suzuki eng mit Teebauern zusammenarbeitet und so in den Genuss zahlreicher Neuheiten kommt.

In Japan erfreuen sich Oolong schon seit langem großer Beliebtheit. Es gibt sie sogar in Pet-Flaschen an Getränkeautomaten, auch wenn diese in der Auswahl nicht so zahlreich sind wie Sencha. Außerdem nutzt man Oolong in Japan auch als Basis für Alkopops oder Longdrinks. So wird der Süßkartoffelschnaps Shôchû unter anderem mit Oolong vermischt. Trotz dieser Popularität ist die Herstellung in Japan noch immer eine Randerscheinung. Und obwohl ich denke, dass China und Taiwan den Japanern um Jahrzehnte voraus sind, finde ich es immer wieder spannend, einen Blick auf japanische Oolong zu werfen.

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Große lange Blätter
Der vorliegende Oolong kommt aus Shizuoka und wurde von einem Teebauern namens Shibamoto hergestellt. Die Blätter sind lang und grün, es ist also ein Tee, der deutlich von dem abweicht, was Japaner normalerweise als Oolong trinken, denn diese sind deutlich dunkler.

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Der Duft erinnert an Tie Guan Yin
Der Duft ist außergewöhnlich blumig. Das Blatt riecht nach blühenden Sträuchern und passt wunderbar in diese schöne Jahreszeit. Es finden sich leichte Röstnoten, die an den Duft frischer Kekse erinnern. Andererseits sind auch leichte Algen-Noten zu vernehmen.

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Geschmack
Der Oolong ist leicht zu genießen, der Japaner würde auch “nomi-yasui” sagen. Wie bei Tie Guan Yin lässt sich auch bei diesem Yabukita-Oolong eine leichte Mandelnote feststellen. Die floralen Aromen steigen in die Nase, während sich im Mund frische Salatgurke und Wakame-Alge ausbreiten.

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Im zweiten Aufguss fällt zuerst die Süße auf. Jetzt kommen auch die Röstaromen in Form von Keksen zurück. Im Nachklang bleibt ein Film auf der Zunge zurück, der ein süßfruchtiges Mundgefühl zurücklässt. Es ist schwer zu beschreiben, aber bei Zahnpasta hat man eine ähnliche Wirkung, nur ist letztere viel stärker.

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Es gelingen noch zwei weitere Aufgüsse, die an Komplexität abnehmen, aber dennoch genießbar sind.

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Fazit
Der Tee ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, dass man nie auslernt. Ich hatte bisher immer angenommen, dass bei der Oolong-Herstellung das Cultivar viel wichtiger ist. Oder anders ausgedrückt hätte ich es nie für möglich gehalten, dass aus Yabukita-Pflanzen, die bekanntlich für japanische Sencha Verwendung finden, solche Aromen durch die Verarbeitung herausgekitzelt werden können. Ich bin daher Frau Suzuki und Herrn Shibamoto sehr dankbar, dass ich Gelegenheit hatte, diesen Tee zu probieren.

Gewinnspiel
Falls auch du Interesse an diesem Tee hast, kannst du mit ein bisschen Glück eine von drei Proben gewinnen. Abonniere einfach bis zum 1. Mai den Newsletter und du nimmst an der Verlosung teil. Bereits eingetragene Leser können teilnehmen, indem sie einen Kommentar hinterlassen oder eine E-Mail schreiben. Hier geht es zum Newsletter:
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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil II

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil IV

Das letzte Seminar bzw. der dritte Block liegt jetzt schon ein paar Tage zurück und nun komme ich endlich dazu, diesen vorletzten Teil zusammenzufassen. Das Seminar begann zunächst mit der üblichen Lernerfolgskontrolle, die auch dieses Mal alle angehenden Tee-Sommeliers bestanden haben. Inhaltlich ging es dann mit einer Dozentin weiter, die früher selbst eine TG-Filiale leitete und zu dieser Zeit, aber auch im Anschluss, als Tee-Sommelier arbeitete und daher auch aus der Praxis zu berichten wusste.

Die vielen kleinen Dinge
Aus diesem Grund war es sehr nützlich, Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dabei wurde zunächst auf die rechtliche Lage eingegangen, mit der du dich spätestens dann beschäftigen musst, wenn du kostenpflichtige Kurse zu diesem Thema anbieten möchtest. Natürlich konnte nicht auf jede besondere Lage der Teilnehmer eingegangen werden, dafür war der Hintergrund eines jeden viel zu unterschiedlich. Doch es wurde deutlich, auf was man alles aufpassen muss (z.B. Versicherungen), nach welchen Kriterien Räume ausgesucht werden sollten und wie nützlich es sein kann, mit Checklisten zu arbeiten (diese wurden gleich mitgeliefert).

Teekulturen dieser Welt
Im Anschluss daran hat uns Gero nochmals durch die internationalen Teekulturen geführt. Dazu gehörte natürlich auch die Teekultur Chinas, die in diesem Teil (zurecht!) am umfangreichsten behandelt wurde. Dabei nahm er all die Kleinigkeiten und Anekdoten mit, für die es im ersten Block keine Zeit gab. Mir hätte dieser Teil gar nicht lang genug sein können. Sehr interessant waren die Ausflüge zu weniger bekannten Teekulturen wie Korea und Tibet. Ich müsste lügen, wenn ich behauptete, nichts gelernt zu haben.

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Die prominentesten Zubereitungsweisen bekamen wir demonstriert bzw. durften uns auch selbst darin versuchen. Dazu gehörte das klassische Gong Fu Cha, welches wir mit zwei Oolong, einem Tie Guan Yin und einem Da Hong Pao zelebrierten. Dies taten wir sowohl mit Yixing-Kannen, zu denen es ebenfalls eine kurze Einführung gab, als auch mit Gaiwan (Deckeltassen). Es wurde hoch dosiert und jeder durfte die gar nicht so einfache Handhabung selbst versuchen. Der Vergleich eines blumigen und leichten Tie Guan Yin mit  einem dunklen gerösteten Da Hong Pao machte auch deutlich, welche beiden Enden im Spektrum des Oolong zu erwarten sind und wie sehr es sich lohnt, mit Zubereitungsmethoden zu experimentieren.

Ostfriesentee ist durchaus lecker
Ich trinke schon sehr sehr lange Schwarztee und konnte nur als Kind der Idee etwas abgewinnen, Milch in den Schwarztee zu tun. Als ich älter wurde, konnte ich trotz mehrfacher Versuche nicht mehr verstehen, was mir im Alter von 6 Jahren daran so geschmeckt hat. Viel zu aufdringlich ist die Milch, das finde ich noch immer. Entsprechend skeptisch war ich bei der Vorführung der ostfriesischen Teezeremonie, bei der ein kräftiger Tee auf Assam-Basis mit Sahne und Kluntje serviert wurde.

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Doch Vorurteile sind dazu da, sie abzubauen. Mir hat diese Variante überaus gut geschmeckt, obwohl mein Selbstversuch, den ich vor Jahren unternahm nicht so gelang, dass ich den Wunsch nach einer Wiederholung verspürte. Doch nach dieser Demonstration ist das anders. Vielleicht liegt es auch einfach an der verwendeten Sahne, die schön aromatisch war und gut mit dem kräftigen Assam-Tee harmonierte.

Schwerpunkt Japan
Gero ist ein echter Fachmann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er selbst einige Male in Japan war und dort Tee gelernt hat. Diese Expertise, vor allem aber die Begeisterung hat er sehr gut “an den Mann” gebracht. Wir beschäftigten uns eingehender mit den Teesorten und der japanischen Teegeschichte. Nach der Theorie ging es wieder zur Praxis über. In Zweierteams haben wir je einen japanischen Klassiker zubereitet, der Gruppe vorgestellt und zusammen verkostet. Dazu gehörten Bancha, Kukicha, Sencha, Hôjicha, Genmaicha, Kabusecha und Gyokuro.

Hier blieb auch genug Raum für Abweichungen. Ich hatte das Vergnügen den Deep Steamed Sencha vorstellen zu dürfen. Bereits an den Blättern war zu erkennen, dass der Tee von hoher Qualität ist, daher haben wir statt der empfohlenen 12g gleich 18g auf 1l Wasser getan. Das Resultat war äußerst lecker – nur leider nicht für jeden. Diese Erkenntnis ist dennoch sehr interessant, denn sie verdeutlicht, wie unterschiedlich Geschmäcker und Vorlieben sind. Es bestärkt mich in der Vermutung, dass es kräftige und leichte Geschmackstypen gibt, die fast gegensätzliche Vorlieben haben. Der Tee schmeckte für mich voller, würziger und viel intensiver. Ich mag auch lieber Dunkelschokolade mit hohem Kakao-Anteil, kräftige Rotweine wie Shiraz und würzige Speisen.

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Einigen Teilnehmern schmeckte der Tee trotzdem nicht. Denn für sie war der Tee schon unangenehm herb. Diese Feststellung habe ich auch bei Freunden gemacht, denen ich Tee nach meiner Zubereitungsart servierte. Interessanterweise ist die Schwelle, ab wann Herbheit überhaupt wahrgenommen wird, so individuell, dass ich mich künftig nach der Empfindsamkeit des Gastes erkundigen werde, bevor ich ihm einen Tee serviere. Menschen, die sensibel auf Bitterkeit oder herbe Geschmäcker reagieren, sollten sich daher besser an die übliche Dosierungsempfehlung halten.

Japanische Tee-Zeremonie
Abschließend gab es eine echte (simplifizierte) japanische Tee-Zeremonie. Natürlich konnte nicht die gesamte Gruppe dabei bewirtet werden, aber zwei angehende Tee-Sommeliers haben sich getraut, in die Gastrolle zu schlüpfen. Gero hat sich für diese Gelegenheit richtig schick gemacht und einen japanischen Yukata angezogen. Alle Zubereitungsschritte wirkten ruhig und entspannend, so dass ich diese Demonstration auch als Zuschauer genießen konnte.

Auch die Seminarleitung will gelernt sein
Den Samstag haben wir mit Frau Florl verbracht. Sie hat jahrelange Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt und arbeitet nun beratend als Coach für viele Unternehmen. Sie wird uns vor allem im nächsten Block sehr intensiv begleiten. Das Besondere daran ist, dass wir als Gruppe beim letzten Block getrennt werden. So wird die erste Hälfte den abschließenden Teil samt Prüfung bereits im Mai absolvieren. Meine Gruppe ist erst im Juni dran. Ziel ist es, jeden in die Lage zu versetzen, souverän und selbstsicher ein Seminar zu leiten und dies fängt schon bei der Ausstrahlung an. Als Vorbereitung auf den kommenden Block haben wir in kleinen Gruppen das Profil eines idealen Tee-Sommeliers erarbeitet. Also so, wie wir uns selbst am liebsten sehen. Und beim nächsten Block wird Frau Florl uns dabei helfen, diesem Ideal ein (hoffentlich großes) Stückchen näherzukommen. Ich werde berichten.

Hier geht es nochmals zu den Zusammenfassungen der anderen Seminare:
Block I
Block II

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Matcha-Gründonnerstag: Was der Matcha Ten wirklich drauf hat

Matcha-Gründonnerstag: Was der Matcha Ten wirklich drauf hat

Eigentlich habe ich mir selbst auferlegt, keine Promotion für Produkte meines Arbeitgebers zu machen, aber heute mache ich eine Ausnahme, es ist ja schließlich der Matcha-Gründonnerstag.

Das Aiya-Sortiment kurz vorgestellt
Wenn man sich das Aiya-Sortiment anschaut, dann findet man viele verschiedene Produkte. Matcha Tsuki und Fuku sind Kochqualitäten, die wir für Süßspeisen, Shakes oder Müsli empfehlen. Der Matcha Izumi ist einer unserer beliebtesten Qualitäten und wird Einsteigern ans Herz gelegt. Ich empfehle immer den Hikari, der belegt den zweiten Platz und ist sehr mild, man kann also damit nichts falsch machen. Dann gibt es noch den Hôrai und den Ten. Beide Sorten haben ihre Anhänger, der Hôrai hat mehr Biss, viele mögen den Hôrai daher lieber als den Ten, weil er mehr Körper hat.

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Der Bio Matcha Ten
Der Bio Matcha Ten hingegen ist zunächst süßlich mild und hat eine leichte Umami-Note. Dies gilt vor allem dann, wenn man sich mehr oder weniger an die Dosierungsempfehlung auf der Dose hält. Demnach soll auf ca. 1g Matcha 80-100ml heißes Wasser (80°C) gegeben werden. Doch ein Matcha, der über 40 Euronen kostet muss doch mehr drauf haben, oder? Hat er auch!

Die Besonderheit japanischer Schattentees
Ganz allgemein kann man sagen, dass hochqualitative japanische Grüntees – und dazu gehören Schattentees insbesondere – weniger Bitterstoffe haben als gewöhnliche Sencha. Auf der anderen Seite haben Schattentees mehr Aminosäuren und bilden mehr Theanin. Aus diesem Grund schmecken diese Tees auch mehr nach Umami. Der Matcha Ten ist ein Paradebeispiel für hochwertige Schattentees und bildet zurecht die Speerspitze des Sortiments, weil man ihn höher dosieren kann.

Aber zunächst müssen wir noch eine Frage klären.

Welcher Grüntee-Typ bist du?
Diese Frage ist wichtig, um herauszufinden, ob die darauf folgende Empfehlung etwas für dich ist. In zahlreichen Versuchen ist mir aufgefallen, dass es ganz einfach Menschen gibt, die keine herben oder kräftigen Geschmäcker mögen. Magst Du Espresso, Dunkelschokolade und herbes Bier? Dann könnte auch ein kräftiger dosierter Matcha etwas für dich sein.

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4g Matcha

 

Hochdosierter Matcha Ten
Das wirklich Besondere am Matcha Ten ist, dass er einfach wunderbar intensiv schmeckt, wenn man die Dosierung verdoppelt, verdreifacht oder gar vervierfacht. Der Matcha Ten ist eine Selektion feinster Tencha-Blätter. Weil er weniger Bitterstoffe hat, kann man ihn höher dosieren, ohne dass er ungenießbar wird. Da können einfache Qualitäten ganz einfach nicht mehr mithalten. Eine höhere Dosierung führt zu einem höheren Anteil der leckeren Komponenten wie Theanin. Und auch der Umami-Geschmack nimmt ordentlich zu. Außerdem ist es auch viel einfacher, einen schönen cremigen Schaum zu schlagen.

Übrigens ist hochdosierter Matcha keine neuzeitliche Erfindung. Schon die alten Teemeister Japans haben einen sogenannten “dicken Tee” (koi-cha) angerührt, dessen Konsistenz zähflüssig war.

Weiches Wasser erhöht den Genuss
Ganz allgemein gilt bei Tee als goldene Regel, dass man weiches Wasser benutzen müsse. Der Matcha Ten ist ein ganz besonderer Matcha und es wäre Verschwendung, wenn hartes Wasser seinen Geschmack beschneiden würde. Denn bei hartem Wasser kommen feine Komponenten und Aromen nicht so richtig zum Vorschein. Das liegt daran, dass hartes Wasser den kräftigen und herben Geschmack sogar verstärkt.

Die richtige Zubereitung
Du haderst noch mit der richtigen Zubereitung? Hier wird dir geholfen!

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Meine persönliche Matcha-Story
Den Matcha Ten habe ich heute vier Mal so hoch wie empfohlen dosiert. Einsteigern und Koffein-empfindlichen Menschen ist diese Dosierung nicht zu empfehlen. Man kann sich an diese Dosierung jedoch schrittweise herantasten und bei der Dosierung stehen bleiben, die man für sich als perfekt empfindet. Und weil dabei ein bisschen mehr Matcha drauf geht, ist dies natürlich keine Zubereitung für jeden Tag. Ich trinke den Matcha immer dann, wenn ich mich selbst für etwas belohnen möchte oder die Besonderheit eines Tages (Weihnachten, Geburtstag oder Jahrestag) feiern möchte. Probiere es doch einfach mal aus.

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Zehn gute Gründe, weswegen Tee auch für dich ein lebensbereicherndesGetränk sein kann

6 Dinge, die du über Mumyôi-Keramik wissen solltest

Mumyôi-yaki bzw. -Keramik (無名異焼) ist eine japanische Keramikgattung, die von Teeliebhabern wegen des außergewöhnlichen Tons geschätzt wird. Die besonderen Tonvorkommen befinden sich auf der Insel Sado, im Norden der Präfektur Niigata.

Die Insel Sado

Mumyôi-Keramik wird aus einem roten Ton hergestellt, der einen hohen Anteil an oxidertem Eisen aufweist. Solch ein Ton wurde ursprünglich in der traditionellen chinesischen Medizin dazu benutzt, um Blutungen zu stoppen oder Verdauungsbeschwerden zu lindern. Angeblich hat ein chinesischer Arzt beim aktualisieren des chin. Medizinbuchs gemerkt, dass dieser Ton noch keinen Eigennamen erhalten hatte. Er versuchte, sich einen Namen auszudenken, gab aber schließlich auf, indem er diese Tonart Mumyôi nannte, was so viel wie “unbekannt” heißt.

Rote Mumyôi-Kyûsu von Shimizu Ken (Oxidationsbrand)
Rote Mumyôi-Kyûsu von Shimizu Ken (Oxidationsbrand)

1. Geschichte
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf der Insel Gebrauchskeramik hergestellt. Obwohl der spezielle Ton der Insel Sado schon länger bekannt war, fing erst 1819 ein Mann namens Itô Kanbei (auch Itô Jinbei, 伊藤甚平, Lebensdaten unbekannt) an, aus dem Ton Raku-Keramik (楽焼) herzustellen. Seinem Beispiel folgten auch andere Töpfer und es entwickelten sich verschiedene Stile, bis schließlich Miura Jôzan (三浦常山, 1836-1903) zusammen mit Itô Sekisui I. (伊藤赤水, Lebensdaten unbekannt) die unglasierte Mumyôi-Keramik in ihrer heutigen Form begründete. Sie nahmen sich als Beispiel die chinesischen Yixing-Kannen und entwickelten dafür ein eigenes Brennverfahren.

Heute gibt es neben lebenden Nationalschätzen wie Itô Sekisui V. auf der einen Seite und Großbetrieben auf der anderen Seite auch Keramiker wie Watanabe Tôzô und Shimizu Ken. Die hier vorgestellten Arbeiten sind von Shimizu Ken.

2. Tonarten
Auf der Insel Sado gibt es zwar verschiedene Tonarten, traditionell werden aber zwei Typen benutzt: roter und gelber Ton, die ein Nebenprodukt des Gold- und Silberabbaus waren. Während der rote Ton ähnliche Eigenschaften aufweist wie der chinesische Yixing-Ton Zisha, ist der gelbe Nosaka-Ton viel elastischer und entspricht von den Eigenschaften her dem Yixing-Ton Zhuni. Der rote Ton ist leider nicht elastisch genug, um damit auf der Drehscheibe eine Kyûsu formen zu können, weswegen jeder Töpfer dem roten Ton etwas gelben Ton hinzufügt, um ihn besser formen zu können. Das Verhältnis kann dabei von Töpfer zu Töpfer variieren.
Eine weitere Besonderheit ist der besonders hohe Eisenanteil, dem ein großer Effekt auf den Geschmack des Wassers nachgesagt wird. Er beträgt beim Mumyôi-Ton 20%! Die Beschaffenheit des Tons führt dazu, dass der Töpfer den Tonkörper vor dem Brand bis zu drei Mal mit Stoff oder einem Stahlspatel poliert. Dadurch wird die Oberfläche verdichtet.

Darüber hinaus gibt es heutzutage auch Keramikwaren, die nur aus dem gelben Nosaka-Ton hergestellt werden. Streng genommen handelt es sich dann nicht mehr um Mumyôi-Keramik, da der namensgebende Ton keine Verwendung findet. Der Einfachheit halber wird die reine Nosaka-Variante trotzdem hier behandelt, schließlich ist jeder Mumyôi-Keramik etwas Nosaka-Ton beigemischt. Zudem scheint es die Kategorie Nosaka-Keramik im Japanischen gar nicht zu geben.

Natürliche Mumyôi-Tonvorkommen:

Natürliche Nosaka-Tonvorkommen


3. Brand
Das Brennverfahren entscheidet darüber, welche Farbe die gebrannten Stücke am Ende erhalten. Wird im Reduktionsbrand gebrannt, werden die Kannen schwarz, egal welches Ausgangsmaterial verwendet wurde. Allerdings weisen die Stücke aus rotem Ton einen metallischen Glanz auf.
Beim Oxidationsbrand hingegen werden die Stücke aus gelbem Ton orange, die aus rotem Ton werden dunkelrot. Je nach Ofentyp kann ein Brand bis zu fünf Tage dauern. Die Brenntemperatur beträgt ca. 1200°C, dabei schrumpfen die Tonkörper um bis zu 30%, was sie besonders hart werden lässt. Dies merkt man auch am hellen metallischen Geräusch, der entsteht, wenn man z.B. mit dem Fingernagel gegen den Körper stößt.

Eine Kyûsu aus Nosaka-Ton (Oxidationsbrand)
Eine Kyûsu aus Nosaka-Ton (Oxidationsbrand)

Eine besondere Technik ermöglicht außerdem den sogenannten yôhen-Effekt. Es bedeutet so viel wie “Verwandlung im Ofen” und spielt auf die wechselhafte Brennatmosphäre an. Dadurch können Keramiken entstehen, die schwarze und rote Flächen aufweisen.

4. Langzeiteffekt
Eine weitere Besonderheit dieser Keramikart ist die Reifung, die durch bloßen Gebrauch ensteht. Dabei erhält die Oberfläche einen leichten Glanz. Dies geschieht durch Aufnahme von bestimmten Partikeln des Tees. Wie lange dies dauert, kann ich an dieser Stelle noch nicht beurteilen, bei meinen Kannen habe ich bisher noch keine nennenswerten Veränderungen bemerkt. Frau P. hingegen meint, eine Veränderung festgestellt zu haben.

Schwarze Namamigaki-Kyûsu aus Nosaka-Ton (Reduktionsbrand)
Schwarze Namamigaki-Kyûsu aus Nosaka-Ton (Reduktionsbrand)

5. Namamigaki (生磨き)
Wie bereits geschrieben, werden die Keramiken aufwendig poliert. Namamigaki ist eine Technik, mittels der die Oberfläche so sanft wie Seide wird. Dabei wird mit Steinen oder Eisenstäben die Oberfläche verdichtet. Der Unterschied zwischen einer normalen Mumyôi-Kanne und einer Namamigaki ist beachtlich. Der Vergleich mit Seide ist keinesfalls zu hoch gegriffen und gibt die Haptik sehr gut wider. Der Aufwand ist jedoch ungleich größer, was man auch am Preisunterschied merkt. Wenn man bedenkt, dass selbst geübte Keramiker nur fünf Stücke am Tag auf diese Weise polieren können, dann relativiert sich der Aufpreis. Zumal dieser Vorgang mindestens ein weiteres Mal wiederholt werden muss.

Shimizu Ken demonstriert die Namamigaki-Technik

6. Geschmack
Mumyôi-Keramik soll dabei helfen können, den Geschmack des Tees zu intensivieren. Erfahrungsberichte im Internet fallen sehr unterschiedlich aus. Manchmal wird beklagt, dass der Ton das Aroma beschneide, auf der anderen Seite gebe er dem Tee mehr Körper und intensiviere den Nachgeschmack. Wichtig ist, dass man versucht, für eine Kanne immer das gleiche Wasser zu verwenden. Dadurch lagern sich Mineralien ab, die den Geschmack des Wassers intensivieren. Verstärkt wird der Effekt laut Akira Hojo, wenn man nur Tee einer bestimmten Region darin zubereitet, weil auch im Tee Mineralien enthalten sind (Quelle).
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Fazit
Ich habe drei verschiedene Kannen von Shimizu Ken und benutze sie sehr gerne. Einen drastischen Aromaverlust habe ich nicht feststellen können,  dafür fällt positiv auf, dass sie alle besonders gut mit Darjeeling und Nepal-Tees harmonieren. Daher habe ich eine Kanne nur für diese Tees auserkoren. Praktischerweise sind Darjeeling und Nepal so nah aneinander, dass man sie auch als eine Region sehen kann. Die schwarze Nosaka benutze ich für japanischen Sencha und die Mumyôi für geröstete Wuyi-Oolongs.
Hast auch du eine Mumyôi-Kanne? Konntest du einen Langzeiteffekt ausmachen? Und für welche Teesorten benutzt du deine Mumyôi-Kanne? Es würde mich freuen, von dir zu lesen!
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Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil III

Was man bei der Ausbildung zum Tee-Sommelier lernen kann Teil III

Es ist Halbzeit. Zwei Seminare habe ich bereits hinter mir und das dritte steht kurz bevor. Beim ersten Seminar ging es rund um das Thema Tee. Das zweite hatte eigentlich zwei Schwerpunkte.  Der eine legte den Fokus auf Tee-ähnliche Aufgussgetränke wie Kräuter- und Früchtetee. Der andere beschäftigte sich mit den Themen der Qualitätskontrolle, die jedem, der sich professionell mit Tee auseinandersetzt, begegnen.

Doch alles der Reihe nach!

Das zweite Seminar begann nämlich mit einer sogenannten Lernerfolgskontrolle. Der Test beinhaltete fast ausschließlich Multiple-Choice-Fragen, die nicht immer so einfach zu beantworten waren. Da alle fleißig gelernt haben, hat auch jeder bestanden, die Ergebnisse wurden diskret mitgeteilt. Anschließend wurden dazu offene Fragen geklärt, ehe es nochmals um Tee ging. Wir schauten uns einen Film an, der uns die Tee-Produktion in Nepal näher brachte. Das Besondere an dem Film ist, dass er ausschließlich aus Privataufnahmen der Teilnehmer zusammengestellt wurde und trotzdem mit der Qualität eines Dokumentarfilms mithalten kann.

TeeGschwendners Qualitätspolitik und Qualitätssicherung
TeeGschwendner ist in Deutschland unangefochtener Marktführer, was auch die unliebsame Konsequenz nach sich zieht, im Fokus der Medien zu stehen, wenn es um das Thema Tee geht. Auch aus diesem Grund leistet sich TeeGschwendner eine eigene Qualitätskontrolle samt Labor, in dem zusätzliche Analysen gefahren werden. Diese Menschen zeigten uns Ihr Verständnis von Qualität und Qualitätssicherung. Dabei ging es natürlich nur sekundär um die geschmacklichen Eigenschaften des Tees, dafür sind ja die Tea-Taster da. Primär wurden rechtlich relevante Ansätze von Qualität vorgestellt und erklärt wie beispielsweise das Lebensmittelrecht, das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz und die firmeneigene Qualitätssicherungsstruktur. Ferner wurden Rückstände & Höchstmengen von Pestiziden, Kontaminanten und die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMIV) behandelt. Viel trockener Stoff. Man könnte meinen, dass sich dafür die Wenigsten interessiert haben, doch das genaue Gegenteil war der Fall! Diese Themen sind so wichtig und vor allem für Teehändler dermaßen relevant, dass wir uns damit intensiver befasst haben, als die Dozenten es erwartet hätten.

Südafrikas endemische Büsche: Rooibos & Honeybush
Das letzte große Thema des Tages bildete der Rooibos und Honeybush aus Süd-Afrika. Auch für diese beiden Sorten wurden die Geschichte und der Anbau inklusive Verarbeitung kurz skizziert und der Pflanzentyp als endemisch klassifiziert. Das bedeutet ganz einfach, dass beide Büsche nur in dem ganz speziellen Klima Süd-Afrikas im Gebiet der Zederberge gedeihen. Der Vortrag wurde mit Bildern und Videos ausgeschmückt, so dass man dem roten Faden auch zu fortgeschrittener Zeit noch gut folgen konnte. Zu guter Letzt durften wir die Sorten auch selbst probieren. Dabei wurden nicht nur die reinen Klassiker aufgetischt, sonder kreative und bewährte aromatisierte Varianten vorgestellt, die einem zeigen, was mit diesen beiden Sorten noch möglich ist.

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Duftende Kamillenblüten

 

Die Ambivalenz des Kräutertees
Wenn man von einem Kräutertee spricht, fällt auch schon mal der Begriff “Droge” bzw. “Monodroge”. Das liegt sicherlich daran, dass Kräuter historisch als Arzneimittel von Heilkundigen kultiviert wurden. In Europa befassten sich im Mittelalter verschiedene Klöster mit der Wirkung der Kräuter und die Heilige Hildegard von Bingen ist vielleicht die prominenteste Vertreterin dieser Gruppe, deren Lehren und Schriften auch heute noch rezipiert werden.

In unserer Gesellschaft spielen Kräuter aber nicht nur als Arznei eine Rolle, sie werden auch als Genuss- bzw. Lebensmittel konsumiert und selbst angebaut. Der Gesetzgeber unterscheidet die Verwendung haarscharf. Und so ist es zu erklären, dass Kräutertee je nach Geschäftsart mal als Arznei in Apotheken und Drogerien oder als Lebensmittel in Teefachgeschäften und Supermärkten verkauft wird. Als Arznei muss eine Droge einen Mindestgehalt an Wirkstoffen aufweisen. Doch damit nicht genug. Wer eine Droge als Arznei verkaufen möchte, benötigt noch einen Sachkenntnisnachweis.

Da es so viele verschiedene Kräuter gibt, haben wir die einzelnen Sorten nicht in der zuvor gekannten Intensität bearbeitet. Dennoch haben wir gesehen aus welchen verschiedenen Pflanzenteilen Kräutertees hergestellt, welche Wirkungen ihnen nachgesagt und wie sie im Allgemeinen angebaut und verarbeitet werden. Ein kurzer Blick in die Statistik verriet, dass ca. doppelt so viele Kräuter- und Früchtetees verkauft werden wie konventioneller Tee aus der Camellia Sinensis. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass wir diese Sorten pur und als Mischungen probierten.

Welche Nährstoffe sind im Tee?
Tee ist seit einigen Jahren in den Medien dauerpräsent. Zwar gibt es immer wieder vereinzelte Berichte, die Tee einen schlechten Ruf anhaften möchten, doch ist man sich heute darüber einig, dass sowohl der klassische Tee aus Camellia Sinensis als auch die zahlreichen Tee-ähnlichen Erzeugnisse wie Rooibos- und Kräutertee positiv auf den Körper wirken. Unsere Gesetzeslage macht es uns aber schwierig, darüber offen zu sprechen, vor allem dann, wenn wir hinter der (virtuellen) Ladentheke stehen. Auf dieses besonders sensible Thema wurde man sehr gut vorbereitet.

Trotzdem haben wir uns die Inhaltsstoffe des Tees genauer angeschaut und beleuchtet, warum beispielsweise Catechinen nachgesagt wird, dass sie freie Radikale abfangen können. Und hier muss ich dem Team der Qualitätskontrolle ein großes Kompliment aussprechen. Mein Chemie-Unterricht ist schon sehr lange her und ich gestehe, dass ich inhaltlich den Anschluss in diesem Fach schon sehr früh verloren habe. Und gerade deswegen bin ich umso dankbarer, dass die Damen die komplexe Thematik so einfach erklärt haben, dass ich, der über das Thema sicherlich schon zig Artikel gelesen hat, zum ersten Mal wirklich verstanden habe, was wirklich im Inneren des Körpers passiert.

Neben diesem für mich spannendsten Thema wurden weiterhin wichtige Themen wie der tägliche Flüssigkeitsbedarf, die wichtigsten Inhaltsstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Extraktion nach Ziehzeit und der Koffeingehalt behandelt. Und zum letzteren gab es neben einem Quervergleich zu anderen koffeinhaltigen Getränken die spannende Entdeckung, dass der Koffeingehalt gar nicht so konstant ist, wie wir immer meinen. Und für diejenigen, denen das alles noch nicht ausreichte, gab es ein gut gefülltes Literaturverzeichnis zur privaten Weiterbildung.

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Hibiskus

 

Aromen: die Welt der feinen Düfte
Wer kennt es nicht? Wenn man einen Teeladen betritt, kommt einem fast immer ein Schwall Aromen entgegen, die einem hocharomatische Tees versprechen. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich vor nun fast 15 Jahren meine ersten Erfahrungen mit Tee über die aromatisierten Sorten begann. Und ich war tatsächlich begeistert von Baileys- und Blaubeer-Aromen im Schwarztee. Diese Beigeisterung hielt zwar nicht lange, aber immerhin führte sie mich zum orthodoxen Tee.

Auf eine Grundsatzdebatte sei an dieser Stelle verzichtet. Fakt ist, dass Menschen schon seit prähistorischen Zeiten Lebensmittel verfeinern, um sie genießbar(-er) zu machen. Und durch diese Geschichte wurden wir kurz und bündig geführt. Dabei kommt man auch nicht umhin, sich die Definitionen der heute zulässigen Aromen genauer anzusehen. Heute spricht man zwar von natürlichen Aromastoffen und Aromastoffen, doch natürlich gibt es mittlerweile Abstufungen, die man als Endverbraucher ohne Weiteres nicht versteht. Dafür gibt es den Gesetzgeber und die Spezialisten der Qualitätskontrolle, die anhand der feinen Unterschiede eine Wissenschaft der korrekten Verpackungsdeklaration begründen.

Ein Beispiel gefällig?

Ein natürliches Ananas-Aroma muss zu 95% aus Ananas stammen. Wenn nun aber Ananas-Aromen aus einer Holzrinde extrahiert werden, die mit dem Ananas-Aroma identisch sind, dann darf ihr Anteil maximal 5% betragen. Steigt der Anteil auf über 5% an, dann lautet die korrekte Bezeichnung “natürliches Ananas-Aroma mit anderen natürlichen Aromen”.

Sehr erfreulich war auch hier der kritische Umgang mit diesem Thema, z.B. ob sich Verbraucher durch Aromen täuschen lassen und in welcher Konzentration sie eigentlich eingesetzt werden dürfen. Zum Abschluss gab es einige Klassiker der beliebtesten Aroma-Tees, die wir verkosten durften. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei Sorten wie Earl Grey auch heute noch schwach werde.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Denn mit Tee kann man tatsächlich viel mehr machen, als man denkt. Fünf Rezepte haben wir ausprobiert und mithilfe von Tee beispielsweise einen Cocktail mit Matcha und eine Art Milchshake mit Assam-Tee zubereitet. Ursprünglich hat Gero den Einfall verwirklicht, einen rauchigen Lapsang Souchong als Steak-Marinade zu verwenden, um das Aroma aufs Steak zu übertragen. Wir konnten es zwar nicht prüfen, aber die Grillsaison steht ja quasi vor der Tür.

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Last but not least durften wir uns in der Hexenstube selbst austoben und aus einer Vielzahl an bereitgestellten Aromen und Zutaten unseren eigenen aromatisierten Tee kreieren. Ich habe dabei leider nicht so viel Talent bewiesen, denn mein “Matcha Colada”, den ich bei Aiya vollendet habe, war leider zu stark aromatisiert, um meine Kollegen überzeugen zu können. Ein Versuch mit Milch steht zwar noch aus, aber die Skepsis ist groß. Dennoch war es eine wertvolle Erfahrung, schließlich macht jeder Versuch den Tee-Sommelier klug.

Fazit
Das war die Zusammenfassung des zweiten Seminarblocks. Wenn du dich für diese Ausbildung interessierst, dann weißt du, was dich erwartet. Der dritte Block wird sich unter Anderem mit den verschiedenen Teekulturen und Zeremonien befassen. Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen möchtest, melde dich doch beim kostenlosen Newsletter an.
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